Magath wehrt sich gegen S04-Image: "Sowas von dummes Zeug"

Felix Magath erlebte in seinen knapp zwei Jahren (2009 bis 2011) in verantwortlicher Position beim FC Schalke 04 eine äußerst intensive Zeit. Aus einer Mittelfeld-Mannschaft formte er innerhalb einer Saison einen Titelkandidaten, steuerte den Klub in seiner zweiten Saison in die K.o.-Phase der Champions League und in Richtung DFB-Pokalsieg. Trotzdem musste er im Frühjahr 2011 vorzeitig gehen. Seine Zeit in Gelsenkirchen wird seither sehr ambivalent bewertet. Völlig zu Unrecht, wie das Bundesliga-Urgestein selbst findet.
Felix Magath, der als Trainer, Manager und Vorstandsmitglied in Personalunion den entscheidenden Einfluss auf die Kaderzusammenstellung der Jahre 2009 und 2010 hatte, wurde unter anderem eine überbordende Transferpolitik zu Last gelegt.
Durch zu viele Transfers sei der Kader aufgebläht gewesen, wurde ihm unter anderem angekreidet: "Das ist natürlich sowas von dummes Zeug, das dann vom Verein verbreitet wird", konnte Magath auch viele Jahre nach seinem Schalke-Engagement beim YouTube-Format "At Broski - Die Sport Show" diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen.
"Man muss wissen, dass der FC Schalke 04, bevor ich dahin kam, eigentlich pleite war. [...] Obwohl kein Geld da war, hatte man zum Beispiel Lewis Holtby verpflichtet und wollte Mladen Kristajic gerne halten, weil der beliebt und gut war", erinnerte sich Magath an den Transfersommer 2009.
Magath holte Spieler, die "natürlich keine Weltklasse waren"
In seinem ersten Transferfenster holte Magath zahlreiche Spieler ablösefrei nach Gelsenkirchen, darunter Lukas Schmitz, Christoph Moritz oder Edu, verpflichtete weitere wie Alexander Baumjohann oder Peer Kluge für niedrige Ablösesummen.
"Ich habe Spieler geholt in der Phase, die wenig gekostet haben, aber natürlich auch nicht Weltklasse waren. Dummerweise, wie das Leben nun mal so spielt, konnte es ja keiner voraussehen, dass der FC Schalke 04 auf einmal Zweiter in der Meisterschaft und in der Champions League war", konnte Magath seine Süffisanz darüber nicht verbergen, dass ihm mit seinem zusammengestellten S04-Kader auf Anhieb die Vizemeisterschaft hinter dem FC Bayern gelang. Noch nach dem 32. Spieltag waren die Königsblauen damals punktgleich mit dem späteren Meister aus München.
Magath erinnert sich an legendären Raúl-Transfer zum FC Schalke 04
Im Sommer 2010 folgte dann der "überragende Transfer" seiner Schalker Zeit, wie Magath selbst herausstellte. Die lebende Real-Madrid-Legende Raul wurde ebenso ablösefrei verpflichtet wie Innenverteidiger Christoph Metzelder, der eine entscheidende Rolle bei dem Deal spielte: "Den Transfer von Raul muss man im Zusammenhang mit Christoph Metzelder sehen. [...] Er hatte mich gefragt: 'Hast du schon mal an Raul gedacht?' Da habe ich gesagt: 'Spinnst du? Lass mich in Ruhe'", wollte Magath zunächst selbst nicht glauben, die Stürmer-Ikone tatsächlich ins Ruhrgebiet holen zu können.
Als Raúl im Sommer 2010 dann tatsächlich zum FC Schalke wechselte, freute sich Magath "wie Bolle" und habe sich selbst auf die Schulter geklopft. Körperlich sei Raúl zu Beginn zwar noch "völlig daneben" gewesen und es habe mehrere Wochen gedauert, um den Torjäger wieder in Form zu bekommen.
Doch letztlich spielte er in der Offensive neben den weiteren damaligen Neuzugängen Klaas-Jan Huntelaar und José Manuel Jurado eine starke Saison, die den FC Schalke bis ins Halbfinale der Champions League und zum DFB-Pokalsieg 2011 führen sollte.
Felix Magath wurde im März 2011 entlassen und durch Ralf Rangnick ersetzt. Nach Aussage des heute 71-Jährige war für die Schalker Bosse damals vor allem Magaths Meinungsstärke und Einflussnahme das große Problem, warum es zur Trennung nach nicht einmal zwei Jahren kam: "Meine eigene Meinung konnte man damals beim FC Schalke nicht gebrauchen."