29.11.2023 06:54 Uhr

Gnabry und Bayern: Rückt die Trennung näher?

Serge Gnabry hat beim FC Bayern ein wenig den Anschluss verloren
Serge Gnabry hat beim FC Bayern ein wenig den Anschluss verloren

2023/2024 läuft es für Serge Gnabry bislang überhaupt nicht rund. Während seine direkten Konkurrenten beim FC Bayern fleißig Eigenwerbung betreiben, kommt der Offensiv-Allrounder einfach nicht in Fahrt. Kommt es im nächsten Sommer zur Trennung?

In sieben aufeinanderfolgenden Spielzeiten in der Fußball-Bundesliga zweistellig zu treffen, haben bislang nur eine handvoll Profis hinbekommen. Serge Gnabry zählt dazu.

Was 2016 bei Werder Bremen begann und ein Jahr später bei der TSG Hoffenheim fortgesetzt wurde, gipfelte schließlich beim FC Bayern, wo der heute 28-Jährige hinter Thomas Müller, Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Kingsley Coman die Nummer fünf der dienstältesten Spieler ist.

Zuletzt wirkte es zuweilen allerdings so, als habe sich die erfolgreiche Beziehung zwischen dem deutschen Rekordmeister und seinem Nationalspieler ein wenig abgenutzt.

Die nackten Zahlen sprechen Bände: Erst 420 Minuten stand Gnabry in der laufenden Saison für den FC Bayern auf dem Rasen, lediglich ein mickriges Törchen (beim 4:3 in der Champions League gegen Manchester United) sprang dabei heraus.

Zur Wahrheit gehört natürlich, dass der Rechtsaußen nach seinem Unterarmbruch im DFB-Pokalspiel gegen Preußen Münster wochenlang pausieren musste und so seinen Rhythmus kaum finden konnte. Doch auch fit dürfte er unter Trainer Thomas Tuchel vorerst nur noch zweite Wahl sein.

Konkurrenz beim FC Bayern für Gnabry zu groß

"2019/20 war mein bestes Jahr. Ich hänge der Effizienz dieser Saison ein bisschen hinterher", gestand Gnabry kürzlich auf einer Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft. Seit der Sommerpause sei er "noch nicht in den Flow gekommen, richtig zu performen".

Und Besserung ist nicht in Sicht: Während Gnabry auf Formsuche ist, haben seine teaminternen Konkurrenten kontinuierlich Pluspunkte gesammelt.

Tuchel vertraut in vorderster Front in der Regel auf ein Quartett aus Kingsley Coman, Jamal Musiala, Leroy Sané und Harry Kane. In Musialas Abwesenheit streiten Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting um den Platz als Freigeist hinter Kane.

So droht Gnabrys Vielseitigkeit - über Jahre hinweg eine seiner größten Stärken - zum Problem zu werden. Denn: Der gebürtige Stuttgarter ist in fast allen Angriffs-Disziplinen gut, aber nirgendwo besser als die gesetzten Mitspieler.

Freilich ist ein heißer Konkurrenzkampf für Gnabry nichts Neues, und bislang hat sich der Rechtsfuß gegen fast alle noch so prominenten Namen durchgesetzt. Seine Dynamik, gepaart mit einem kompromisslosen Abschluss, überzeugte am Ende jeden Coach, ob Niko Kovac, Hansi Flick oder Julian Nagelsmann.

FC Bayern: Tuchel appelliert an Sorgenkind Gnabry

Unter Tuchel sind Gnabrys Aktien jedoch merklich gesunken. Die Höchststrafe: Beim 1:0-Arbeitssieg des FC Bayern beim 1. FC Köln schmorte der Allrounder unlängst 90 Minuten auf der Bank.

Ein weiterer Tiefschlag für Gnabry, der gerade erst von einer komplett misslungenen Länderspielreise mit der DFB-Auswahl zurückgekehrt war.

Auf der Pressekonferenz vor dem Königsklassen-Heimspiel gegen den FC Kopenhagen war Tuchel bemüht, seinen Schützling stark zu reden. "Er ist wahnsinnig verlässlich für uns", betonte der 50-Jährige und verwies auf Gnabrys "fehlende Leichtigkeit" durch seine Armschiene.

Der formschwache Stürmer müsse jetzt "Scheuklappen" aufsetzen und die "Sachen, die ihn stark machen, wiederholen", forderte Tuchel: "Dann kommt er auch wieder auf das Niveau, das wir von ihm erwarten."

Abschied vom FC Bayern? Gnabry schätzt die Premier League

Dennoch bleiben Zweifel, ob Gnabry beim FC Bayern nochmal zum Unersetzlichen wird. Sein aktuelles Arbeitspapier an der Säbener Straße läuft 2026 aus, die Gerüchte um den Wunsch des ehemaligen Arsenal-Profis nach einem zweiten Anlauf in der Premier League halten sich hartnäckig.

Passend dazu wurde Manchester United konkretes Interesse am fünffachen deutschen Meister nachgesagt, die aufgerufenen 60 Millionen Euro sollen die Red Devils zumindest nicht abgeschreckt haben.

Für Gnabry, der im nächsten Juli 29 Jahre alt wird, wäre es vielleicht die letzte Chance, bei einem englischen "Big Six"-Verein unterzukommen. Im Gegenzug könnten die Bayern-Verantwortlichen eine satte Ablöse einstreichen und in die Kader-Verjüngung stecken.

Noch sind das alles aber Gedankenspiele. Selbst wenn sich Abschiedsgedanken bei Gnabry verfestigen sollten, liegt sein Fokus bis zum Sommer noch auf dem FC Bayern sowie der Heim-EM mit der derzeit schwer angeschlagenen deutschen Nationalmannschaft.

Und womöglich auch darauf, seine beeindruckende Torserie auf acht Jahre auszuweiten. Auf seinen ersten Treffer in der Liga wartet Gnabry noch.

Heiko Lütkehus