Gladbach-Sportchef spricht Klartext - und soll bleiben
Nachdem der Saisonstart gehörig in die Hose gegangen war, platzte bei Borussia Mönchengladbach im November plötzlich der Knoten. Aus drei Partien, darunter das Duell mit RB Leipzig, holte man in der Liga sieben Punkte und kletterte auf Rang sechs der Tabelle. Gladbach-Sportdirektor Roland Virkus bricht dennoch nicht in Euphorie aus, wohl auch, da die Vorwochen noch nachwirken dürften.
"Wir haben klare Ziele vorgegeben: Wir wollen wieder in die erste Tabellenhälfte. Da halten wir auch dran fest", sagte Gladbachs Sportchef Roland Virkus nach dem 2:0 gegen den FC St. Pauli am Sonntag, warnte aber auch: "Um ganz oben mitzuspielen, müssen wir noch ein paar Dinge verbessern".
Durch den Heimsieg blieb das Team von Coach Gerardo Seoane in der Liga sogar zum fünften Mal in Folge ungeschlagen, was der Fohlenelf zuletzt 2021 gelang. "Ich spüre deswegen aber keine Genugtuung. Wir haben einen guten Lauf. Die Formation hat sich ein bisschen eingespielt, Mechanismen greifen", blieb Virkus dennoch auffallend zurückhaltend.
Dass man bei dem Borussen-Boss vergeblich nach einer überschwänglichen Reaktion sucht, überrascht mit Blick auf die letzten Wochen allerdings nicht.
Nach dem verpatzten Saisonstart war lautstarke Kritik an Virkus, Seoane und Co. zu vernehmen. Ein Umstand, dem Virkus selbst mit deutlichen Worten begegnete, was wiederum die Fans nicht auf sich sitzen ließen.
Klartext vom Gladbach-Boss: "So nehme ich das wahr"
"Die Erwartungshaltung ist einfach so, dass wir eigentlich Champions League spielen müssten. So nehme ich das wahr. Ganz ehrlich: Die Mannschaft hat nichts mehr mit der Mannschaft zu tun, die vor sieben Jahren Champions League gespielt hat. Da ist noch ein einziger Spieler mit dabei: Alassane Plea. Alle anderen gibt es nicht mehr", richtete sich Virkus an die kritischen Fans und Experten.
Das Gladbacher Fanprojekt FPMG reagierte mit Unverständnis auf Virkus' Aussagen. Man schätze Virkus, dessen Einsatz für den Klub und Einbeziehung der Fanszene, heißt es in einem Statement, aber: "Dass wir zu hohe Ansprüche stellen und von der Champions League träumen. Das können wir so nicht stehen lassen. Gerade weil wir in den Gesprächen viele Infos aus dem Verein bekommen und diese auch in unsere Fanszene tragen, trauen wir uns schon eine realistische Einschätzung zu. Wir denken, kaum jemand hat vor dieser Saison ernsthaft an die internationalen Plätze geglaubt."
Des Weiteren lasse man sich "nicht vorwerfen, ungeduldig zu sein", da man schließlich seit "unglaublichen 32 Monaten nicht mehr zwei Spiele in Folge gewonnen" habe. Das ständige Auf und Ab sei zudem "extrem demoralisierend".
Zwei Spiele in Folge hat man übrigens weiterhin nicht gewonnen, die Stimmung dürfte inzwischen dennoch erheblich angenehmer sein.
Das bekommt wohl auch Virkus zu spüren. Der "Sport Bild" zufolge würde man es in Gladbach begrüßen, wenn der 57-Jährige seinen auslaufenden Vertrag verlängert und der Fohlenelf erhalten bleibt.