BVB-Transfer Couto: Zurück zum jogo bonito
Yan Couto: So lautet die Antwort der Kaderplaner von Borussia Dortmund auf die Frage, welcher Spieler in der Debütsaison des neuen Cheftrainers Nuri Sahin die rechte Abwehrseite beackern wird. Für den jungen Brasilianer ist es der nächste Schritt auf dem Weg nach ganz oben, für den BVB ist es ein Schritt hin zu einem ausgewogeneren Kader.
BVB-Neuzugang Yan Couto weiß, wie man sich schnell in die Herzen der schwarz-gelben Fans spielt: erst mit Worten, dann mit ersten Taten.
"Ich weiß, dass Brasilianer, wenn sie hierherkommen, oft Geschichte schreiben. Also hoffe ich, dass ich auch einer bin, der hier Geschichte schreibt", hatte der 22-Jährige nach seiner Ankunft im Trainingslager der Borussia verlauten lassen - und damit prompt die Sehnsucht nach einem neuen Idol bedient.
Unvergessen bis heute sind an der Strobelallee die Auftritte von Coutos Landsmännern Dede, einst selbst Außenverteidiger, Julio Cesar, Marcio Amoroso, Ewerthon oder Evanilson. Nun weckt er die Hoffnung, "den brasilianischen Stil" zurück ins Ruhrgebiet zu bringen. Jogo bonito, das schöne Spiel, will Couto den BVB-Fans bieten.
Erster (kurzer) BVB-Auftritt von Couto vielversprechend
Immerhin: Seine ersten Taten waren vielversprechend. Bei der Pokal-Generalprobe zur offiziellen Saisoneröffnung gegen Champions-League-Teilnehmer Aston Villa (2:0) gab er eine erste Kostprobe. Der neue Cheftrainer Nuri Sahin hatte den Neuen gleich auf die rechte Position seiner Viererkette gesetzt, vor allem offensiv setzte er einige Akzente.
"Yan Couto", hob etwa BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl im Anschluss hervor, "hat immer wieder gezeigt, was für Qualitäten er bei Flanken und im Offensivspiel besitzt". Der neue Rechtsverteidiger machte in der Tat über seine Seite viel Druck und konnte einige gefährliche Hereingaben in die Mitte spielen. Er war es auch, der mit einem abgefangenen Ball hinter der Mittellinie und schnellem Umschaltspiel das 2:0 initiierte.
Das Fachblatt "kicker" urteilte nach dem gerade einmal 45 Minuten dauernden Auftritt: Coutos Dynamik im Vorwärtsgang werde dem BVB guttun, wenngleich ihm noch etwas die defensive Reife fehle.
Für Couto ging es immer nur nach oben
Überzeugt hatte der Brasilianer die Kaderplaner von Borussia Dortmund mit seinen Leistungen beim Überraschungsteam FC Girona, mit dem er sensationell die Qualifikation für die Champions League erreichte. "Seine Entwicklung in Spanien war bemerkenswert, und trotzdem verfügt er noch über viel Entwicklungspotenzial", hatte Kehl im Zuge der Verpflichtung hervorgehoben und damit einen wichtigen Punkt angesprochen: Für Couto gab es in seiner noch jungen Karriere bislang nur in eine Richtung. Nach oben.
Ausgebildet wurde der Rechtsfuß bei seinem Heimatverein Coritiba FC, wo er es zum brasilianischen Junioren-Nationalspieler schaffte. 2019 gewann er mit der U17 der Selecao die Weltmeisterschaft, anschließend war halb Europa hinter ihm her.
Den Zuschlag erhielt Manchester City, das Couto zunächst in sein umfassendes Netz an Partnerklubs weitergab. Nach einer Leihstation in Spaniens zweiter Liga zum FC Girona folgten zwei weitere Leihen, zunächst zu Sporting Braga (2021/22) nach Portugal, dann für gleich zwei Jahre (22/23, 23/24) zurück nach Girona, inzwischen in La Liga angekommen.
In Katalonien entwickelte sich Couto zu einem der torgefährlichsten Außenverteidiger der Primera División. Mit einem Tor und zehn Vorlagen hatte er erheblichen Anteil am Sensationserfolg seines Klubs. Zur Belohnung wurde er im vergangenen Oktober erstmals in die brasilianische A-Nationalmannschaft berufen, viermal durfte er sich in der Selecao seither beweisen.
Und so begann der BVB, der Couto "seit Jahren" auf dem Zettel hatte, frühzeitig in diesem Sommer die "nicht so ganz einfachen" Gespräche mit Manchester City, der Transfer konnte letztlich ohne große Nebengeräusche abgeschlossen werden. Couto wechselt auf Leihbasis mit Kaufpflicht nach Dortmund, die Bedingungen für den Kauf dürften nicht allzu hoch liegen. Am Ende wird der Revierklub Berichten zufolge rund 25 Millionen Euro überweisen.
BVB-Kader in 2024/25 ausgewogener?
Der Bundesliga-Fünfte der Vorsaison konnte somit eine der wohl größten Transferbaustellen des Sommers schließen. Mit Marius Wolf (inzwischen zum FC Augsburg gewechselt) und Mateu Morey (RCD Mallorca) hatte der BVB zwei Rechtsverteidiger ablösefrei ziehen lassen, im vergangenen Winter hatte bereits Thomas Meunier (damals zu Trabzonspor, inzwischen bei Lille OSC) das Weite gesucht.
Noch mehr Kopfzerbrechen bescherte dem BVB der Abgang von Leihspieler Ian Maatsen, dessen feste Verpflichtung den Kaderplanern zu teuer war. Der Linksverteidiger war in der Rückrunde auf Anhieb zum Stammspieler aufgestiegen, weshalb Allrounder Julian Ryerson die rechte Seite beackerte.
Da Dortmund jüngst auch Eigengewächs Tom Rothe durchaus überraschend einen Wechsel zu Union Berlin ermöglichte, sind die Rollen in der neuen Saison grundlegend neu verteilt: Couto dürfte als Stammkraft hinten rechts gesetzt sein und auf seiner Seite die Offensive ankurbeln, der etwas weniger technisch beschlagene aber umso einsatzstärkere Ryerson wird sich wohl links um die defensive Absicherung kümmern.
Dahinter kämpft Ramy Bensebaini nach einer enttäuschenden Debütsaison in Schwarz-Gelb um seinen Platz, auch U17-Weltmeister Almugera Kabar darf sich berechtigte Hoffnungen auf Einsätze machen. Sollten Couto und Ryerson wider Erwarten ausfallen, werden wohl Niklas Süle oder Neuzugang Waldemar Anton hinten rechts verteidigen.
So hat sich der BVB einen vermeintlich ausgewogeneren Kader zusammengestellt und den Abgang von Ian Maatsen aufgefangen - nur eben auf der anderen Seite. Und mit einem Spieler, der laut Sebastian Kehl die "Leichtigkeit" und das "brasilianische Feuer" zurück nach Dortmund bringen soll.