28.09.2022 20:46 Uhr

"Vom Hof gejagt": Zoff um Rauswurf von Werder-Stadionsprecher

Christian Stoll (r.) ist nicht mehr Stadionsprecher von Werder Bremen
Christian Stoll (r.) ist nicht mehr Stadionsprecher von Werder Bremen

Trotz des guten Saisonstarts und des vielumjubelten Abschiedsspiel für Claudio Pizarro hängt bei Werder Bremen der Haussegen schief. Hintergrund: die Entlassung des langjährigen Stadionsprechers Christian Stoll, der sich mit schweren Vorwürfen gegen den Klub zu Wort meldet.

Am Mittwochnachmittag ließ Werder Bremen die Bombe platzen: In einer kurzen Mitteilung verkündete der Bundesligist die Trennung von Stadionsprecher Christian "Stolli" Stoll "mit sofortiger Wirkung".

21 Jahre hatte Stoll zuvor gemeinsam mit dem auch aus dem TV bekannten Arnd Zeigler die Rolle des Einheizers im Weserstadion bekleidet.

Nach mehreren Gesprächen in den letzten Wochen sei die Entscheidung gefallen, hieß es in dem Statement. Zeigler werde bei den Heimspielen der Bremer vorerst allein durchs Programm führen. Stoll hatte bei Claudio Pizarros Abschiedsspiel am Samstag bereits nicht mehr am Mikrofon gesessen.

Fehlverhalten nach "hochdramatischer Schlussphase"

Der 62-Jährige, der zwischen 2006 und 2016 auch als Stadionsprecher der deutschen Nationalmannschaft fungierte, meldete sich wenig später mit einer schriftlichen Erklärung zu Wort, aus der mehrere Medien zitierten.

Stoll räumte darin ein Fehlverhalten im Anschluss an das knappe 0:1 gegen den FC Augsburg am 6. Spieltag ein. Er habe sich nach Ende der "hochdramatischen Schlussphase" zu Bemerkungen gegenüber Schiedsrichter Martin Petersen sowie FCA-Manager Stefan Reuter hinreißen lassen.

"Dem Referee sagte ich, er möge doch lieber Kreisliga pfeifen, dem Mitglied der Geschäftsführung der Augsburger, er habe eine Truppe von Unsympathen am Start", gestand Stoll, der aber betonte: "Beide Herren habe ich selbstverständlich derweil schriftlich um Entschuldigung gebeten."

Schwere Vorwürfe gegen Werder Bremen

Werder habe ihm dennoch mitgeteilt, sein Verhalten passe nicht zu den Werten des Vereins. Eine einvernehmliche Trennung zum Jahresende sowie seinen Wunsch, das kommende Heimspiel gegen Gladbach noch zu begleiten, habe der Klub abgelehnt.

"Selbst die dringliche Bitte, dann doch wenigstens mit dem Abschied von Claudio Pizarro auch selbst aufzuhören, wurde abschlägig beschieden", teilte Stoll mit.

Er habe sich " auch bei den Vereinsverantwortlichen entschuldigt und mein falsches Verhalten ehrlich bedauert. Ich habe keine Ausflüchte gesucht und habe zu meinem Fehler gestanden. Mehr konnte ich nicht tun. Dennoch hat man mich von einem Augenblick zum nächsten vom Hof gejagt."

Stoll mutmaßte, kritische Kommentare in seiner Rolle als Kolumnist für Bremer Medien seien der wahre Grund für das Aus bei den Grün-Weißen. Der Rauswurf habe ihn "in meinem Stolz, Teil der Werder-Familie zu sein, gekränkt und in meiner persönlichen Ehre als Mensch verletzt" und tue "ungeheuer weh".