28.09.2022 07:38 Uhr

Unterstützung für Hoeneß und FC Bayern im Katar-Zoff

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, verteidigt die Katar-WM
Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, verteidigt die Katar-WM

Nachdem sich der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und Uli Hoeneß am Sonntag vor laufenden Kameras im "Doppelpass" bei "Sport1" einen rund fünfminütigen Schlagabtausch über die anstehende WM in Katar geliefert hatten, ist nun ausgerechnet ein früherer Hoeneß-Rivale dem Ehrenpräsidenten des FC Bayern zur Seite gesprungen.

In den 80ern und 90ern prägte Willi Lemke beim SV Werder Bremen eine goldene Ära und legte sich dabei zahlreiche Male mit dem damaligen Manager von Hauptkonkurrent FC Bayern, Uli Hoeneß, an. Die teils sehr heiß geführten Duelle der beiden Hitzköpfe sind offenbar vergessen, denn Lemke ist Hoeneß nun in der Katar-Frage zur Seite gesprungen.

Als ehemaliger Sonderberater der Vereinten Nationen hat Lemke die Golf-Region nämlich bei vielen Besuchen kennengelernt.

"Normalerweise ist es selten, dass ich Uli Hoeneß – zumindest teilweise – zustimmen muss. Aber er hat in vielen Punkten recht", sagte Lemke in der "Sport Bild". "Durch die WM öffnet sich Katar für die Welt." Es habe schon positive Veränderungen in der Gesellschaft gegeben", so der frühere Werder-Manager und spätere SPD-Politiker.

Natürlich müssten die Migranten "für relativ wenig Geld sehr hart arbeiten in einem sehr schwierigen Klima", sagte Lemke, fügte jedoch an: "Aber wir dürfen unsere Standards nicht auf die ganze Welt übertragen." Im gleichen Atemzug erinnerte der 76-Jährige an deutsche Schlachthöfe, in denen Saisonarbeiter von Subunternehmen ausgebeutet würden. 

Lemke: Hoeneß war mit Katar-Deal unheimlich clever

Gefragt, ob Hoeneß, der WM-Kritiker Andreas Rettig im "Doppelpass" Scheinheiligkeit attestierte, nicht selbst scheinheilig sei, weil "sein" FC Bayern über den Sponsor Qatar Airways ebenfalls Geld aus dem Emirat nimmt und beispielsweise sein Trainingslager in Katar abhalte, sagte Lemke: "Uli Hoeneß ist nicht scheinheilig – aber auch nicht heilig."

Der heutige Ehrenpräsident der Münchner sei eben "ein knallharter, cleverer Kaufmann, der sehr früh die Chance erkannt hat, dass Katar ein unglaublich reicher Staat ist, dessen Einwohner keine Perlentaucher sind oder mit den Kamelen durch die Wüste ziehen, sondern an den besten Universitäten in Europa und den USA studieren und einen sehr modernen Staat aufgebaut haben", erklärte Lemke.

Über den Sport würde Katar internationale Anerkennung suchen. "Und so sind sie sofort auf die Kooperationschance mit dem FC Bayern angesprungen", zeigte Lemke seinen Respekt für Hoeneß' wirtschaftliche Weitsicht.

"Ich bin ehrlich: Ich hätte in meiner Zeit bei Werder Bremen auch nichts dagegen gehabt, wenn wir uns Richtung Golf-Region orientiert hätten", schloss der 76-Jährige.