29.07.2021 11:45 Uhr

Wettbewerbsnachteil für die Bayern: Kahn-Aussage im Check

Oliver Kahn fürchtet einen Wettbewerbsnachteil für den FC Bayern
Oliver Kahn fürchtet einen Wettbewerbsnachteil für den FC Bayern

Das Führungs-Triumvirat des FC Bayern um Präsident Herbert Hainer, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandschef Oliver Kahn wurde in den vergangenen Wochen nicht müde zu betonen, dass die Münchner angesichts der finanziellen Herausforderungen infolge der Corona-Pandemie auf dem Transfermarkt kleinere Brötchen backen müssen. Kahn fürchtete sogar einen "Wettbewerbsnachteil" gegenüber der von milliardenschweren Investoren gepushten Konkurrenz. Aber, was ist dran am vermeintlich neuen Kurs?

Der eigene Nachwuchs, so der fromme Wunsch der Bosse des FC Bayern, soll stärker in den Fokus rücken, "verrückte Sachen" werde man ohnehin nicht mitmachen und sogar die ewige Maxime: "Der FC Bayern ist kein Verkäufer-Verein", ist laut Kahn nicht mehr unantastbar: An der Säbener Straße ist ein neuer Wind eingekehrt, der durch den Wechsel von Dayot Upamecano von RB Leipzig an nach München allerdings etwas ausgebremst wird.

FC Bayern tätigte einen der teuersten Transfers

Für die Dienste des Franzosen flossen immerhin 42,5 Millionen Euro nach Sachsen, in der aktuellen Transferphase blätterten weltweit bislang nur Paris Saint Germain (60 Millionen Euro für Achraf Hakimi) und Manchester United (85 Millionen Euro für Jadon Sancho) mehr Geld auf den Tisch. United wird wohl in Kürze mit Raphael Varane den dritten Transfer verkünden, der die Upamecano-Ablöse toppen dürfte.

Klar, gerade PSG sowie die englischen Top-Klubs FC Chelsea, Manchester City und United werden auch in der Corona-Krise weiterhin mit reichlich Millionen ihrer Geldgeber zugeschüttet, rein wirtschaftlich haben besagte Vereine aber schon länger die Nase im Vergleich mit dem FC Bayern vorne. Das teils absurde Wettbieten um die Stars der Szene fand in München ohnehin eher wenige Anhänger.

Der nationalen Konkurrenz ist man dennoch längst meilenweit enteilt, europäisch muss man derweil zumindest keinem Gegner mit Ehrfurcht gegenübertreten. Gerade letzteren Punkt könnte ausgerechnet die Corona-Pandemie weiter zementieren. Denn mit den beiden spanischen Branchen-Riesen Real Madrid und FC Barcelona setzt die Krise zwei der größten Konkurrenten der Bayern extrem zu.

Barca ohne Messi? Kein Nachteil für den FC Bayern

Nachdem man jahrelang scheinbar sorglos ganz vorne im Transfer-Harakiri mitspielte, existierten schlicht gar keine Reserven, um die durch den Wegfall der Zuschauereinnahmen fehlenden Millionen abzufedern. Die Folge: Real holte bislang "nur" David Alaba ablösefrei von den Bayern, Barca zahlte für Eric García, Memphis Depay und Sergio Agüero ebenfalls keine Ablöse.

Damit aber nicht genug: Damit die Neuzugänge überhaupt spielen dürfen, muss Barca seine Gehaltsausgaben drastisch senken. Das bestätigte LaLiga-Boss Javier Tebas. Eine Hürde, die auch einem neuen Vertrag für Klub-Legende Lionel Messi noch im Weg steht.

Barca ohne Messi? Kein Nachteil für den FC Bayern. Real muss dem Vernehmen nach ebenfalls namhafte Spieler verkaufen. Für Alabas Gehalt wich bereits Ikone Sergio Ramos, dessen langjähriger Nebenmann Varane dürfte folgen.


Mehr dazu: Neuzugänge nicht spielberechtigt: So mies geht es Barca


Auch die Prominenz aus der italienischen Serie A um Juventus Turin und Inter Mailand hält sich bislang vornehm bei den Ausgaben zurück. 

Bundesliga mittendrin

Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass der Transfermarkt noch Fahrt aufnehmen wird, weitere Megadeals folgen werden. Alles in allem dürfte sich das eher vernunftgesteuerte Verhalten, das die deutschen Klubs in der Vergangenheit auf dem Transfermarkt walten ließen, allerdings auszahlen.

Zum Vergleich: im Sommer 2020 zahlte der FC Bayern für Leroy Sané die elfthöchste Ablöse der Transferperiode (45 Mio.) , unter den 25 teuersten Deals fand sich ansonsten kein Bundesligist.

Beim aktuellen Zwischenstand tummeln sich gleich sechs Bundesliga-Verpflichtungen unter den 25 teuersten Sommertransfers. Ein "Wettbewerbsnachteil", wie von Kahn befürchtet, zeichnet sich also (noch) nicht ab.

Marc Affeldt