Kommentar zu Bayerns CL-Aus: Früher war mehr Dampfwalze

Aus dem Projekt Triple wurde früh in der Saison das Projekt Double, jetzt musste der FC Bayern auch den Traum vom Finale dahoam 2.0 vorzeitig begraben. Einzig die Meisterschaft bleibt den Münchnern noch - und selbst die ist noch nicht sicher. Die Verletzungsmisere allein reicht dabei nicht als Begründung für das Champions-League-Aus und die generellen Schwankungen der letzten Wochen, meint unser Redakteur. Ein Kommentar.
So ganz scheint der FC Bayern das Tuchel-Trauma noch nicht abgeschüttelt zu haben.
"Wenn wir nicht die Meisterschaft holen, ist es wieder eine schlechte Saison", warnte Führungsspieler Joshua Kimmich nach dem 2:2 gegen Inter Mailand am Mittwochabend und spielte damit auf die vollkommen verkorkste vorige Spielzeit unter Thomas Tuchel an.
Noch sieht es so aus, als könnte zumindest in der Bundesliga die Titel-Pflicht erledigt werden, bei noch 15 zu vergebenen Punkten haben die Bayern sechs Zähler Vorsprung auf Verfolger und Vorjahres-Champion Bayer Leverkusen.
Schon jetzt ist aber ausgeschlossen, dass die Saison 2024/2025 als sonderlich erfolgreiche in den Vereins-Annalen landen wird. So vielversprechend der Start unter Vincent Kompany war, so ernüchternd waren die vergangenen Monate für alle, die es mit dem FC Bayern halten.
Bayerns Konkurrenz wirkte nicht übermächtig
Zur Wahrheit gehört nämlich, dass in diesem Jahr weder in der Bundesliga noch auf Königsklassen-Ebene übermächtige Konkurrenz dabei war.
Die beiden offensivstärksten CL-Halbfinalisten FC Barcelona und Paris Saint-Germain, die nach Meinung vieler Experten nun die Top-Favoriten auf den Henkelpott sind, haben unter der Woche eindrucksvoll nachgewiesen, keine Übermannschaften zu sein.
Inter wiederum lebt von Cleverness und Willensstärke, wirkte in den beiden Duellen mit dem FC Bayern gleichfalls alles andere als unschlagbar. Und doch reichte es, um den - zugegebenermaßen verletzungsgeplagten - deutschen Rekordmeister verdient auszuschalten.
Das sagt mindestens so viel über die Münchner aus wie über die Nerazzurri. Im Frühjahr 2025 sind die Bayern zu oft nicht da, wenn es darauf ankommt, das zeigt sich auch national, wo launenhafte Leverkusener noch immer nicht endgültig abgehängt werden konnten.
Früher war mehr Dampfwalze
Vergleicht man das aktuelle Team, ob personell oder spielerisch, mit den Königsklassen-Helden von 2013 und 2020, dann fällt auf, dass Jupp Heynckes bzw. Hansi Flick dominante Dampfwalzen erschufen, die ihre Gegner förmlich erdrücken konnten. Davon ist der FC Bayern momentan ziemlich weit entfernt.
Fortschritte hat es im Vergleich zum Tuchel-Fiasko fraglos gegeben, in Trophäen spiegeln sie sich fürs Erste aber kaum wider. Nicht erst seit Kompanys Amtsantritt mangelt es dem FC Bayern am viel zitierten Killerinstinkt.
Joshua Kimmichs mahnende Worte kommen nicht von ungefähr.