Neue Mittel, neue Ziele: Hertha bläst zum Angriff

Michael Preetz hat bei Hertha BSC fast alles erlebt. Glorreiche Champions-League-Zeiten als Spieler, zwei harte Abstiege als Geschäftsführer: Nicht immer war das Schicksal dem Hauptstadt-Klub unter seiner Führung gewogen - doch das soll sich nun ändern. Zehn Jahre nach Amtsantritt in der Funktionärsriege hat Preetz die Hertha auf links gedreht. Ein millionenschwerer Investor und ein neuer, hungriger Trainer strahlen Ambitionen aus. Weg mit dem Graue-Maus-Image ist die Prämisse.
"Jetzt haben wir Möglichkeiten, wie wir sie noch nie hatten in der Vereinsgeschichte von Hertha BSC. Und es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, damit vernünftig umzugehen und den Klub stetig weiterzuentwickeln", sagte Preetz. Gemeint sind damit vor allem die 125 Millionen Euro, die Investor Lars Windhorst in diesem Jahr in den Klub einbringt und damit Transfers wie den von Rekord-Einkauf Dodi Lukebakio (20 Millionen Euro) ermöglichte.
Doch von ganz oben, wo Bayern München steht, am Freitag erster Liga-Gegner, will Preetz noch nicht träumen. "Es ist aber auch klar, dass wir schon einen anderen Rahmen haben, und zwar in dem Segment der Vereine, mit denen wir uns messen können. Das sind nicht der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig", so der 51-Jährige: "Es sind andere Klubs, die zu der mittleren Kategorie der Liga gehören, die alle versuchen, nach oben zu kommen und die große Lücke etwas zu verkleinern."
Hertha will erfrischenden Fußball bieten
Die Konkurrenz heißt also wohl eher Wolfsburg, Hoffenheim und Bremen. Mit ihnen hat Hertha ein Ziel gemeinsam. "Wir wollen in den nächsten Jahren sinnvoll investieren und uns Richtung einstelligen Tabellenplatz etablieren, mit dem Ziel, dann regelmäßig um einen internationalen Platz mitspielen zu können", sagte Preetz. Das ist realistisch, wenn der Verein seinen eingeschlagenen Weg fortsetzt. Eigene Spieler entwickeln und gezielt hinzukaufen - mit der neuen Finanzspritze sogar in einem etwas höheren Preissegment.
Davon profitiert auch der neue Trainer. Ante Covic, vorher Coach der zweiten Mannschaft, hat Hertha-Ikone Pál Dárdai beerbt und will offensiver spielen lassen. "Wir wollen mehr Aktivität mit dem Ball zeigen, und auch gegen den Ball, wenn wir ihn verlieren", sagte Preetz: "Und wir wollen mehr den Weg vor das gegnerische Tor finden, um zu mehr Abschlüssen zu kommen." Transfers wie Lukebakio, Eduard Löwen (1. FC Nürnberg) oder Sturm-Talent Daishawn Redan (FC Chelsea) zahlen auf dieses Vorhaben ein.
Preetz will einstelligen Tabellenplatz
Was genau am Ende der ersten Covic-Saison unter dem Strich stehen soll, gibt Preetz nicht genau vor. Am Mittwoch ließ sich der Manager zumindest etwas aus der Reserve locken. "Wir wollen uns verbessern im Vergleich zur vorigen Saison. Idealerweise wollen wir in die erste Tabellenhälfte, einen einstelligen Tabellenplatz", sagte er auf der Pressekonferenz vor der Partie.
Dass es gleich am Freitag bei den Bayern die ersten drei Punkte für das Ziel gibt, will Preetz nicht versprechen. Auch wenn Hertha nur eines der vergangenen vier Duelle gegen die Münchner in der Liga verloren hatte. "Wir haben in den letzten Jahren gegen die Bayern eine Serie von guten Ergebnissen erzielt. Die Ausgangsposition ist trotzdem eindeutig: Die Bayern sind haushoher Favorit", sagte Preetz. Wenn sein Plan mit der Hertha aufgeht, lässt sich in ein paar Jahren vielleicht wenigstens das Adjektiv "haushoch" streichen.