28.11.2023 11:44 Uhr

Elfer-Drama: U17-Junioren kämpfen sich ins WM-Finale

Die deutsche U17 steht nach einem Elfer-Krimi gegen Argentinien im WM-Finale. Stürmer Paris Brunner und Ersatztorhüter Konstantin Heide werden zu Helden.

Paris Brunner riss sich strahlend das Trikot vom Körper, dann fiel die gesamte U17 wild jubelnd über ihren Matchwinner her: Nach dem dramatischen Einzug ins WM-Finale herrschte beim abgekämpften DFB-Team pure Ekstase. "Ich bin unglaublich stolz auf meine Jungs. Jetzt wollen wir auch die Goldmedaille holen", sagte DFB-Trainer Christian Wück nach dem 4:2 im Elfmeterschießen gegen den Nachwuchs von Weltmeister Argentinien.

Wück stand die Nervenschlacht im schwülheißen Indonesien auch fast eine Stunde nach Schlusspfiff noch ins Gesicht geschrieben. Bis in die siebten Minute der Nachspielzeit hatte seine Mannschaft 3:2 geführt, ehe Argentinien mit dem späten Ausgleich die Entscheidung vom Punkt erzwang. Dort behielt der Europameister dennoch die Nerven und spielt nun am Samstag (13:00 Uhr MEZ/Sky) gegen den EM-Zweiten Frankreich oder Mali um den Titel.

BVB-Talent mit Doppelpack

Zu deutschen WM-Helden wurden bei mehr als 30 Grad in Surakarta gleich zwei Spieler: Zum einen erzielte BVB-Jungstar Brunner einen Doppelpack (9./58.) und verwandelte auch den letzten Elfmeter. Der 17-Jährige hatte schon im Viertelfinale gegen Spanien (1:0) für die Entscheidung gesorgt. Dabei hatte Brunner vor dem Turnier mit einer Suspendierung "aus disziplinarischen Gründen" beim BVB für negative Schlagzeilen gesorgt. Wück nominiert ihn dennoch.

Zweiter Mann des Tages war Konstantin Heide. Der Ersatztorhüter war kurzfristig für den erkrankten Max Schmitt zwischen die Pfosten gerückt, hielt in seinem ersten U17-Spiel seit mehr als einem Jahr stark und pariere im Elfmeterschießen zweimal. Er hat uns das Spiel gerettet, seine Paraden waren sensationell", sagte Wück.

Nach dem Rückstand zur Pause hatten Brunner und der Hoffenheimer Max Moerstedt (69.) auf 3:2 erhöht, ehe Agustin Ruberto mit der letzten Aktion sein drittes Tor der Partie (36./45.+4/90.+7) erzielte. "Aber auch das hat uns nicht aus der Bahn geworfen. Die Jungs haben es in sich, jetzt auch den letzten Schritt zu gehen", sagte Wück.

Historisch ist der Erfolg schon jetzt: Weder Toni Kroos, Kevin Trapp und Sebastian Rudy 2007 noch Emre Can, Marvin Ducksch und Rani Khedira 2011 hatten es mit der U17 so weit geschafft. Diesmal stimmten "Mentalität und Siegeswille", wie Weltmeister Bastian Schweinsteiger nach Schlusspfiff bei X schrieb. Auch DFB-Kapitän Ilkay Gündogan gratulierte: "Starke Leistung, Jungs! Ihr könnt schon jetzt sehr stolz auf euch sein."

"Und dann wollen wir den Titel"

Die Mentalität hob auch Wück noch einmal hervor. "Ich glaube, dass sich die Fans in Deutschland schon lange nach so einer Mannschaft sehnen", sagte der DFB-Trainer. Angesprochen auf die rassistischen Beleidigungen, die viele Spieler zuletzt im Internet erfahren mussten, meinte Wück: "Die Jungs geben ihr Herz für unser Land, sie sind alle in Deutschland geboren und stolz darauf, mit dem Adler auf der Brust zu spielen."

Und bereit, Geschichte zu schreiben: Die U17 ist erst die vierte deutsche U-Mannschaft in einem WM-Finale, den bislang einzigen Titel holte 1981 die U20 mit Spielern wie Rüdiger Vollborn, Michael Zorc, Ralf Loose oder Roland Wohlfarth. "Jetzt werden wir ein paar Tage regenerieren", sagte Wück: "Und dann wollen wir den Titel."