16.06.2021 14:20 Uhr

Dänischer Verbandspräsident fordert Regeländerung

Christian Eriksen war im Spiel gegen Finnland zusammengebrochen
Christian Eriksen war im Spiel gegen Finnland zusammengebrochen

Das EM-Drama um den Zusammenbruch des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen dürfte noch viele Tage nachwirken. An dieser Stelle gibt es alle Infos zum Geschehen. Wie ist der Gesundheitszustand des Mittelfeldspielers? Wie geht es für den 29-Jährigen weiter? Was sagen Ärzte, Betreuer, Trainer und Verband?

  • Finnland schickt Grußbotschaft an Eriksen
  • Sportpsychologe warnt Dänemark
  • Scharfe Kritik an der UEFA
  • Schmeichel und Kjaer besuchen Eriksen im Krankenhaus
  • Eriksen "scherzt und ist guter Stimmung"

+++ 16.06.2021, 14:41 Uhr: Finnland schickt Grußbotschaft an Eriksen +++

Die finnische Fußball-Nationalmannschaft hat vor ihrem zweiten EM-Spiel am Mittwoch gegen Russland eine Grußbotschaft an Christian Eriksen geschickt. Das Team um Torjäger Teemu Pukki lief sich in der Arena von St. Petersburg in weißen T-Shirts mit der Aufschrift "Get well Christian!" warm.

Der dänische Offensivstar Eriksen war zum EM-Start gegen Finnland in Kopenhagen zusammengebrochen, Notärzte und Sanitäter retteten sein Leben mit einer Herzdruckmassage. Nach einer längeren Spielunterbrechung wurde die Partie wieder angepfiffen, Finnland gewann bei seiner EM-Premiere gegen sichtlich mitgenommene Dänen 1:0.

+++ 16.06.2021, 14:15 Uhr: Dänischer Verbandspräsident fordert Regeländerung +++

Der dänische Verbandspräsident Jesper Möller hat nach der umstrittenen Spielfortsetzung gegen Finnland eine Regeländerung gefordert. "Wir wollen jetzt eine Bewertung des gesamten Entscheidungsprozesses, damit wir alle relevanten Fakten und Informationen auf den Tisch bekommen", sagte der Chef der DBU: "Wir müssen uns überlegen, wie wir die Regeln ändern können, damit wir nie wieder in dieselbe Situation kommen."

Der dänische Verband werde gerne in diesem Prozess mitarbeiten und "der UEFA eine Lösung präsentieren", führte der 58-Jährige aus. Die dänische Mannschaft hatte nach dem Kollaps von Eriksen selbst über die Spielfortsetzung entscheiden müssen. Die Europäische Fußball-Union hatte den Spielern neben einer unmittelbaren Spielfortsetzung nur eine Neuansetzung am Folgetag um 12:00 Uhr angeboten.

"Das Spiel hätte nicht fortgesetzt werden dürfen", sagte Möller weiter: "Es war eine falsche Entscheidung und völlig unhaltbar, dass die Spieler so kurz nach dem schrecklichen Erlebnis das Feld betreten mussten. Die Spieler und Trainer sollten nicht in diese Lage gebracht werden, denn es ist nicht ihre Entscheidung und sollte es auch nicht sein." Zuvor hatten bereits Trainer Kasper Hjulmand und einige Spieler Kritik am Entscheidungsprozedere geübt.

+++ 16.06.2021, 09:52 Uhr: Eriksen meldet sich aus dem Krankenhaus +++

Nach seinem Herzstillstand im Spiel gegen Finnland hat sich Christian Eriksen aus dem Krankenhaus gemeldet.

"Großer Dank für eure lieben und großartigen Grüße und Nachrichten aus der ganzen Welt. Das bedeutet mir und meiner Familie viel", schrieb der 29 Jahre alte Spielmacher von Inter Mailand in einer Instagram-Botschaft, die auch der dänische Verband veröffentlichte. Zu der Nachricht gehört auch ein Foto, das Eriksen lächelnd und mit erhobenem Daumen in seinem Krankenhaus-Bett zeigt.

"Mir geht es gut - unter diesen Umständen", schrieb Eriksen weiter. "Ich muss immer noch durch einige Untersuchungen im Krankenhaus, aber ich fühle mich okay. Jetzt werde ich bei den nächsten Spielen mit den Jungs des dänischen Teams jubeln. Spielt alle für Dänemark!"

+++ 15.06.2021, 07:46 Uhr: Sportpsychologe warnt Dänemark +++ 

Sportpsychologe Jens Kleinert warnt die dänischen Fußball-Nationalspieler nach dem Drama um ihren Mitspieler Christian Eriksen vor falschem Ehrgeiz. Jeder Spieler müsse sich "im Fall der Fälle selbst eingestehen: Ich kann hier nicht mehr weiterspielen. Ich bin so unkonzentriert", sagte der Professor der Deutschen Sporthochschule Köln dem "SID". 

Denn dann gebe es "nachweislich eine gewisse Gefahr, sich selbst zu verletzen", führte Kleinert aus: "Der Grund ist, dass Konzentrationsschwäche zu einfachen Fehlern führt, die wiederum zu Verletzungen führen können." Die dänische Mannschaft hat sich entschieden, nach dem Zusammenbruch von Eriksen das Turnier fortzusetzen. Generell gebe es "keinen Mittelweg", wie Spieler mit so einer Situation umgehen. 

Die enorme Bandbreite reiche "von Spielern, denen es im Augenblick ganz gut geht, die froh und glücklich darüber sind, dass es Eriksen besser geht und sich mit diesem Wissen ganz gut auf das nächste Spiel vorbereiten können, bis hin zu Spielern, denen das sehr zu Herzen gegangen ist und die Probleme haben, das Ganze zu verdrängen und sich auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren", erklärte Kleinert.

Es sei wichtig, dass der Trainer "sehr konkrete Dinge" vorgibt, auf die sich die Spieler konzentrieren können. "Das hilft am ehesten, Dinge auszublenden, die nachteilig sind", führte der Professor aus. Sonst sei "die Gefahr natürlich da, dass immer mal wieder ein Gedanke zurückgeht an dieses Ereignis. Beispielsweise, wenn dann der grüne Rasen die Erinnerung wachmacht und man im Gedanken dort möglicherweise den Spieler noch liegen sieht."

Dass die dänische Mannschaft nun "für Eriksen" spielen wolle, könnte förderlich sein, glaubt der Sportpsychologe. Dadurch werde "eher eine positive Einstellung zum weiteren Turnierverlauf geschaffen. Positiv im Sinne von 'jetzt haben wir einen im Krankenbett liegen, der tatsächlich will, dass wir hier weiter dran ziehen.' Das ermuntert einen eher dazu weiterzumachen und fördert positive Emotionen", sagte Kleinert. 

+++ 14.06.2021, 13:22 Uhr: Dänen üben scharfe Kritik an der UEFA +++

Dänemarks Nationaltorhüter Kasper Schmeichel hat nach dem Drama um Mittelfeldspieler Christian Eriksen die Europäische Fußball-Union harsch kritisiert.

Der Dachverband hätte die Entscheidung über die Spielfortsetzung nicht auf die Spieler abwälzen dürfen, sagte der 34-Jährige: "Es war keine Situation, in der wir hätten landen sollen. Es hätten andere Leute diese Entscheidung treffen müssen." 

Er hoffe, "die UEFA hat daraus etwas gelernt". Der Dachverband hatte den Spielern neben einer unmittelbaren Spielfortsetzung nur eine Neuansetzung am Folgetag um 12 Uhr angeboten.

 

 

"Natürlich hatte ich nicht das Gefühl, dass es das Beste ist. Wir hatten zwei Möglichkeiten, die beide schlecht waren, und wir nahmen die am wenigsten schlechte", sagte Angreifer Martin Braithwaite. 

"Es gab eine Menge Spieler, die nicht bereit waren zu spielen", ergänzte der Profi des FC Barcelona: "Natürlich hätte es nicht so sein sollen. Wenn man so etwas erlebt hat, geht man nicht raus und spielt ein Fußballspiel."

+++ 14.06.2021, 09:35 Uhr: Schmeichel und Kjaer besuchen Eriksen im Krankenhaus +++

Torhüter Kasper Schmeichel und Kapitän Simon Kjaer haben als Vertreter der dänischen Nationalmannschaft ihren Mitspieler Christian Eriksen nach dessen Zusammenbruch im Krankenhaus besucht.

"Es war verdammt gut, ihn zu sehen. Ihn lächeln und lachen zu sehen und zu spüren, dass er da ist", sagte Schmeichel nach seiner Visite im Rigshospitalet: "Wir sprachen über alles und nichts. Es hat mir sehr geholfen, ihn zu sehen."

Neue Informationen zu Eriksens Gesundheitsstand gab es derweil nicht. "Seine Situation ist die gleiche wie am Sonntag. Es gibt keine Neuigkeiten", sagte Dänemarks Pressesprecher Jakob Hoyer am Montagmorgen. 

Schmeichel und Kjaer hatten auch am Samstag im Kabinentrakt mit Eriksen telefoniert, bevor sich die dänische Mannschaft für die Fortsetzung der Partie gegen Finnland (0:1) entschied. Die Spieler fühlten sich dabei auch ein Stück weit unter Druck gesetzt, wie sie nun bestätigten. 

"Uns wurde gesagt, dass wir eine Entscheidung treffen müssen", sagte Angreifer Martin Braithwaite. Letztlich sei die unmittelbare Fortsetzung "die am wenigsten schlechte Option" gewesen. "Es gab eine Menge Spieler, die nicht bereit waren zu spielen", ergänzte der Profi des FC Barcelona.

Auch zwei Tage nach dem dramatischen Zwischenfall zeigten sich die Spieler tief bewegt, doch der Blick gehe nun nach vorne. "Wir müssen nach vorne schauen, um Christians Willen, um der Mannschaft Willen und um Dänemarks Willen", sagte Mittelfeldspieler Pierre-Emile Höjbjerg. Für manche sei "das einfacher als für andere", führte der ehemalige Bayern-Profi aus. Er selbst finde "Energie darin, es für Christian zu tun, für seine Familie und diejenigen, die uns unterstützen."

+++ 14.06.2021, 09:35 Uhr: Berater: Eriksen "scherzt und ist guter Stimmung" +++

Christian Eriksen muss nach seinem Kollaps weiter im Krankenhaus bleiben, ist nach Angaben seines Beraters aber auf dem Weg der Besserung.

"Wir haben uns heute Morgen gehört. Er hat gescherzt, er war guter Stimmung, es geht ihm gut", sagte Martin Schoots der "Gazzetta dello Sport" und ergänzte: "Die Ärzte machen gründliche Untersuchungen, das braucht Zeit."

Der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler hatte am Samstagabend kurz vor der Halbzeitpause des Gruppenspiels gegen Finnland einen Herzstillstand erlitten und musste auf dem Rasen wiederbelebt werden. Im Krankenhaus stabilisierte sich sein Zustand.

"Er war glücklich, weil er gesehen hat, wie viel Liebe er um sich herum hat. Er hat Nachrichten aus aller Welt bekommen", berichtete Schoots von seinem Besuch beim Profi vom italienischen Meister Inter Mailand. "Die halbe Welt hat sich gemeldet, alle waren besorgt", sagte der Berater über die Anteilnahme nach dem öffentlichen Zusammenbruch.

Eriksen werde Montag und "vielleicht auch Dienstag" unter Beobachtung im Krankenhaus bleiben. "Jetzt muss er sich erholen, seine Frau und die Eltern sind bei ihm", sagte Schoots. Der Mittelfeldspieler verfolge aber auch die dänischen EM-Spiele weiter: "In jedem Fall will er sein Team gegen Belgien als Fan unterstützen."

+++ 14.06.2021, 07:44 Uhr: Eriksen meldet sich zu Wort +++

Dänemarks Christian Eriksen hat sich erstmals nach seinem dramatischen Kollaps zu Wort gemeldet. "Danke an alle, ich werde nicht aufgeben", ließ der 29-Jährige aus dem Krankenhaus über seinen Manager gegenüber der "Gazzetta dello Sport" ausrichten: "Ich fühle mich jetzt besser – aber ich möchte verstehen, was passiert ist."

Der Mittelfeldspieler von Inter Mailand war am Samstag im Vorrundenspiel gegen Finnland zusammengebrochen und musste auf dem Spielfeld wiederbelebt werden. Der Grund für Eriksens Kollaps ist noch nicht geklärt. Die UEFA sprach von einem "stabilen" Zustand des Familienvaters. "Momente wie diese rücken alles im Leben ins richtige Licht", erklärte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin.

+++ 14.06.2021, 06:52 Uhr: De Boer "musste den Raum verlassen" +++

Bondscoach Frank de Boer hat das Drama um seinen Ex-Spieler Christian Eriksen hart getroffen. "Es war sehr schwierig, die Bilder zu sehen. Ich musste den Raum verlassen. Ich habe fünf Jahre mit Christian gearbeitet. Der ganze Abend war für mich eine Achterbahnfahrt", sagte der niederländische Nationaltrainer nach dem 3:2 (0:0) gegen die Ukraine zum EM-Auftakt.

De Boer hatte Eriksen bei Ajax sowohl in der Jugend (2008 bis 2010) als auch bei den Profis (2010 bis 2013) trainiert. "Auch einige Spieler aus meiner Mannschaft kennen ihn noch sehr gut von Ajax. Wir hatten für den Abend eigentlich ein Treffen geplant, um über Taktik zu sprechen. Aber das haben wir auf den nächsten Morgen verschoben. Ich wollte nicht über Fußball sprechen. Jeder sollte seinen Gefühlen eigenen Raum geben können", so de Boer.

Der Däne Eriksen war während des EM-Spiels gegen Finnland kollabiert und musste noch auf dem Rasen reanimiert werden. Inzwischen geht es dem Inter-Profi wieder besser. "Hoffen wir, dass alles gut wird", sagte de Boer.

+++ 13.06.2021, 21:51 Uhr: Schweinsteiger kritisiert Entscheidung +++

Der frühere Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger hat die Fortsetzung des EM-Spiels in Kopenhagen nach dem Zusammenbruch von Dänemarks Christian Eriksen kritisiert.

"Es wäre weiser gewesen, am nächsten Tag um 12:00 Uhr zu spielen", sagte der TV-Experte in der "ARD". Schweinsteiger befand, "jemand aus der Führungsetage" des dänischen Verbands hätte das Team dazu bewegen müssen, auf das Weiterspielen kurz nach dem beängstigenden Vorfall zu verzichten. "Ich glaube, dass es für die Spieler besser gewesen wäre", sagte der Weltmeister von 2014.

Jemand hätte der Mannschaft sagen sollen, "überschlaft das, versucht, ein bisschen wegzukommen". Als Alternative hatte die Europäische Fußball-Union (UEFA) als Turnierorganisator den Dänen angeboten, die Partie am Sonntagmittag fortzusetzen. Der Co-Gastgeber aber entschied sich, noch am Abend weiterzumachen und unterlag den Finnen 0:1. "

+++ 13.06.2021, 17:41 Uhr: Auch Hamsik geschockt nach Eriksen-Drama +++

Auch beim slowakischen Kapitän Marek Hamsik hat der Zusammenbruch des dänischen Mittelfeldstars Christian Eriksen einen Schock ausgelöst. "Es war der Horror. Ich hatte noch Stunden später Gänsehaut", sagte der 33-Jährige am Sonntag: "Zum Glück scheint es so, dass es Christian besser geht. Wir denken alle an ihn."

Die Slowaken um den früheren Neapel-Star Hamsik starten am Montag (18:00 Uhr MESZ/ARD und MagentaTV) in St. Petersburg gegen Polen mit Ausnahmestürmer Robert Lewandowski in die EM. "Polen ist ein sehr starker Gegner, vor allem in der Offensive haben sie gute Spieler", sagte Hamsik. Sein Team wolle mit Herz und Leidenschaft dagegenhalten: "Wir sind alle heiß auf das Spiel. Eine EM spielt man nicht oft, als Fußballer der Slowakei sowieso nicht."

+++ 13.06.2021, 16:19 Uhr: Dänemark-Trainer plagt "schlechtes Gewissen" +++

Der dänische Trainer Kasper Hjulmand sieht die Fortsetzung der Partie gegen Finnland (0:1) nach dem Drama um Christian Eriksen im Nachhinein als Fehler an. "Es ist sehr schwierig. Aber wenn ich zurückblicke, war es aus meiner Sicht die falsche Entscheidung. Die Spieler waren unter Schock und sollten dann aus diesen zwei Alternativen entscheiden. Vielleicht hätten wir einfach in den Bus steigen sollen und dann gucken, was am nächsten Morgen ist. Das ist mein Gefühl."

Als einzige Alternative zur Fortsetzung der Partie am Samstagabend hatte die UEFA einen Nachholtermin am Sonntag um 12:00 Uhr angeboten. Die Dänen entschieden sich daraufhin für die Fortsetzung. "Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass sie auf den Platz hätten zurückkehren sollen", führte Hjulmand aus. Ihn plage deshalb ein bisschen ein "schlechtes Gewissen".

+++ 13.06.2021, 15:51 Uhr: Dänemark will "für Christian spielen" +++

Die dänische Nationalmannschaft wird nach dem Drama um ihren Schlüsselspieler Christian Eriksen weiter an der EM teilnehmen. "Die Spieler möchten das Turnier zu Ende spielen", sagte Peter Möller auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: "Es mag sich hart anhören, aber das Leben geht weiter." Trainer Kasper Hjulmand führte aus, dass die Mannschaft nun "für Christian spielen" wolle.

Man werde ab Montag versuchen, wieder so gut es geht zur "Normalität" zurückzukehren, so der Coach weiter: "Wir werden versuchen, alles so normal wie immer zu machen. Dann werden wir unser Bestes gegen Belgien geben." Die Gespräche mit Krisenpsychologen hätten dem Team enorm geholfen, am wichtigsten sei aber der Kontakt zu Eriksen gewesen.

"Das Gespräch mit Christian hatte großen Einfluss auf die Spieler. Alle haben einen riesigen Boost erhalten, als sie ihn lachen gesehen haben", sagte Möller. Hjulmand ergänzte: "Wir haben sein Lächeln auf dem Bildschirm gesehen, und er hat uns gefragt, wie es uns geht. Das ist typisch Christian, dass er mehr an andere denkt als an sich."

Eriksen war beim 0:1 gegen Finnland kurz vor der Halbzeitpause im Parken-Stadion von Kopenhagen zusammengebrochen, Notärzte und Sanitäter retteten sein Leben mit einer Herzdruckmassage.

+++ 13.06.2021, 15:01 Uhr: Winfried Schäfer mit bösen Erinnerungen an Foe +++

Das EM-Drama um den dänischen Mittelfeldstar Christian Eriksen hat auch Winfried Schäfer emotional extrem getroffen und ihn schmerzhaft ins Jahr 2003 zurückgeführt.

"Ich hatte einen Knoten im Magen, ganz schlimm. Da kommt alles wieder hoch", sagte der deutsche Trainer dem "SID" am Sonntag. 

Der 71-Jährige hatte vor 19 Jahren in Frankreich beim Confed Cup Kamerun trainiert, als im Halbfinale sein Spieler Marc-Vivien Foe kollabierte und im Alter von 28 Jahren an Herzversagen verstarb. "Eriksen, der Junge hat Glück gehabt. Alles, was man braucht, um am Leben zu bleiben, war im Stadion", sagte Schäfer: "Das hatten wir damals bei Marc-Vivien Foe nicht."

Damals habe gegen Kolumbien in Lyon ein Defibrillator gefehlt. "Wir haben damals nichts mitbekommen. Marc wurde abtransportiert, niemand wusste, wo er war. Wir kamen in die Kabine, alle haben gejubelt", berichtete Schäfer, den die Erinnerung merklich mitnahm. "Da habe ich die Mannschaft rausgeschickt und gehofft, dass wir den Finaleinzug mit Marc feiern können. Dann kamen die Spieler alle weinend zurück, das war eine Katastrophe. Er war ein überragender Leader." 

Umso erleichterter war Schäfer am Samstagabend, als die Kunde kam, dass Eriksen (29) überlebt hat. "Alle sind froh, dass er lebt und dass es ihm gut geht. Man sagt, die Fußballer hängen nur am Geld. Gestern hat man aber etwas anderes gesehen: den Zusammenhalt, sehr viel Herzblut, die menschliche Seite."

Selbst gesehen hatte Schäfer die dramatischen Szenen aus dem Parken-Stadion von Kopenhagen am Abend nicht. "Ich habe zu spät eingeschaltet, und plötzlich lief da der Bergdoktor", sagte er. "Da habe ich gleich geahnt, dass etwas nicht stimmt. Das war dann schlimm."

Kamerun setzte das Turnier 2003 fort und spielte das Finale gegen Frankreich (0:1 nach Golden Goal). "Niemand hat uns gedrängt, noch anzutreten, auch FIFA-Präsident Sepp Blatter nicht", sagte Schäfer. "Marcs Frau hat uns damals gesagt: Spielt für ihn."

+++ 13.06.2021, 14:50 Uhr: Schweden-Team leidet mit Eriksen +++

Die schwedische Fußball-Nationalmannschaft startet unter dem Eindruck des Zusammenbruchs von Christian Eriksen mit gemischten Gefühlen in die EM.

"Ich freue mich auf das Turnier. Aber es fühlt sich zugleich nicht gut an. Es war eine schlimme Situation, die ich mir überhaupt nicht vorstellen kann", sagte Schwedens Sebastian Larsson am Sonntag auf einer virtuellen Pressekonferenz. Mehr dazu hier!

+++ 13.06.2021, 14:19 Uhr: Kardiologe: Eriksen "kommt wieder auf die Beine" +++

Der Kardiologe Jesper Kjärgaard ist zuversichtlich, dass Christian Eriksen nach seinem Zusammenbruch im EM-Spiel am Samstag gegen Finnland (0:1) wieder vollständig gesund wird.

"Ich denke, er wird auf jeden Fall wieder auf die Beine kommen. Wenn es ein Herzinfarkt war, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass er bereits bei Bewusstsein ist", sagte der Mediziner, der den Profi von Inter Mailand im Kopenhagener Rigshospitalet behandelt, dem dänischen Sender "TV2".

"Wir untersuchen, ob ein Herzstillstand zu seiner Bewusstlosigkeit geführt hat", erklärte der Arzt: "Das Bild, das wir jetzt haben, stimmt damit überein. Es werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt, Eriksen wird noch einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen.

Herzinfarkte seien bei Personen im Alter des 29-jährigen Eriksen selten, obwohl sie manchmal bei Spitzensportlern vorkommen.

"Es gibt Sportler, die Blutgerinnsel im Herzen bekommen oder Herzrhythmusstörungen haben. Dies ist schwer zu erkennen, kann aber durch anstrengendes Training verursacht werden", sagte der Mediziner. 

"Wenn ein Blutgerinnsel im Herzen vorhanden ist, wird es normalerweise von Brustschmerzen und anderen Anzeichen begleitet. Bei Herzrhythmusstörungen gibt es keine Warnzeichen und die Person wird sofort bewusstlos."

+++ 13.06.2021, 14:08 Uhr: DFB-Arzt verrät Details zu Eriksen-Drama +++

DFB-Mannschaftsarzt Tim Meyer hat sich nach dem Zusammenbruch des Dänen Christian Eriksen im EM-Spiel gegen Finnland (0:1) positiv über die Hilfekette geäußert und Details zur Situation verraten: Mehr dazu hier!

+++ 13.06.2021, 13:47 Uhr: So reagiert die (Sport-)Welt auf den Eriksen-Vorfall +++

Nach dem Zusammenbruch während der Partie gegen Finnland und dem darauffolgenden Bangen um das Leben des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen, der mittlerweile in stabilem Zustand in einem Krankenhaus in Kopenhagen liegt, hat sich die (Sport-)Welt zu Wort gemeldet. Hier geht es zu den Stimmen zum Eriksen-Drama.

+++ 13.06.2021, 12:18 Uhr: UEFA reagiert auf Kritik an Spielfortsetzung +++

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat als Reaktion auf die Kritik an der Fortsetzung der EM-Partie zwischen Dänemark und Finnland (0:1) nach dem Zusammenbruch des Dänen Christian Eriksen auf Artikel 29 das Regelwerks verwiesen. Was das heißt, steht hier!

+++ 13.06.2021, 12:01 Uhr: Dänischer Verband gibt Entwarnung +++

"Dänemark verliert. Aber das Leben hat gewonnen." Das titelte die dänische Zeitung "Ekstrabladet" nach dem Schock von Kopenhagen.

Immerhin: einen Tag später gibt es (weiter) gute Nachrichten. Eriksen befinde sich nach seinem Zusammenbruch im EM-Spiel gegen Finnland weiter in einem stabilen Zustand.

Bei einem Gespräch am Sonntagmorgen habe der 29-Jährige seinen Mannschaftskollegen seine Grüße ausgerichtet, teilte der dänische Fußballverband DBU mit. Er sei weiter im Krankenhaus.

Die Nationalmannschaft und ihr Betreuerstab hätten Krisenbetreuung erhalten, erklärte der DBU weiter. Man werde nach dem Vorfall des Vorabends weiterhin füreinander da sein.

Der Verband bedankte sich außerdem für die herzlichen Grüße an Eriksen von Fans, Spielern, Königsfamilien, internationalen Verbänden, Vereinen und von anderer Seite.

+++ 13.06.2021, 09:47 Uhr: Dänemarks Mannschaftsarzt über den Vorfall +++

Dänemarks Mannschaftsarzt Morten Boesen hat bei einer Pressekonferenz erklärt, dass Christian Eriksen von mehreren Medizinern per Herzbehandlung "zurückgeholt" werden musste. "Er lag auf der Seite, atmete und hatte auch Puls. Aber plötzlich änderte sich das, und wir haben mit der Herzmassage begonnen", sagte Boesen und fügte an: "Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen."

Er habe die Szene selbst nicht gesehen, so Boesen, "aber er war ganz offensichtlich bewusstlos." Die Hilfe sei "sehr schnell und koordiniert gewesen" - und dadurch lebensrettend. 

Während Dänemarks Mannschaftsarzt Morten Boesen den Ist-Zustand schilderte, meldete sich Dr. Sanjay Sharma von der St. George's University of London gegenüber der "Mail on Sunday" zu Wort, der Eriksen während seiner Zeit bei Tottenham Hotspur (2013 bis 2020) medizinisch betreut hatte.

Sharma fragte sich nach dem Vorfall sofort, ob in den damaligen Untersuchungen etwas übersehen wurde, denn eigentlich wirkte Eriksen bei jedem Test fit. "Ich dachte 'Oh mein Gott': haben wir etwas nicht erkannt?", schilderte der Arzt seine Eindrücke und fügte an: "Aber ich habe mir alle Testresultate noch einmal angeschaut und alles sah perfekt aus."

Er selbst habe Eriksen von 2013 intensiv begleitet und jedes Jahr getestet. Seine Tests waren immer "komplett normal, es gab keine zugrundeliegenden Herzprobleme". 

+++ 13.06.2021, 09:15 Uhr: Eriksen meldet sich bei Inter-Kollegen +++

Christian Eriksen hat sich noch am Samstagabend bei seinen Teamkollegen von Inter Mailand gemeldet, wie Mailands Geschäftsführer Beppe Marotta bei "Sky Italia" verriet.

"Es geht ihm sehr viel besser. Das Schöne ist, dass er eine Nachricht in unseren internen Inter-Chat geschickt hat", erklärte der Inter-Boss. "Er hat die Mannschaft beruhigt und gesagt, dass er bald zurück sein wird."