26.09.2024 18:21 Uhr

Die großen BVB-Baustellen vor dem B1-Derby

Nuri Sahin hat mit dem BVB noch einiges zu tun
Nuri Sahin hat mit dem BVB noch einiges zu tun

Von einem gelungenen Start in die neue Saison kann bei Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund beileibe nicht die Rede sein. Nach der 1:5-Klatsche beim VfB Stuttgart vom vergangenen Wochenende steht nur der achte Tabellenplatz zu Buche, die Schwaben zeigten dem BVB gnadenlos alle derzeitigen Defizite auf. Am Freitagabend haben die Dortmunder im Revierderby gegen den VfL Bochum (ab 20:30 Uhr) die nächste Gelegenheit, an ihren Baustellen zu arbeiten - und das sind einige.

In allen drei Wettbewerben Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal wurde die erste Partie der Saison zwar jeweils gewonnen. Trotzdem offenbarten sich unter der neuen sportlichen Führung von Cheftrainer Nuri Sahin gleich mehrere Bereiche, in denen die Schwarz-Gelben noch deutlich besser werden müssen, soll in 2024/2025 endlich wieder ein Titel gewonnen werden.

  • Sahin und die Taktik

Bei seinem Amtsantritt betonte der neue Linienchef beim BVB, Altbewährtes nicht über den Haufen werfen zu wollen. Immerhin stand Borussia Dortmund im letzten Spieljahr noch im Champions-League-Finale.

Die taktische Neuerung wurde frühzeitig kommuniziert: Sahin wolle mit den Dortmundern höher verteidigen, intensiveres Pressing gegen den Ball sehen. Und insgesamt mehr Sicherheit und Kreativität in das Kombinationsspiel bekommen. 

Vom Ansatz her liegt der Vergleich zum viel zitierten "Heavy-Metal-Fußball" nahe, den der BVB einst unter Jürgen Klopp zelebrierte. Rein statistisch gesehen treten allerdings noch deutliche Defizite zutage.

Mit bislang rund 58 Prozent Ballbesitz zeigt die Borussia tatsächlich eine dominante Spielanlage, nur der FC Bayern (64 Prozent) und der VfB Stuttgart (60 Prozent) werden hier noch höher gelistet.

Für die langen Ballbesitz-Phasen springt aber noch deutlich zu wenig in der Offensive heraus. Selbst Mannschaften wie der VfL Bochum, TSG Hoffenheim oder Mainz 05 haben häufiger aufs Tor geschossen als die Dortmunder. Die Kreativität geht dem Dortmunder Starensemble noch zu häufig ab.

  • Schlechte Zweikampfwerte

Bei manchen Auftritten wirkt es bei den Dortmundern so, als gingen sie den direkten Duellen bewusst oder unbewusst aus dem Weg. Vor allem gegen den VfB Stuttgart war dieses Muster nun schon zum wiederholten Male zu erkennen, gegen die Schwaben zieht sich das eigentlich seit dem bitteren 3:3-Remis in der vorletzten Saison so durch.

Schon in der letzten Spielzeit fehlte es den BVB-Stars an resoluter Zweikampfführung und einem konstanten Einsatzwillen. Vermeintlichen Weiterentwicklungen folgen immer wieder böse Rückschläge, kein Mannschaftsteil kann davon ausgenommen werden.

De facto hat nur Werder Bremen noch weniger Zweikämpfe geführt als der BVB. Ein Makel, der schnell verbessert werden muss. Gerade beim kräftezehrenden Gegenpressing kommen die Dortmunder einfach zu wenig in die direkten Duelle. 

  • Neuzugänge mit Fragezeichen

Die Transferpolitik der Dortmunder wurde im zurückliegenden Sommer groß gefeiert, Experten lobten vor allem die Einkäufe der deutschen Nationalspieler Maximilian Beier, Waldemar Anton und Pascal Groß. 

Wirklich überzeugen konnte bis dato eigentlich nur Innenverteidiger Anton, der sich im Abwehrzentrum schnell etablierte und als einziger Dortmunder Feldspieler alle bisherigen Bundesliga-Minuten auf dem Rasen stand. Stratege Groß blitzte zwar immer wieder mit guten Ideen auf, wirklich prägen kann der Routinier das Spiel des BVB aber noch nicht.

Maximilian Beier hingegen wartet noch auf seinen ersten gelungenen Auftritt im schwarz-gelben Trikot, wirkt bisweilen noch wie ein Fremdkörper im Dortmunder Angriffsbemühungen - zuletzt wurde er aber nicht einmal eingewechselt.

Dass Torjäger Serhou Guirassy nach wochenlanger Knieverletzung noch Zeit benötigt, ehe er körperlich in Top-Verfassung angekommen ist, wirkt angesichts seiner zwei erzielte Treffer in den letzten zwei Pflichtspielen da schon wie ein Versprechen.

  • Positionsdebatten um Schlotterbeck und Sabitzer

Nuri Sahin befindet sich mit seiner Mannschaft noch in der Phase des Ausprobierens. Nicht zuletzt, weil ihm in der Saisonvorbereitung viele Leistungsträger noch wegen nachträglichem EM-Urlaub fehlten, hängt der BVB hier hinterher. Gegen den VfB Stuttgart lief Nico Schlotterbeck als Linksverteidiger auf, Marcel Sabitzer dafür erneut auf der offensiven Außenbahn.

Vor allem der Österreicher artikulierte bereits öffentlich, dass er mit seiner neuen Rolle nicht unbedingt glücklich ist.

Leihspieler Yan Couto und Youngster Jamie Gittens durften zuletzt derweil nur als Joker ran, was bereits die ersten Debatten auslöste. Und auch Neu-Nationalspieler Julien Duranville wird von Nuri Sahin noch nicht so richtig von der Leine gelassen.

  • Kapitän Can bleibt die Reizfigur

Es stimmt, die öffentliche Kritik trifft den Dortmunder Kapitän zumeist besonders deutlich. Selbst die eigenen Anhänger gehen nicht zimperlich mit dem 30-Jährigen um, quittieren Fehlpässe oder Stellungsfehler des Mittelfeldspielers zuletzt häufig mit lautem Raunen oder sogar vereinzelten Pfiffen. 

Emre Can genießt sowohl in Dortmund als auch im DFB-Team intern weiterhin ein hohes Standing, leistet sich dafür aber einfach zu viele Patzer. Setzt ihn sein Trainer auf die Bank, kocht die Kapitänsdebatte aufs Neue hoch. Emre Can bleibt eine Reizfigur bei den Westfalen.