02.03.2021 11:22 Uhr

So könnte Marco Roses "neuer BVB" aussehen

Wechselt von Gladbach zum BVB: Marco Rose
Wechselt von Gladbach zum BVB: Marco Rose

Mit der Verpflichtung von Trainer Marco Rose will Borussia Dortmund ab dem Sommer in eine neue, erfolgreichere Ära starten. Welche Spielidee bringt der Noch-Gladbach-Coach mit? Auf welche Spieler könnte Rose beim BVB setzen, wer könnte es unter dem neuen Übungsleiter schwer haben? Und welche Transfers sind von Rose zu erwarten?

BVB unter Marco Rose: Neue Spielidee und neues System?

Völlig überraschend wird Roses Vorstellung von Fußball die BVB-Profis nicht treffen - dank Edin Terzic. Nach der eher von Zurückhaltung und möglichst stetiger Spielkontrolle geprägten Herangehensweise unter Vorgänger Lucien Favre, setzt der Dortmunder Interimscoach auf mehr Aktivität, mehr Aggressivität, mehr Tempo.

All das sind auch Kernelemente von Roses Spielidee, die er aus Salzburg mit nach Gladbach brachte und dort weiter verfeinerte. Der 44-Jährige habe der Borussia vom Niederrhein "eine gute Mischung aus Ballbesitz-Fußball, aggressivem Pressing und schnellem Umschalten" verordnet, schwärmte Nationalspieler Florian Neuhaus bei "ran".

Was Rose von seinen Spielern fordert, lebt er, ähnlich wie Terzic, auch selbst am Spielfeldrand vor. Parallelen zu BVB-Trainerikone Jürgen Klopp sind daher nicht von der Hand zu weisen. "Beide können an der Seitenlinie sehr laut werden, sie coachen sehr aktiv, sind sehr emotional und haben beim Torjubel auch mal positive Ausraster drin. Sie ähneln sich auch in ihrer Trainingsart", sagte der heutige Gladbach- und frühere BVB-Profi Jonas Hofmann gegenüber "Sport1". 

In Gladbach richtete Rose seine Vorstellungen an Spielermaterial und Kaderbesetzung aus. Statt in seinem bevorzugten System mit Mittelfeld-Raute schickte er die Fohlenelf häufig im 4-3-3 oder 4-2-3-1, zeitweise auch im 4-4-2 oder mit einer Dreierkette in der Defensive auf den Platz - eine große taktische Flexibilität, die man in Dortmund in Ansätzen auch schon aus der Ära Favre kennt.

BVB unter Marco Rose: Mögliche Gewinner, mögliche Verlierer

Um seine Spielidee und Systemvorstellungen umzusetzen, benötigt Rose neben der im BVB-Kader reichlich vorhandenen fußballerischen Klasse besonders auch physisch starke Spieler.

Nicht von ungefähr verstärkte sich Gladbach gleich in der ersten Transferperiode unter Rose mit Breel Embolo und Marcus Thuram, zwei bulligen Angreifern, sowie den extrem dynamischen Außenverteidigern Ramy Bensebaini und Stefan Lainer.

Was bedeutet das für das vorhandene BVB-Personal? Spieler wie Julian Brandt oder Marco Reus spulen zwar regelmäßig ein großes Laufpensum ab. Physische Ausnahmeerscheinungen wie Embolo, Thuram oder Bensebaini sind sie nicht - und damit für Roses Spielstil womöglich nicht die idealen Protagonisten.

Auch Axel Witsel, unter Favre und bis zu seiner Verletzung auch unter Terzic gesetzt, läuft relativ viel, ist aber eher ein Vertreter der feinen Klinge und nicht unbedingt einer, der im defensiven Mittelfeld mit Wucht dagegen hält. Spieler wie Emre Can oder der in England als leidenschaftlicher Zweikämpfer ausgebildete Jude Bellingham dürften Roses Vorlieben da schon eher entsprechen.

BVB unter Marco Rose: Transfer- und Personalplanung

Aus dem Vollen schöpfen kann Rose, der hinter den Kulissen längst in die Personalplanungen des BVB involviert sein soll, in Sachen Transfers nicht. Zu hart treffen auch den gut betuchten Revierklub die finanziellen Folgen der Corona-Krise. Zudem bangt Dortmund weiterhin um die Qualifikation für die Champions League. Gelingt diese nicht, müsste der Gürtel in Sachen Spieler-Verpflichtungen noch einmal enger geschnallt werden.

Und nicht nur das. Mindestens einen Top-Star wird Rose in der kommenden Saison beim BVB wohl nicht mehr unter seinen Fittichen haben.

Als heißer Verkaufskandidat gilt Jadon Sancho. Für den 20 Jahre alten Engländer dürfte es auch in Corona-Zeiten einen Markt geben. Von seiner knallharten 120-Millionen-Euro-Forderung aus dem letzten Sommer soll der BVB bereits ein Stück weit abgerückt sein.

Ein weiterer "Hochkaräter" könnte die Schwarz-Gelben zusätzlich zu Sancho verlassen, berichtete der "kicker" zuletzt - insbesondere, wenn tatsächlich nicht mit den Millionen aus der Königsklasse geplant werden könnte. Raphael Guerreiro, Giovanni Reyna oder - sportlich für den BVB wohl eher verschmerzbar - auch Brandt könnten dann ins Schaufenster kommen.

Bei zahlreichen Profis laufen 2022 zudem die Verträge aus, darunter Witsel, Mats Hummels, Dan-Axel Zagadou oder der zuletzt formverbesserte Mahmoud Dahoud. Hier wird Rose in Abstimmung mit den BVB-Verantwortlichen um Sportdirektor Michael Zorc und seinen designierten Nachfolger Sebastian Kehl diverse Grundsatzentscheidungen treffen müssen - einige davon sicherlich auch bereits vor Saisonbeginn.

Beim Thema Neuzugänge sind für Rose keine großen Sprünge zu erwarten, wenn durch Verkäufe nicht noch unerwartet viele Millionen in die relativ leeren Kassen fließen. Ein Sancho-Nachfolger wird kommen, womöglich ein neuer Innenverteidiger und ein weiterer Mann für die Außenbahn.

Da Rose ankündigte, keine Spieler von Gladbach mit nach Dortmund zu nehmen, dürfen sich Spekulationen um einen möglichen Thuram-Transfer nicht bewahrheiten. Das Gleiche gilt für den ebenfalls gehandelten Neuhaus, auf dessen Position ist der BVB im zentralen Mittelfeld ohnehin schon üppig besetzt.

Tobias Knoop