Wechselhaftes Bayern-Debüt: Wie geht es für Peretz weiter?

Weil das Comeback von Manuel Neuer zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar war, entschied sich der FC Bayern kurz vor Ende der Transferperiode, in Daniel Peretz einen weiteren Torhüter dazuzuholen. Am Dienstagabend feierte der junge Israeli nun sein Debüt im Kasten der Münchner - mit einigen Höhen und Tiefen.
Zugegeben: Es gibt angenehmere Premieren für einen Keeper als jene, die Daniel Peretz im Pokalspiel bei Drittligist Preußen Münster erlebt hat. Rund vier Wochen nach seinem Wechsel zum deutschen Rekordmeister stand der 23-Jährige erstmals in einem Pflichtspiel für seinen neuen Arbeitgeber auf dem Rasen, um ihn herum eine notgedrungen komplett umgebaute Hintermannschaft.
Vor Peretz verteidigten mit Leon Goretzka und Noussair Mazraoui zwei Spieler im Zentrum, die eigentlich im Mittelfeld respektive auf der Außenbahn beheimatet sind. Keine idealen Voraussetzungen für einen stabilen Auftritt.
Ob dies der Grund für das eher durchwachsene Debüt des immerhin fünf Millionen Euro teuren Neuzugangs war, ist unklar. Während das neuformierte Duo Goretzka/Mazraoui weitestgehend souverän agierte, wirkte Peretz mehrfach nervös.
Zwar hielt der Nationalspieler die Null, bei einigen Flanken des unterklassigen Gegners stellte er sich aber ungeschickt an. Auch zwei Abschlüsse der Münsteraner durch Malik Batmaz (16.) und Joel Grodowski (80.) hielt Peretz erst im Nachfassen. Von sport.de gab es daher nur die Note 3,5, neben Alphonso Davies die schwächste Einzelbewertung.
Zur Wahrheit gehört freilich, dass Peretz am Dienstagabend nicht allzu häufig gefordert wurde. Wann die nächste Bewährungschance - dann vielleicht gegen einen stärkeren Gegner - folgen wird, ist offen. Solange Manuel Neuer fehlt, ist Routinier Sven Ulreich als Nummer eins gesetzt, personelle Experimente von Trainer Thomas Tuchel sind eher unwahrscheinlich.
Peretz, der in der internen Hierarchie momentan an dritter Stelle steht, könnte nach Neuers Rückkehr vorerst aus dem Spieltagskader rutschen.
FC Bayern: Tuchel lobt "sehr aufgeräumten" Peretz
Vor dem Anpfiff hatte Tuchel bei "Sky" noch seine Hoffnung formuliert, dass Peretz "das zeigt, was er im Training zeigt". Der talentierte Schlussmann sei "ein sehr aufgeräumter Junge", dem er und seine Kollegen vertrauen würden.
Wie Tuchel die ersten Eindrücke von Peretz unter Wettkampfbedingungen eingeordnet hat, ist nicht übermittelt. Er will seinen neuen Schützling fördern, kann ihm in Deutschland jedoch nicht so viele Einsätze garantieren wie einst seinen Ersatzkeepern beim FC Chelsea. Vor dem Münster-Spiel hatte sich der Coach als Fan der in England typischen Pokal-Rotation geoutet.
In den kommenden Wochen wird Peretz nun wieder auf der Bank Platz nehmen müssen. Noch benötigt er einige Zeit, um sich an das Top-Niveau beim FC Bayern anzupassen und die Abstimmung mit seinen Vorderleuten zu verbessern.
Ob er tatsächlich das Zeug dazu hat, Manuel Neuer eines Tages abzulösen, muss sich erst noch zeigen. Eile herrscht immerhin nicht: Peretz hat beim deutschen Branchenführer bis 2028 unterschrieben.
Heiko Lütkehus