12.04.2021 09:05 Uhr

Bayerns Gegentorflut: Experten kritisieren auch Kimmich

Joshua Kimmich (r.) vom FC Bayern war gegen PSG nicht frei von Fehlern
Joshua Kimmich (r.) vom FC Bayern war gegen PSG nicht frei von Fehlern

Beim 2:3 des FC Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain durften dem deutschen Rekordmeister einmal mehr größere Probleme in der Defensivarbeit bescheinigt werden. Dem sonst von allen Seiten gelobten Joshua Kimmich attestieren nicht wenige Experten eine Mitschuld daran.

"Die Bayern haben verlernt zu verteidigen, oft machen sie die Linien nicht zu", beklagte Ex-Weltklasse-Verteidiger Jürgen Kohler in der Montagsausgabe des "kicker". In dieser Aufgrund der Corona-Pandemie erneut besonderen Saison offenbart der deutsche Rekordmeister vor allem Schwächen in der Rückwärtsbewegung.

Allein in der Bundesliga setzte es 36 Gegentore in 28 Spielen. Hochgerechnet auf alle Wettbewerbe wurde Manuel Neuer bereits 51 Mal überwunden. "Defensivprobleme haben die Bayern schon die ganze Saison", kritisierte auch Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann. "Hundert Prozent Konzentration und Sensibilisierung hatten sie die ganze Saison nicht."

Deutlich wurden die Defizite in der letzten Zeit vor allen Dingen gegen die Top-Mannschaften. So geschehen in der vergangenen Woche beim 2:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Paris Saint-Germain. Die Fachmänner sparen dabei auch nicht mit Kritik an dem sonst nahezu unfehlbaren Joshua Kimmich, dem teilweise fehlende Mitgestaltung der Defensivarbeit attestiert wird.

Immer wieder klafften große Lücken im Münchner Mittelfeld, die den PSG-Superstars Raum zum Initiieren gefährlicher Aktionen bot. "Seine Aufgabe ist es primär, der Mannschaft Stabilität zu verleihen", so Hamann über Kimmich. Für den früheren Bayern-Abräumer ist das Wirken eines Sechsers in der Zentrale vor der Abwehr die wichtigste Aufgabe.

Joshua Kimmich schlüpft beim FC Bayern in viele Rollen

Kimmich ist freilich viel unterwegs auf dem Platz, gibt mal den Sechser, mal den Achter und mal den Zehner. "Er ist ein fantastischer Spieler", hat Markus Babbel zwar Lob für den bayrischen Mittelfeldstar übrig. "Aber er turnt zu viel woanders herum." Lothar Matthäus wollte Babbel, der Kimmich zum weltbesten Sechser machte, übrigens nicht beipflichten. "Rodri ist besser", so Babbels Urteil über den 24-Jährigen in Diensten von Manchester City.

Hamann stellte unterdessen fest, dass Kimmich in machen Situation gar "übereifrig" agiert. Dessen Wirkungsradius ist dem Vizeweltmeister von 2002 ein Dorn im Auge. Weil Kimmich nach vorne gute Aktionen habe, übersehe der Zuschauer das ein oder andere bei ihm. "Aber bei 51 Gegentoren muss man auch den Sechser Kimmich ansprechen", sprach Hamann an. In diesen Chor war Babbel bereit einzustimmen.

Der 1996er-Europameister findet, dass Kimmichs Entwicklung noch lange nicht am Ende angekommen sei und dieser vor allem defensiv zulegen müsse. Um der Abwehr zu helfen und die drohenden Gefahren früher zu erkennen, wie es Babbel formulierte. Ob Kimmich den Tipps der Experten Folge leistet und sich sein defensives Tun deutlich verbessert, könnte im Viertelfinalrückspiel am Dienstagabend (21:00 Uhr) gegen PSG zum wichtigen Faktor werden.