Ex-BVB-Trainer erklärt die vielen Muskelverletzungen

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund fiel in den letzten Jahren immer wieder mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl an muskulären Verletzungen auf. Ob Erling Haaland, Emre Can oder Giovanni Reyna: Immer wieder mussten BVB-Stars mit muskulären Problemen passen, fehlten den Schwarz-Gelben häufig über viele Wochen oder gar Monate. Zu dieser Problematik hat sich nun der ehemalige Fitnesscoach des BVB geäußert.
Rainer Schrey arbeitete jahrelang mit Thomas Tuchel zusammen. Der derzeitige Teammanager des englischen Top-Klubs FC Chelsea coachte zwischen 2015 und 2017 auch Borussia Dortmund, damals noch mit Schrey als Athletiktrainer.
Der 63-Jährige stimmte im Gespräch mit den "Ruhr Nachrichten" zu, dass die Anzahl der Verletzungstage bei den Spielern des Profikaders von Borussia Dortmund zuletzt "in der Tat auffallend hoch" war.
Eine verlässliche Aussage, woran diese vergleichsweise hohe Verletzungsanfälligkeit des deutschen Vizemeisters liegt, konnte Schrey zwar nicht direkt liefern, betonte er doch: "Ich kann zum BVB konkret momentan absolut nichts sagen, da ich weder Trainingsinhalte, Abläufe noch Trainingsintensitäten kenne."
Allerdings stellt der Athletik-Experte, der mit Thomas Tuchel auch bei Paris Saint-Germain zusammengearbeitet hatte, einige Aspekte vor, die aus seiner Erfahrung für eine auffallend erhöhte Verletzungsanfälligkeit einzelner Spieler sein können: "Mögliche Gründe, die aus meiner Sicht und Erfahrung das Verletzungsrisiko deutlich erhöhen können, sind Stress, sei es privater Ärger, Unruhe im Verein oder eine unklare Vertragssituation. Wenn Stresshormone ausgeschüttet werden, kann das die Nerven und die Muskulatur schädigen und somit Verletzungen begünstigen."
Personal Trainer als zunehmendes Problem im Profi-Fußball
Zum anderen gehe es auch um den Aspekt Regeneration nach Reisen und entstandene Schlafdefizite. "Das beeinträchtigt Koordination, Wahrnehmung und Handlungsschnelligkeit, und begünstigt die Entstehung von Verletzungen", weiß Schrey, der auch in seiner eigenen Laufbahn als Fitnesstrainer schon mit derartigen Phänomenen immer wieder in Verbindung kam.
Der Fitnesscoach, der seine Laufbahn im Profi-Fußball einst unter Ralf Rangnick bei der TSG 1899 Hoffenheim gestartet hatte, hielt fest: "Die besten Spieler nutzen nichts, wenn sie nicht fit sind. Ein Verletzungsrisiko abschätzen zu können und zu reduzieren, ist aber nicht ganz so einfach. Das hängt von sehr vielen Faktoren und äußeren Gegebenheiten ab. Die wichtigsten Kriterien, um Verletzungsrisiken zu minimieren, ist ein gewisses Maß an Kontinuität und Adaptation."
Als problematisch schätzt Schrey allerdings auch die Tatsache ein, dass mittlerweile immer mehr Profi-Fußballer mit einem individuellen Personal Trainer zusammenarbeiten: "Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass der Verein alle Möglichkeiten bietet, die Spieler auf diesem professionellen Niveau benötigen um 24/7 vom Service des Vereins zu profitieren." Der Alltag im heutigen Profi-Fußball verlaufe aber immer häufiger genau anders.