02.04.2019 13:05 Uhr

Personalrochaden ohne Ende: Chaos beim FC Ingolstadt

Jens Keller ist überraschend beim FC Ingolstadt entlassen worden
Jens Keller ist überraschend beim FC Ingolstadt entlassen worden

Zweitliga-Schlusslicht FC Ingolstadt entlässt Trainer Jens Keller. Das Rückkehrer-Trio Tomas Oral, Michael Henke und Thomas Linke soll den ambitionierten Klub retten.

Jens Keller hatte gerade erst von seiner für ihn "überraschenden" Entlassung erfahren, da stellte sich bei Zweitliga-Chaosklub FC Ingolstadt schon der nächste "Retter" vor: Tomas Oral betrat am Dienstagmorgen um 10:45 Uhr das Funktionsgebäude am Audi Sportpark - nur 26 Minuten nachdem der FCI per Pressemitteilung über Kellers Aus informiert hatte.

Mit dessen Nachfolger Oral kehrten der "ewige" Assistent Michael Henke und Sportchef Thomas Linke auf die Schanz zurück, um den drohenden Absturz des hoch ambitionierten Klubs in die Drittklassigkeit zu verhindern.

"Wir wissen alle, dass das eine schwere Aufgabe ist. Aber es ist nicht unmöglich", sagte Oral angesichts von sieben Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz bei noch sieben ausstehenden Spielen. Der 45-Jährige weiß, wie es geht: Oral hatte den FCI bereits 2012 gerettet. Nach Platz 13 in der Folgesaison wurde er - unter dem damaligen Sportdirektor Linke - entlassen.

Oral sieht "realistische Chance" auf Klassenerhalt des FC Ingolstadt

Linke (49) hatte dieses Amt beim FCI von 2011 bis 2017 inne, seit vergangenem November war er als externer Berater wieder nah am Klub. Jetzt soll der frühere Nationalspieler als "sportlich Verantwortlicher" aushelfen. Wie Oral und Henke, der von Februar 2013 bis Oktober 2017 in verschiedenen Funktionen beim FCI tätig war, wird Linke nur bis Sommer beschäftigt.

Er sei davon überzeugt, betonte Linke, dass Oral und Henke "die richtigen Maßnahmen ergreifen und wir den Klassenerhalt sicherstellen" werden. Oral, zuletzt bis Dezember 2016 beim damaligen Zweitligisten Karlsruher SC tätig, sieht "eine realistische Chance", sofern "alle an einem Strang ziehen". Er ist nach Stefan Leitl, Alexander Nouri, Interimscoach Roberto Pätzold und Keller bereits der fünfte FCI-Trainer in dieser Chaos-Saison.

Keller (48) hatte die Schanzer erst am 2. Dezember übernommen. Unter seiner Leitung gab es in zwölf Spielen nur drei Siege und zwei Unentschieden, die vergangenen fünf Spiele wurden verloren. "Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht aufgebe, ich werde weiterkämpfen", sagte er noch am Montag.

Jens Keller versteht Ausbootung nicht

Doch auf einer Aufsichtsratssitzung, die bis spät in die Nacht lief, war sein Abschied beschlossen. Am Dienstagmorgen wurde Keller informiert - und kalt erwischt: Noch vor Kurzem sei über eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages gesprochen worden, teilte er verschnupft mit.

Von Sportdirektor Angelo Vier hatte sich der FCI bereits im vergangenen Oktober getrennt. Der langjährige Geschäftsführer Harald Gärtner, der dessen Rolle mit übernommen hatte, warf vergangene Woche hin. Am Dienstag um 10:19 Uhr informierte der FCI die Öffentlichkeit über Kellers Aus. Um 11:05 Uhr wurde Linkes Rückkehr bekannt gegeben, um 11:48 Uhr schließlich das Comeback von Oral und Henke.

Die Mannschaft hat sich trotz der chaotischen Umstände nicht aufgegeben. "Das ist noch nicht die Abschlusstabelle", sagte Mittelfeldmann Robin Krauße nach dem 1:2 gegen Sandhausen am Sonntag, "aber es sollte sich mal jeder darüber klar werden, worum es hier geht, nämlich um den Verein und nicht um Einzelschicksale. Ich habe das Gefühl, dass das nicht bei jedem der Fall ist."