Der BVB geht ein großes Risiko ein
Niclas Füllkrug hat Borussia Dortmund nach nur einer Saison schon wieder verlassen. Während sich für den Nationalspieler in der Premier League ein neues Abenteuer ergibt, geht der BVB mit dem Transfer ein großes Risiko ein. Ein Kommentar.
Eines ist sicher: Inaktivität kann den Kaderplanern von Borussia Dortmund in diesem Sommer nicht vorgeworfen werden. Mit dem Verkauf von Füllkrug an West Ham United gehen die BVB-Bosse aber ein großes Risiko ein.
Keine Frage, die kolportierte Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro sind eine Menge Geld für einen 31-Jährigen. Allerdings ist Füllkrug kein Auslaufmodell, sondern vielmehr wie ein guter Wein, der im fortgeschrittenen (Fußballer-)Alter besser und besser wird. Vor etwas mehr als zwei Jahren noch Zweitliga-Spieler bei Werder Bremen, inzwischen Torschütze bei Welt- und Europameisterschaft: Es scheint, als würde Füllkrug gerade erst loslegen.
Nicht ohne Grund stattete Borussia Dortmund den Routinier im letzten Sommer mit einem Vertrag bis 2026 aus. Die nackten Zahlen (15 Tore und 10 Vorlagen in 43 Pflichtspielen) aus seiner ersten und einzigen BVB-Saison sind für einen unumstrittenen Stammspieler solide, mehr nicht. Jedoch reicht Füllkrugs Wert über die reinen Statistiken hinaus.
Füllkrug kann eine ganze Mannschaft, eine ganze Fußballnation, mitreißen - so geschehen bei der zurückliegenden Europameisterschaft. "Lücke" ist Sympathieträger und Fanliebling. Die Dortmunder haben sich in Person von Mats Hummels und Marco Reus erst kürzlich von zwei langjährigen Führungspersönlichkeiten getrennt. Mit Füllkrug geht der nächste Charakter, der mit seiner charismatischen Art perfekt zum Revierklub passte.
Der BVB hat keine Zeit
Nun sind die BVB-Bosse am Zug. Mit Serhou Guirassy wurde in der laufenden Transferphase bereits ein Torjäger geholt. Der Ex-Stuttgarter laboriert aktuell aber noch an einer Knieverletzung. Ob er in Dortmund nahtlos an seine Gala-Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen kann, bleibt abzuwarten.
Ebenso bleibt abzuwarten, ob der gesuchte Füllkrug-Nachfolger auf Anhieb einschlägt. Transfer-Flirt Maximilian Beier hat eine starke Spielzeit in Hoffenheim hinter sich, ist aber erst 21 Jahre alt. Rückschläge zum Anfang der jungen Karriere sind nicht ausgeschlossen.
Der BVB hat aber keine Zeit, will nach dem enttäuschenden fünften Tabellenplatz in der Bundesliga wieder in Richtung Spitze schielen, anstatt wie in der letzten Saison das Fernglas rausholen zu müssen.
Ein Wechsel-Veto bei Füllkrug wäre die risikoärmere Wahl gewesen.
Jannik Kube