18.02.2022 18:16 Uhr

Ratloser Rose gerät in akute Erklärungsnot

Marco Rose steht beim BVB mächtig unter Druck
Marco Rose steht beim BVB mächtig unter Druck

Nach der blutleeren Vorstellung in der Europa League gegen die Rangers ist die Fassungslosigkeit bei Borussia Dortmund groß. Immer weiter ins Zentrum der Kritik rückt Marco Rose. Ratlosigkeit macht sich breit - gerade beim BVB-Trainer.

Zwischen gerade einmal vier Tagen liegen Welten: Im vergangenen Bundesliga-Spiel zeigte Borussia Dortmund eine souveräne Leistung und setzte sich mit einer starken Angriffs- und Abwehrleistung mit 3:0 gegen Union Berlin durch. 

Am Donnerstag ging der BVB dann in der Europa League gegen die Rangers unter, am Ende stand ein desaströses 2:4 auf der Anzeigetafel. Und das, obwohl Marco Rose auf die gleiche Startaufstellung wie gegen Union setzte.

Derartige Schwankungen sind in dieser Saison beim BVB an der Tagesordnung.

Gegen die Schotten zeigten die Dortmunder gerade in der Defensive eine desolate Vorstellung. Gleich drei Abwehrspieler erhielten von sport.de die Note 6,0. Dabei hatten die Schwarz-Gelben doch den Gewinn der Europa League als Ziel ausgerufen. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit scheint beim BVB immer größer zu werden.

Erreicht Rose die Mannschaft noch?

Dass nach dem frühen Champions-League-Aus auch ein krachendes Scheitern im "Trostpokal" droht, bringt Rose immer mehr in Erklärungsnot. Doch der Coach wirkt schon fast ratlos. Erreicht der 45-Jährige seine Mannschaft überhaupt noch?

"Ich glaube schon, dass ich die Jungs noch erreiche. Ich sehe im Training und in Gesprächen nickende Köpfe", sagte ein frustrierter Rose nach der Europa-League-Blamage und suchte die Schuld bei sich: "Unser Thema ist immer wieder die Umsetzung. Auch dafür bin ich verantwortlich."

Doch gerade der Auftritt gegen die Rangers lässt daran zweifeln, ob das tatsächlich noch der Fall ist. Schließlich liegen die Probleme beim BVB längst offen, werden Woche für Woche auch vom Coach erkannt: fehlende defensive Stabilität, mangelnde Konstanz.


Mehr dazu: Pressestimmen zum BVB-Fiasko


Die Schwachstellen über einen längeren Zeitraum in den Griff zu kriegen, ist dem Revierklub bislang nicht gelungen. Die Schmach in der Europa League war nach der 2:5-Pleite gegen Bayer Leverkusen Anfang Februar nur ein weiterer Tiefpunkt bei den Schwarz-Gelben.

Auch Abwehrchef Mats Hummels hob bei "RTL" hervor, dass der BVB nicht in der Lage ist, die Anforderungen des Trainers umzusetzen. "Es ist für mich ein mehr als eindeutiges Thema, was unser Problem ist, der Trainer spricht es oft an, wir setzen es auf vielen Positionen nicht um."

Roses selbstverschuldetes Problem beim BVB

Als Reaktion auf den peinlichen Auftritt auf der europäischen Bühne wäre eine personelle Rochade beim Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag zu erwarten. Doch hier sind Rose ein Stück weit die Hände gebunden. Ein Problem, das durchaus selbstverschuldet ist.

Rose setzte bislang größten Teils auf die gleichen 14, 15 Spieler. Wirft er jetzt die Aussortierten herein, etwa einen Felix Passlack, der möglicherweise die Problemzone auf der rechten Abwehrseite lösen könnte, erscheint das nicht sehr überzeugend.

Auch andere, wie Youngster Youssoufa Moukoko, scharren seit Wochen mit den Hufen, kommen aber nur als Joker zum Einsatz. Kaum vorstellbar daher, dass der Coach seine eigenen Prinzipien über den Haufen wirft.

BVB-Bosse halten (noch) an Rose fest

Erste Zweifel, ob Rose der richtige Mann für den BVB ist, kommen bereits auf. Ein spielerische Handschrift ist zu selten zu erkennen, die seit Jahren anhaltenden Mentalitätsprobleme konnte er nicht in den Griff kriegen - im Gegenteil.

Die BVB-Bosse stärken Rose jedenfalls (noch) den Rücken. "Sky"-Berichte über eine unmittelbare Krisensitzung dementierte der Revierklub vehement. "Totaler Bullshit. Es gab kein Treffen", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem "SID".

Trainer-Diskussion bald unausweichlich?

Klar ist aber, dass Rose nach dem erneuten Offenbarungseid gegen den schottischen Rekordmeister in den kommenden Wochen in Dortmund unter genauer Beobachtung steht. Ein "Weiter so" darf und wird es beim BVB nicht geben.

Sollte es Rose aber nicht gelingen, den kriselnden BVB dauerhaft auf Kurs zu bringen, ist eine Trainer-Diskussion unausweichlich - auch wenn eine Trennung angesichts der fünf Millionen Euro Ablöse, die der BVB an Gladbach zahlte, für die BVB-Bosse schwer zu verkraften wäre.

Lissy Beckonert