29.04.2022 08:26 Uhr

Eintracht Frankfurt erlebt Hass-Gipfel in London

Viele Fans uns Begleiter von Eintracht Frankfurt wurden in London nicht nur verbal attackiert
Viele Fans uns Begleiter von Eintracht Frankfurt wurden in London nicht nur verbal attackiert

Nach dem nicht unverdienten 2:1-Erfolg im Hinspiel des Europa-League-Halbfinals bei West Ham United könnte im Umfeld von Eintracht Frankfurt nahezu grenzenlose Euphorie herrschen. Die Stimmung wird jedoch getrübt durch schockierende Opfer- und Augenzeugen-Berichte aus London.

Schon Tage vor dem mit Spannung erwarteten ersten Duell gegen Eintracht Frankfurt hatte West Ham United deutlich gemacht, dass Zustände wie im Viertelfinale, als mehr als 20.000 SGE-Anhänger das Camp Nou in Barcelona quasi eingenommen hatten, diesmal mit allen Mitteln verhindert werden würden.


Mehr dazu: Netz-Reaktionen zum SGE-Coup in London


Und die Hammers ließen ihrer Ankündigung Taten folgen: Einem "Sport1"-Bericht zufolge wurden zahlreiche Eintracht-Fans, die sich Karten für die Partie besorgt und dafür teils Unsummen bezahlt hatten, von Ordnern nicht ins Stadion gelassen, sofern ihre Tickets nicht für den rund 3000 Zuschauer umfassenden Gästebereich gültig waren. Personen mit deutschem Pass wurden demnach rigoros abgewiesen.

"Blanker Hass" gegen Auswechselbank von Eintracht Frankfurt

Wer es doch ins Stadion schaffte, dürfte in manchen Fällen jedoch bereut haben, den weiten Weg nach London angetreten zu haben.

Im Netz kursierende Videos zeigen, wie Fans, die nach den Frankfurter Toren jubelten, brutal attackiert wurden. Zudem kam es zwischen dem Gästeblock und den angrenzenden Zuschauerbereichen immer wieder zu heftigen Provokationen.

Auch die Auswechselbank der Hessen litt dem Vernehmen nach unter dem aggressiven Verhalten der Hammers-Supporter. Via Twitter berichtete der "HR"-Journalist Carsten Schellhorn, Trainer, Staff und Ersatzspieler seien "über die gesamte Zeit wüst beschimpft und bedroht" worden. Dem SGE-Tross sei der "blanke Hass" entgegengeschlagen.

Journalisten bei Spiel von Eintracht Frankfurt attackiert

Doch nicht nur Fans und Spieler bekamen die mangelnde Gastfreundschaft der West-Ham-Anhänger zu spüren. Schon in der Halbzeit wurden deutsche Rundfunkreporter der "ARD" an ihrem Arbeitsplatz körperlich angegangen.

Ihren Schilderungen zufolge erhielten sie "mehrfach Faustschläge an den Hinterkopf, in den Nacken, in den Rücken". Das sei wohl nicht "die feine englische Art", schrieb der Journalist Tim Brockmeier bei Twitter.

Er bedankte sich bei den Medienmitarbeitern der Eintracht, aber auch des Gastgebers, "die uns in der Pause regelrecht in Sicherheit gebracht haben, bringen mussten".

Sein Kollege Philipp Hofmeister bedankte sich zudem bei allen Fans von West Ham, die "den Fußball lieben und ihre Gegner respektieren" und schrieb ebenfalls bei Twitter: "Uns geht es gut."

"Mental war das danach schwierig"

Zu den Angriffen kam es einem Bericht der "ARD" zufolge kurz nach dem Ausgleich von West Ham in der 21. Minute. "Wir werden hier attackiert", hatte Hofmeister während der Live-Übertragung gesagt.

In den Sekunden davor waren Tumulte hörbar gewesen. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte Brockmeier, nachdem beide geschlagen worden waren und ihm das Headset vom Kopf gerissen worden war: "Wir sind geschockt."

In der Pause wechselten die beiden Reporter des Hessischen Rundfunks die Plätze und kommentierten von dort weiter. "Mental war das danach schwierig", gestand Hofmeister.

West Ham verurteilt Attacke

Von Seiten West Hams wurden die skandalösen Vorkommnisse mittlerweile öffentlich verurteilt und darüber hinaus für die Täter Konsequenzen angekündigt.

"Wir werden daran arbeiten, die Täter ausfindig zu machen", erklärte ein Klubsprecher laut "kicker". "Sie werden eine unbefristete Sperre erhalten und weder das London Stadium betreten noch mit dem Klub reisen dürfen. Es gibt keinen Platz für ein solches Verhalten."