Schneider erklärt Schalkes Totalabsturz

Im Frühjahr 2019 wechselte Jochen Schneider von RB Leipzig zum FC Schalke 04 und beerbte dort den zurückgetretenen Christian Heidel als Sportvorstand. Sein Plan, beim Revierklub Elemente der RB-Philosophie zu implementieren, scheiterte jedoch grandios - laut Schneider vor allem deswegen, weil die finanziellen Mittel fehlten.
Die Lage beim FC Schalke 04 ist trotz eines (äußerst) zarten Aufwärtstrends unter dem neuen Trainer Christian Gross nach wie vor düster: Vor dem 20. Spieltag rangieren die Königsblauen am Tabellenende. Neun Punkte beträgt der Rückstand auf Rang 16 bereits, das 4:0 gegen Hoffenheim Anfang Januar blieb bislang der einzige Saisonsieg und von ordentlichen Leistungen wie beim Pokal-Aus in Wolfsburg können sich die Knappen nichts kaufen, schon gar nicht im Kampf um den Klassenerhalt.
Mitschuld an der Misere auf Schalke trägt ohne Zweifel auch Jochen Schneider, seit inzwischen fast zwei Jahren in der sportlichen Verantwortung am Berger Feld. Zahlreiche Transfer-Flops sowie sage und schreibe fünf Trainer-Wechsel stehen in Schneiders Schalke-Vita. Hinzu kommen viele Pannen in der Außendarstellung, die ebenfalls unter seiner Ägide passierten.
Auch Schneider selbst, der im Red-Bull-Kosmos zuvor als Teamkoordinator unter anderem in Leipzig arbeitete, muss zugeben, dass er sein Vorhaben, auf Schalke ein junges, hungriges und möglichst auch erfolgreiches Team aufzubauen, nicht umsetzen konnte.
FC Schalke 04 zu klamm für Schneiders Pläne?
"Wir haben genau diesen Weg im Sommer 2019 eingeleitet, als wir mit Ozan Kabak ein Top-Talent verpflichtet haben. Mehr war aufgrund der wirtschaftlichen Möglichkeiten schon damals nicht möglich", erläuterte er gegenüber "Bild" die Gründe für das Scheitern seines Plans. "Wir wollten im Sommer 2020 dort anknüpfen, unter anderem den damals ausgeliehenen Jonjoe Kenny kaufen. Die finanziellen Folgen der Corona-Krise haben diese Pläne über den Haufen geworfen."
Spieler wie Kabak, der im Winter-Transferfenster zum FC Liverpool wechselte und Weston McKennie, der noch auf Leihbasis bei Juventus Turin spielt, hätte Schalke ohne die Corona-Krise "niemals abgegeben", stellte Schneider klar. "Aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Klubs blieb uns keine andere Wahl."
Es gelang Schneider zudem auch nicht, den von ihm bevorzugten RB-Spielstil, mit Pressing, viel Tempo und Offensivgeist, auch auf Schalke umzusetzen bzw. umsetzen zu lassen. "Diese Art von Fußball haben wir bis Januar 2020 gespielt, ehe das Verletzungspech zu massiv zuschlug und uns über Monate eine ganze Achse fehlte. Der Rest ist Geschichte und auch bekannt", erläuterte Schneider die Entwicklung aus seiner Sicht.