Das Mislintat-Aus reicht nicht aus

Borussia Dortmund hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Technischen Direktor Sven Mislintat getrennt. Ein Knall mit Ansage, findet unser Redakteur. Gelöst sind die Probleme des BVB damit allein aber nicht.
Der BVB zieht - und man muss sagen: endlich - die Reißleine: Der neue Dortmunder Boss Lars Ricken hat ein Machtwort im Machtkampf gesprochen und das hanebüchene Experiment seines Vorgängers Hans-Joachim Watzke beendet. Sven Mislintat muss seinen Posten als Technischer Direktor "mit sofortiger Wirkung" räumen.
Weitere Informationen lieferte die Dortmunder Borussia am frühen Donnerstagnachmittag nicht, es blieb bei einer auffällig kurzen Mitteilung, die tief blicken lässt. Kein Dank, keine Wünsche. Verbrannte Erde statt Rote Erde.
Wobei: Ein Detail in den zwei Sätzen lässt doch aufhorchen. Lars Ricken, so hebt es der BVB hervor, habe Sven Mislintat die Entscheidung "persönlich" mitgeteilt. Der neue starke Mann greift durch und scheut nicht davor zurück, schwere Entscheidungen zu treffen, so eine Lesart.
Zoff der "Egos" ging zu Lasten des BVB
Dabei muss sich Lars Ricken den Vorwurf gefallen lassen, das wilde Treiben der beiden "Egos" (O-Ton von Hans-Joachim Watzke) Sven Mislintat und Sebastian Kehl viel zu lange hat gewähren gelassen. Was war in den letzten Wochen und Monaten nicht alles über den Streit der beiden Kaderplaner zu hören gewesen?
Das Verhältnis soll durch und durch zerrüttet gewesen sein, direkte Kommunikation habe schon länger nicht mehr stattgefunden. Dass beide unterschiedliche Ansichten über Neuzugänge vertreten, ist schön und gut - der Zoff um Kompetenzen ging letztlich aber zu Lasten des Klubs. Dringend benötigte Transfers konnten gar nicht (Cherki) oder nur auf dem letzten Drücker (Svensson, Chukwuemeka) realisiert werden, Soforthilfen wurden dem neuen Trainer Niko Kovac nicht zur Seite gestellt.
Das Mislintat-Aus reicht nicht aus
Dass einer der beiden nun gehen muss, ist nicht mehr als eine logische Konsequenz, die schon seit Wochen unausweichlich war. Klar ist zudem: Das Mislintat-Aus reicht allein nicht aus, damit endlich wieder Ruhe am Rheinlanddamm einkehrt.
Vor allem Sebastian Kehl, sicherlich nun erheblich gestärkt in seiner Position als Sportdirektor und einer der "Gewinner" - wenn man das überhaupt so nennen kann - des Machtkampfes, muss nun liefern.
Doch auch Ricken muss schleunigst zusehen, dass andere "Nebenkriegsschauplätze" (O-Ton von Nuri Sahin) bald der Vergangenheit angehören. So muss etwa hinterfragt werden, ob die Beratertätigkeit von Matthias Sammer überhaupt noch positiven Input gibt - zu sehr hatte seine TV-Abrechnung zuletzt für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.
Was gefordert wird, hat BVB-Oberchef Watzke jüngst ausgerufen: Ricken "muss dafür sorgen, dass alle in die gleiche Richtung marschieren". Das muss auch nach der Trennung von Mislintat gelten.