Schlägt jetzt die Stunde eines Bayern-Juwels?

Rechtsverteidiger Josip Stanisic fehlt dem FC Bayern mehrere Wochen. Wie könnte Trainer Vincent Kompany reagieren? sport.de beleuchtet die möglichen Optionen.
Josip Stanisic hat sich wenige Tage vor dem Bundesliga-Auftakt einen Außenbandriss im Knie zugezogen. Sportvorstand Max Eberl sprach am Dienstag gegenüber Klubmedien von einer "Hiobsbotschaft". Stanisic könnte dem FC Bayern Berichten zufolge rund zwei Monate fehlen. Einen kurzfristigen Transfer schloss Eberl derweil aus.
Der 24-Jährige hatte nach seiner Leih-Rückkehr von Bayer Leverkusen auf der rechten Abwehrseite zuletzt die Nase vorn. Trainer Vincent Kompany muss nun umplanen, hat aber gleich mehrere Optionen zur Auswahl.
Option I: Sacha Boey
Sacha Boey wäre die Eins-zu-eins-Lösung. Der Rechtsverteidiger ist beim FC Bayern ein gefühlter Neuzugang, konnte er seit seiner Ankunft im letzten Winter aufgrund von Verletzungsproblemen doch erst zwei Pflichtspiele absolvieren.
Folgerichtig konnte der Franzose noch nicht zeigen, weshalb ihn der deutsche Rekordmeister für die kolportierte Ablöse von immerhin rund 30 Millionen Euro von Galatasaray losgeeist hatte.
"Er wird unsere Qualität in der Defensive erhöhen", versprach Sportdirektor Christoph Freund im Januar im Rahmen der kostspieligen Verpflichtung des 23-Jährigen. Boey sei "ein sehr schneller und physisch starker Rechtsverteidiger, der in jedem Spiel viele Kilometer zurücklegt und keinen Zweikampf scheut", erklärte der Kaderplaner damals.
Boey könnte in den kommenden Wochen Eigenwerbung betreiben, um mit einem halben Jahr Verspätung endlich richtig beim FC Bayern anzukommen. Dafür muss er allerdings fit bleiben. Boey verpasste zuletzt das Pokalspiel beim SSV Ulm (4:0), zuvor trainierte er lediglich individuell, über den genauen Grund wurde gerätselt. Im jüngsten Test gegen den Grasshopper Club Zürich (4:0) wirkte Boey nach Einwechslung wieder mit.
Doch obwohl die Münchner mit Noussair Mazraoui einen ihrer Rechtsverteidiger unlängst an Manchester United verkauft haben, ist nicht gesagt, dass Boey automatisch den Platz von Stanisic einnehmen wird.
Option II: Konrad Laimer oder Joshua Kimmich
Mit Konrad Laimer und Joshua Kimmich stehen zwei etatmäßige Mittelfeldspieler im Kader des FC Bayern, die in der Vergangenheit ebenfalls schon auf der rechten Abwehrseite agiert haben.
Kimmich war unter Kompany-Vorgänger Thomas Tuchel sogar während der letzten Rückrunde als Rechtsverteidiger gesetzt. Eine Rolle, in der der 29-Jährige durchaus zu überzeugen wusste, die aber nicht seine favorisierte ist.
Sportvorstand Eberl stellte während der Saisonvorbereitung klar, dass Kimmich wieder auf dessen Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld eingeplant ist. Hier agierte der Nationalspieler auch beim Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal-Spiel gegen den SSV Ulm (4:0). Eine schnelle Rolle rückwärts nach dem Stanisic-Ausfall erscheint unwahrscheinlich.
Vielmehr dürfte Laimer wieder als Aushilfs-Rechtsverteidiger in den Fokus rücken. Der Österreicher hat mit Joao Palhinha, Aleksandar Pavlovic, Leon Goretzka und eben Kimmich im Mittelfeld riesige Konkurrenz. Laimer musste das Pokal-Duell mit Ulm zuletzt 90 Minuten lang von der Bank aus verfolgen. Der 29-Jährige könnte sich als Stanisic-Ersatz wieder in den Vordergrund spielen.
Option III: Adam Aznou
Hinter den etablierten Stars hofft Toptalent Adam Aznou auf seine Chance bei den Profis. Der 18-Jährige ist beim FC Bayern einer der Gewinner der Saisonvorbereitung. So kam Aznou in mehreren Testspielen zum Einsatz, darunter beim 3:2 gegen Tottenham Hotspur. In London agierte er allerdings noch auf der linken Abwehrseite, seiner eigentlichen Stammposition.
Dort kam er auch in der letzten Saison sowohl in der zweiten Mannschaft des FC Bayern als auch in der U19 überwiegend zum Einsatz.
Bei der Bundesliga-Generalprobe gegen den Grasshopper Club Zürich am Dienstag stand das Nachwuchstalent sogar in der Startelf, diesmal auf der rechten Seite. Aznou überzeugte beim 4:0-Erfolg als Rechtsverteidiger mit großem Offensivdrang.
Die Verantwortlichen an der Säbener Straße trauen dem Youngster eine große Zukunft zu. Nicht ohne Grund erhielt Aznou im Mai einen Profivertrag bis 2027.
Der FC Bayern hatte den Außenverteidiger im Sommer 2022 vom FC Barcelona verpflichtet. Bei den Katalanen spielte Aznou in der Nachwuchsakademie zusammen mit EM-Star Lamine Yamal.
Aznou wäre die mutige Wahl für die Rechtsverteidiger-Position, aber auch eine, mit großem Potenzial. In der Vorsaison bewies Tuchel mit der Beförderung von Pavlovic ein goldenes Händchen. Der Mittelfeld-Youngster hat sich inzwischen bei den Profis festgespielt.
Option IV: Eine Systemumstellung
Theoretisch könnte Kompany auch von der Viererkette abrücken und auf eine Dreierkette setzen. Mit Dayot Upamecano, Minjae Kim und Eric Dier sind aktuell drei prominente Innenverteidiger fit.
Eine Systemumstellung erscheint dennoch unwahrscheinlich. Kompany setzte während der Vorbereitung klar auf eine Viererkette. Eine Änderung zum Saisonstart wäre mit einem Risiko verbunden - einem Risiko, welches der neue Cheftrainer meiden dürfte.