16.11.2018 08:58 Uhr

Löw nach DFB-Sieg: "Wollte Killerinstinkt sehen"

Bundestrainer Joachim Löw war zufrieden mit dem Killerinstinkt in der Offensive
Bundestrainer Joachim Löw war zufrieden mit dem Killerinstinkt in der Offensive

Unspektakulär, dafür sicher und souverän hat Deutschland im Freundschaftsspiel am Donnerstagabend Russland mit 3:0 besiegt. Trainer Joachim Löw zeigte sich in der anschließenden Pressekonferenz zufrieden. Nun hofft Löw in der Nations League gegen die Niederlande auf einen starken Auftritt seiner Mannschaft.

Wie bewerten Sie das Spiel ihrer Mannschaft gegen Russland?

Joachim Löw: In der ersten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Tempo gespielt. Wir haben versucht, die erste und zweite Reihe der Russen zu überspielen und eine Dynamik aufzubauen. Zwei der drei Tore waren sehr gut herausgespielt. In der zweiten Halbzeit hatten wir das Tempo nicht mehr. Man muss den jungen Spielern zugestehen, dass sie das nicht durchhalten. Aber das Spiel war entschieden und wir haben alles klar gemacht.

Welche Erkenntnisse konnten Sie für den Neuaufbau gewinnen?

Erkenntnisse sind wichtiger als das Ergebnis. Was wir mit Ausnahme des Frankreich-Spiels vermissen ließen, dass wir in die Tiefe reingehen und Räume schaffen für andere. Das wollte ich heute sehen, daran haben wir gearbeitet. Auf der anderen Seite wollte ich von der Offensive den Killerinstinkt sehen. Das ist der Schlüssel.

Kai Havertz hat auf der Spielmacherposition überzeugt. Kann er eine tragende Figur für die Zukunft sein?

Seine Entwicklung ist gut. Für 19 Jahre ist er sehr weit, weil er eine gute Ballbehandlung hat und eine gute Übersicht. So wie er sich präsentiert hat in den wenigen Trainingseinheiten, ist schon auffällig gut. Natürlich kann man sich gut vorstellen, dass er eine Schlüsselrolle einnimmt.

Wie werden Sie das Spiel Holland-Frankreich schauen, von dem auch Ihr Schicksal in der Nations League abhängt?

Natürlich verfolgen wir es. Genaue Pläne gibt es aber noch keine. Wir hoffen, dass Frankreich ein gutes Spiel macht. Wir gehen davon aus, dass Frankreich das Spiel positiv gestalten will. Wir haben es nicht in der Hand. Wir müssen mal sehen, wie das Ergebnis ist.

Wie bewerten Sie den Auftritt von Serge Gnabry als Mittelstürmer?

Serge Gnabry hat beide Spiele klasse gemacht. Er kann andere Spieler einsetzen, er kommt aus der Halbposition. Er ist bei uns vorne drin am besten. Wie er das dritte Tor macht, ist überragend.

Ist das Offensivtrio mit Gnabry, Timo Werner und Leroy Sané die logische Lösung für die Zukunft und auch am Montag gegen Holland?

Das weiß ich nicht. Wir haben auch einen Marco Reus, einen Julian Brandt, einen Thomas Müller. Bei Marco Reus müssen wir schauen, wie es aussieht, wie er trainieren kann und dann werden wir am Sonntag entscheiden.

Holland hat lange Deutschland als Vorbild angesehen, kann nun Holland ein Vorbild für Deutschland sein?

Holland war in mancher Hinsicht für Deutschland ein Vorbild. Holland hatte auf den Außenpositionen Spieler wie Arjen Robben und manche andere. Holland war in den letzten 20, 30, 40 Jahren zweimal im WM-Finale und hatte immer eine gute Ausbildung.

Im Hinspiel war Holland deutlich überlegen. Wie gehen Sie in das Rückspiel?

Wir müssen mal abwarten, wie das Ergebnis am Freitag sein wird. Wir haben etwas gutzumachen gegen Holland.

Bereuen Sie manchmal, dass Sie den Erneuerungsprozess nicht schon vor der WM eingeleitet haben?

Ich habe immer gesagt, dass es ein Prozess ist, es geht nicht ad hoc, dass man alle austauscht. Wir haben bei der WM negative Erfahrungen gemacht, aber wir hatten vorher alle zehn Spiele in der Qualifikation gewonnen. Im Nachhinein ist so etwas immer einfach zu sagen.

Sie haben wieder mit einer Dreierkette gespielt. Ist das jetzt das bevorzugte Modell im Vergleich zur Viererkette?

Das muss nicht permanent so sein. Wir haben unsere guten Erfahrungen gemacht. Es hat Vor- und Nachteile. Beide Formationen sind gut, wenn man sie spielen kann.

Derzeit ist Deutschland durch den Sieg von Kroatien nicht unter den zehn Teams, die bei der EM-Auslosung im besten Topf sein werden. Ist das ein Problem?

Die Qualifikation müssen wir eh nehmen, wie sie ist. Und dann müssen wir gut vorbereitet sein im März, und dann werden wir uns für die EM qualifizieren. Egal, wer die Gegner sind.