Die großen Fragezeichen vor dem S04-Debüt von van Wonderen

Mit Kees van Wonderen hat der FC Schalke 04 einen neuen Cheftrainer geholt, der den Zweitligisten wieder in die Spur bringen soll. Das mit Spannung erwartete Spiel der Königsblauen am Samstagmittag (13:00 Uhr) bei Hannover 96 wird gleich zum Gradmesser. Vor dem Debüt des Niederländers sind noch einige Fragen offen.
Wann findet die schwierige Suche nach dem Wilmots-Nachfolger ein Ende?
Nicht nur Cheftrainer Karel Geraerts' Zeit beim FC Schalke 04 endete im September, mit ihm musste auch Sportdirektor Marc Wilmots gehen. Doch während für den belgischen Übungsleiter mit Kees van Wonderen bereits seit knapp zwei Wochen ein Nachfolger da ist, läuft die Suche nach einem Erben für die Klub-Ikone aus besseren Zeiten schleppend.
Das wohl größte Problem: Laut "kicker" ist noch völlig unklar, welche Aufgaben und Kompetenzen der Wilmots-Nachfolger übernimmt. Fest steht bislang nur, dass dieser dem neuen Kaderplaner Ben Manga in sportlichen Fragen als Partner zur Seite stehen soll. Die Machtverhältnisse müssen zunächst noch geklärt werden.
Vorstandschef Matthias Tillmann bestätigte zuletzt, dass man an einem "Anforderungsprofil" arbeite: "Dabei geht es auch um Aufgabenverteilung." Wie wichtig diese ist, zeigte sich im vergangenen Sommer als Wilmots und Geraerts mit Manga bei Personalentscheidung nicht immer einer Meinung waren.
Differenzen in der Führungsetage will Schalke künftig vermeiden. Daher soll auch van Wonderen ein Mitspracherecht bei der Suche nach einem Nachfolger für Wilmots eingeräumt werden. Doch bislang ist die Gerüchteküche kalt. Dabei ist durchaus Eile geboten: Das Winter-Transferfenster öffnet im Januar. Die Vorbereitungen zur Verstärkung der Mannschaft sollten längst laufen.
Bleiben die Schalke-Leistungsträger endlich einmal fit?
Auch vor dem Duell mit Hannover 96 hat der FC Schalke 04 wieder einmal mit Personalsorgen zu kämpfen. Die "WAZ" vermeldete am Montag, dass Moussa Sylla, Tobias Mohr, Ilyes Hamache und Adrian Gantenbein nicht am Teamtraining teilnahmen. Immerhin Sylla kehrte am Dienstag zurück.
Das tiefgreifendere Probleme: Auffallend oft müssen wichtige Stammspieler der Knappen aussetzen. Insbesondere in der Abwehr fallen immer wieder wichtige Säulen aus. Die Folge: Die wacklige Abwehr trat von Woche zu Woche in neuer Besetzung auf. Das machte sich mit 19 Gegentoren in acht Spielen deutlich bemerkbar.
Die Gründe für die andauernden Verletzungssorgen sind unklar. Um mit den Königsblauen in die Spur zu kommen, muss van Wonderen seine Spielidee, Routinen und Abläufe harmonisieren. Dafür ist es allerdings elementar, dass ihm sein gesamtes Personal innerhalb des Trainingsbetriebes regelmäßig zur Verfügung steht.
Hinzu kommt die offene Torwart-Frage. Zwar hat der neue Coach diesbezüglich eine erste - unkonventionelle - Entscheidung getroffen, die lautet aber: Erst darf Ron-Thorben Hoffmann vorspielen, dann Justin Heekeren. Beide bekommen zwei Spiele als Bewährungschance, danach soll die Nummer 1 feststehen.
Heekeren leistete sich in der noch jungen Spielzeit bereits den einen oder anderen Patzer. Zudem hatten dem 23-Jährigen Oberschenkelprobleme so zu schaffen gemacht, dass er die erste Trainingswoche unter van Wonderen verpasste.
Daher schien es so, als habe Sommer-Neuzugang Hoffmann die besseren Karten. Beim dürftigen 2:2-Testspielkick beim Schweizer Zweitligisten FC Aarau patzte er. Der Keeper ermöglichte die frühe Führung des Gastgebers durch eine unzureichende Abwehraktion.
Passt van Wonderens Spielweise zum FC Schalke 04?
Bereits kurz nach seiner Vorstellung beim FC Schalke 04 berichtete "Sky"-Reporter und Schalke-Insider Dirk große Schlarmann, dass Kees van Wonderen eher für einen "defensiven und langweiligen" Fußball bekannt sei. Der Niederländer selbst beschrieb seinen Spielstil als "herausfordernd" und erläuterte, von seinen Spielern einzufordern, "dass sie alles tun, um jeden Tag besser zu werden".
Eine erste Kostprobe gab der Auftritt seiner neuen Mannschaft beim 2:2 in Aarau. Eine Leistung, die aufgrund der geringen Vorlaufszeit mit dem neuen Cheftrainer und einer Aufstellung mit zahlreichen Reservisten allerdings nicht überwertet werden darf.
Die wohl wichtigste Erkenntnis: Van Wonderens Aussage, dass er "kein Harry Potter" sei und "wir nicht zaubern können", ist wahr. Der FC Schalke 04 zeigte gegen den Zweitligisten und Partnerverein eben jene Schwächen, die bereits im Ligabetrieb auffielen. Um diese auszumerzen, könnte ein "defensiver Fußball" sicherlich helfen.
Denn: In der Offensive verfügt der Traditionsklub mit Kenan Karaman, Moussa Sylla, Christopher Antwi-Adjei und Co. über zahlreiche Unterschiedsspieler, die in der Lage sind, aus wenig viel zu machen. Etwas anders sieht es in der Abwehr aus, wo Neuzugänge wie Aaron Donkor, Adrian Gantenbein, Felipe Sánchez und Martin Wasinski ihre Zweitliga-Tauglichkeit erst noch unter Beweis stellen müssen.
Bereits in den ersten Trainingseinheiten wurde deutlich, dass die Defensive im Fokus der Arbeit van Wonderens steht. Das von ihm präferierte 4-3-3-System mit zwei klaren Sechsern könnte passen. Mit Ron Schallenberg und dem aufstrebenden Max Grüger gab es bereits unter Interimscoach Jakob Fimpel Fortschritte, die der neue Chef an der Seitenlinie nun fortführen muss.