Das Start-Zeugnis der Bayern-Neuzugänge

Hinter dem FC Bayern liegt ein ereignisreicher Sommer. Neben der Verpflichtung eines neuen Cheftrainers kamen mit Hiroki Ito, Michael Olise und João Palhinha drei millionenschwere Neuzugänge nach München. Hinzu kommen Leih-Rückkehrer Josip Stanisic und der in der Regionalliga groß aufspielende Nestory Irankunda. Eingeschlagen haben bislang allerdings nur zwei.
Hiroki Ito (VfB Stuttgart)
Der FC Bayern machte sich bei dem japanischen Nationalspieler eine Ausstiegsklausel zu nutze, die den Wechsel des Verteidigers vom VfB Stuttgart zum FC Bayern für eine Ablöse von 23,5 Millionen Euro ermöglichte. Doch kurz nach seiner Ankunft in München spielte das Schicksal dem Linksfuß übel mit.
Der Neuzugang verletzte sich beim Startelf-Debüt im Testkick gegen Düren Ende Juli so schwer, dass ein Einstieg ins Mannschaftstraining auch Monate später noch nicht absehbar ist. Jüngst kehrte Ito auf den Trainingsplatz des FC Bayern an der Säbener Straße zurück und hatte dabei erstmals wieder den Ball am Fuß.
Dabei könnte der Rekordmeister den 25-Jährigen dringend gebrauchen. Bislang bekommt Vincent Kompany die wacklige Abwehr noch nicht nachhaltig stabilisiert, wenngleich sich Min-jae Kim und Dayot Upamecano im Vergleich zum Vorjahr deutlich formverbessert zeigen. Es bleibt abzuwarten, ob Ito die Defensive nach überstandener Verletzung verbessern kann.
João Palhinha (FC Fulham)
Ebenfalls als Stabilisation für die Defensive wurde João Palhinha vom FC Fulham nach München gelotst. Angekommen ist der portugiesische Nationalspieler dort bislang überhaupt nicht. Nach nur wenigen Monaten steht der 50 Millionen Euro teure Neuzugang bereits heftig in der Kritik. Die Zweifel bei Fans und Experten sind groß, ob die lange gesuchte "Holding Six" wirklich eine Verstärkung ist.
Mit einem Stammspieler-Anspruch nach München gewechselt, absolvierte Palhinha bislang erst sechs Pflichtspiele (keine Torbeteiligung) - davon gerade einmal eines von Beginn an. Bislang wird der 29-Jährige den Erwartungen nicht gerecht.
Seine Bewährungschance beim 6:1-Sieg gegen die überforderten Kieler nutzte er nicht. Der eigentlich so zweikampfstarke Portugiese gewann gerade einmal sechs seiner insgesamt 17 Zweikämpfe, ließ sich sowohl am Boden als auch in der Luft von den Störchen abkochen.
Hinzu kommen sieben teils haarsträubende Ballverluste im Spielaufbau. Bislang erwies sich der Transfer als ein einziges Missverständnis.
Josip Stanisic (Leih-Rückkehr von Bayer Leverkusen)
Eine weitere Verstärkung für die Defensive konnte der FC Bayern in Josip Stanisic begrüßen, der die vergangene Saison auf Leihbasis bei Bayer Leverkusen verbrachte und vollends überzeugte. Dieses zeigte er auch in den Testspielen gegen Tottenham Hotspur und im Pokal gegen den SSV Ulm.
Seinen Stammplatz auf der rechten Defensiv-Außenbahn schien der kroatische Nationalspieler sicher zu haben, bevor er sich im September so schwer verletzte, dass er den Münchnern frühestens Ende November wieder zur Verfügung steht. Nach den Eindrücken der ersten Spiele im Bayern-Trikot dürfte man beim Rekordmeister dem Comeback entgegenfiebern.
Michael Olise (Crystal Palace)
Mit seiner introvertierten Art abseits des Feldes und seiner Spielfreude auf dem Rasen hat Michael Olise die Herzen vieler Bayern-Fans bereits im Sturm erobert. Der 55-Millionen-Euro-Neuzugang von Crystal Palace zeigte in seinen ersten Bundesliga-Auftritten, dass er ein Mann für besondere Momente sein kann.
Sechs Tore und drei Vorlagen verbuchte der französische Nationalspieler in den ersten neun Pflichtspielen für den FC Bayern. Gerade über die rechte Außenbahn war es vielen Gegnern bislang nicht möglich, den gebürtigen Londoner zu stoppen. In über 50 Prozent der Fällekam Olise mit seinen Dribblings am Gegner vorbei. Nur fünf andere Bundesliga-Spieler waren noch besser.
Zudem bringt der Neuzugang knapp 80 Prozent seiner Pässe in der gegnerischen Hälfte an den Mann. Pro Spiel legt der 22-Jährige so im Schnitt drei Torschüsse vor. Insbesondere das Zusammenspiel mit Harry Kane und Jamal Musiala brauchte in den ersten Wochen keinerlei Anlaufzeit.
Kleines Manko: In der noch jungen Bundesliga-Saison vergab Olise bereits drei Großchancen. Zudem agiert der Shootingstar in einigen Situationen noch zu verspielt und nicht gradlinig genug.
Nestory Irankunda (Adelaide United)
Ebenfalls direkt eingeschlagen hat auch der australische Neuzugang Nestory Irankunda - allerdings nicht bei den Profis, sondern der U23 und U19. Rund drei Millionen Euro zahlte der FC Bayern an Adelaide United um sich die Dienste des 18-Jährigen zu sichern, in dem Lothar Matthäus bereits "einen kleinen Arjen Robben" sieht.
Dass dieser Vergleich nicht komplett aus der Luft gegriffen ist, zeigte der Youngster bereits in der Sommervorbereitung bei den Profis. Pflichtspiele bestritt er bislang allerdings nur für den Unterbau des Rekordmeisters.
Bei der zweiten Mannschaft gehört der Flügelspieler zum Stammpersonal. Seinen großen Auftritt hatte der Neuzugang beim überraschend deutlichen 4:1-Sieg gegen den Top-Favoriten Würzburger Kickers. Mit zwei Toren und einer Vorlage zeigte Irankunda, dass er bereits jetzt ein Unterschiedsspieler in der vierten Liga sein kann.
Bekommt der australische Juniorennationalspieler seine Leistung beständig auf den Rasen der Regionalliga gebracht, dürfte auch Vincent Kompany nicht mehr allzu lange an ihm vorbeikommen.