Das sind die Baustellen des VfB Stuttgart

Der VfB Stuttgart überraschte in der vergangenen Bundesliga-Saison als Tabellenzweiter. Kann der Vizemeister seinen Coup bestätigen? Neben den gestiegenen Erwartungen muss der Klub auch drei schwerwiegende Abgänge händeln und sich an ganz neue Belastungen anpassen. Die Baustellen des VfB.
Eine Lücke muss beim VfB Stuttgart noch geschlossen werden
Der Kader der Schwaben steht weitgehend. Als dritter Stürmer steht El Bilal Touré von Atalanta Bergamo unmittelbar vor einem Engagement beim VfB. Nun muss nur noch auf einer Position nachgelegt werden. Sebastian Hoeneß hatte bereits angekündigt, dass der VfB einen "Qualitätsspieler" auf der Position des rechten Innenverteidigers holen werde.
Ein Rechtsfuß soll die Zentrale neben Zugang Jeff Chabot (1. FC Köln) verstärken, die seit dem Wechsel von Abwehrchef Waldemar Anton (BVB) noch geschwächt ist. Zwar verfügt der VfB mit Anthony Rouault einen talentierten Abwehrmann auf dieser Position – trotzdem will der VfB hier noch weiter mit Qualität nachlegen, auch um der Dreifachbelastung gewappnet zu sein. Ein Transfer des Franzosen Loic Badé vom FC Sevilla hat sich offenbar zerschlagen – die Suche läuft weiter.
Neue Struktur im Team
Die Abgänge von Rekordtorschütze Serhou Guirassy, Kapitän Waldemar Anton und Mr. Zuverlässig Hiroki Ito haben den VfB schwer getroffen. Um die Transfers der Leistungsträger abzudämpfen, hat der Vizemeister so viel Geld ausgegeben wie noch nie in seiner Geschichte.
Die Frage ist, wie schnell Neuzugänge wie Chabot im Abwehrzentrum den anspruchsvollen Hoeneß-Ball adaptieren und die Lücken schließen können. Während die Achse um Keeper Alexander Nübel, Außenspieler Mittelstädt und Vagnoman, defensives Mittelfeld (Karazor, Stiller) und offensives Mittelfeld (Führich, Millot, Leweling) stabil geblieben ist, muss sich Rückkehrer und Publikumsliebling Deniz Undav mit einem neuen Sturmpartner arrangieren. Ermedin Demirovic kam für 21 Millionen Euro vom FC Augsburg – und ist ein ganz anderer Spielertyp als Guirassy. Zusammen mit Touré und Undav muss er die 28 Tore von Guirassy auffangen.
Vor allem der Supercup gegen Leverkusen deutete aber an, dass die Richtung stimmt. Chabot wirkte in der Verteidigung schon stabil und wurde seinem Spitznamen als "Türsteher" in vielen Ansätzen gerecht. Auch Demirovic erarbeitete sich als Mentalitätsspieler einige gute Chancen und zeigte sich auch nach dem Spiel im Interview durchaus angriffslustig. Die Chemie im Team scheint zu passen, vor allem auch zwischen Undav und Demirovic. Die Mannschaft strahlt Spielfreude und Aggressivität aus.
Als neuer Anführer des Teams muss sich noch Atakan Karazor beweisen. Er übernahm die Rolle des Kapitäns von Waldemar Anton. Da ab dieser Saison nur noch die Kapitäne mit dem Schiedsrichter strittige Szenen diskutieren dürfen, kommt der Rolle noch einmal mehr Bedeutung zu. Der Mittelfeld-Abräumer war aber auch schon zuvor als Lautsprecher und Hoeneß-Vertrauter bekannt.
Kannst du es auch an einem kaltnassen Freitagabend in Augsburg?
Die wohl größte Herausforderung für das Team wird vermutlich die anstehende Dauerbelastung durch Liga, Pokal und Champions League, die seit dieser Saison mindestens acht Spiele umfasst. Kaum ein Spieler im Kader hat Champions-League-Erfahrung oder über längere Zeit Dreifachbelastung hinter sich. Wie wird das Team mit der kürzeren Regenerationszeit umgehen, mit der nötigen Rotation und der Brot-und-Butter-Aufgabe nach einem CL-Knüller zum Beispiel gegen Real oder Liverpool?
Oder in Anlehnung an ein bekanntes Zitat: Kann es der VfB auch an einem nasskalten Freitagabend in Augsburg? Genau das wird die spannendste Frage in der kommenden VfB-Saison. Auch wie die junge Mannschaft mit Rückschlägen umgehen wird, die in der zurückliegenden Saison sehr spärlich waren.
Der Druck, die Erwartungen sind gestiegen, keine Frage. Auch wenn die Träume im Schwabenland mitunter ins manisch-Euphorische umschlagen: Wunderdinge werden auch am Neckar die Allerwenigsten erwarten.
Dass die Schwaben über einen starken Kader verfügen, der auf den meisten Positionen doppelt gut besetzt ist, steht eigentlich außer Frage. Das hat Kollege Florian Regelmann hier ausführlich behandelt.
VfB Stuttgart will noch Spieler loswerden
Vielleicht ist der Kader sogar noch an der ein oder anderen Stelle zu groß. Einige Spieler, vor allem die Leih-Rückkehrer, will und muss der VfB eigentlich noch auf dem Transfermarkt unterkriegen.
Dazu gehören unter anderem Luca Pfeiffer (beim KSC im Gespräch), Nikolas Nartey, Wahid Faghir und Ömer Beyaz. Auch vor dem Hintergrund, dass diese Spieler durchaus gutes Geld in Stuttgart verdienen. Möglicherweise gibt der VfB einige der Spieler auch erneut per Leihe ab. So wie zum Beispiel Mohamed Sankoh am Mittwoch. Der 20-Jährige wechselt auf Leihbais zum Serie-B-Club Cosenza Calcio.