29.11.2023 13:02 Uhr

Was läuft da zwischen dem FC Bayern und Xabi Alonso?

Xabi Alonso (r.) wird mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht
Xabi Alonso (r.) wird mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht

Unter der Regie von Thomas Tuchel spielt der FC Bayern überwiegend erfolgreich. Geliebt wird er in München aber nicht. Immer stärker schwebt der Schatten eines anderen Trainers über der Säbener Straße: Xabi Alonso von Bayer Leverkusen. Die wilden Gerüchte haben womöglich das Potenzial für mehr.

Schon oft ist im Fußball aus einem Gerücht irgendwann eine Tatsache geworden. "Sage niemals nie" ist im absurd schnelllebigen Profi-Geschäft ein immer wieder erstaunlich passgenaues Motto.

Ob das auch für den angeblichen Wechsel von Bayer Leverkusens Erfolgscoach Xabi Alonso zum FC Bayern gilt, muss die Zeit zeigen. Die wilden Gerüchte, die sind aber längst in der Welt.

Bezeichnete "Bild" den 41-jährigen Spanier vor dem direkten Duell der Werkself mit seinem Ex-Klub in München im September noch als "Schattenmann" des dortigen Übungsleiters Thomas Tuchel, ist man in Spanien inzwischen schon ein, zwei oder gar drei Schritte weiter.

Der Journalist José Álvarez war es in der vergangenen Woche, der die vermeintliche Bombe platzen ließ. "Ich glaube, dass Xabi Alonso in der nächsten Saison Trainer des FC Bayern wird. Ich glaube es nicht nur, sondern habe auch diese Information", sagte er in der TV-Sendung "El Chiringuito de Jugones".

"Lust und Leichtigkeit" als "Gegenbild zu den Auftritten des FC Bayern"

Renommiertere Beobachter des internationalen Spieler- und Trainermarkts wie der Italiener Fabrizio Romano beeilten sich zwar zu betonen, dass Alonsos Zukunft noch nicht entschieden sei.

Die Geschichte war aber in der Welt und fand ihren Widerhall, natürlich auch in der deutschen Medienlandschaft.

"Ist Xabi Alonso ein besserer Trainer als Thomas Tuchel?", fragte das reichweitenstarke Portal "t-online.de" provokativ und ließ eine Redakteurin und einen Redakteur in einem Pro-/Contra-Format ihre Argumente austauschen.

Der Sportjournalist und Buchautor Thilo Komma-Pöllath kommentierte bei "Eurosport", Leverkusens "Lust und Leichtigkeit" unter Alonso sei ein "Gegenbild zu den Auftritten des FC Bayern".

Bayer Leverkusen noch stärker als der FC Bayern

Was wirklich dran ist an den Gerüchten, lässt sich aktuell nicht seriös beantworten, zumal sich auch Real Madrid wegen des wohl bevorstehenden Abgangs von Carlo Ancelotti zumindest intensiv mit Alonso beschäftigen soll.

Fakt ist aber: Bayers "Lust und Leichtigkeit" gehen derzeit auch dank des noch relativ unerfahrenen Chefcoaches einher mit beeindruckend konstanten Ergebnissen - und der Tatsache, dass Tuchels Bayern trotz einer ebenfalls stabilen Bundesligasaison bisher zwei Punkte weniger als der Überraschungstabellenführer auf dem Konto haben.

Trennt sich der FC Bayern wirklich von Thomas Tuchel?

Was spricht also, das Gedankenspiel eines möglichen Trainerwechsels verfolgend, für eine Trennung von Tuchel im kommenden Sommer (trotz seines Vertrags bis 2025, wohlgemerkt) und ein Engagement von Alonso beim FC Bayern, solange er noch auf dem Markt ist? Nun, auch abseits der reinen Ergebnisse womöglich einiges.

Insbesondere der langjährige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist ein großer Anhänger Alonsos. Wenige Monate nachdem dieser im Oktober 2022 das Traineramt in Leverkusen übernahm, verriet Rummenigge, der FC Bayern habe einst versucht, ihn als Co-Trainer nach München zu lotsen.

Ein "Gentleman-Fußballer" sei Alonso zu seiner aktiven Zeit gewesen, sowohl auf als auch neben dem Platz, "ein guter Typ" und "hochintelligenter Mensch", dazu "diszipliniert und empathisch", schwärmte Rummenigge damals in der "tz".

Zuletzt bekräftige der Ex-Bayern-Boss in einem Interview mit der "Funke-Mediengruppe", Alonso könne "ein großer Trainer" werden. Unter ihm spiele Bayer "wirklich großartigen Fußball".

Viel Unruhe beim FC Bayern um Thomas Tuchel

Dass Tuchel dagegen nicht immer ganz so umgänglich wie der auch bei den Leverkusener Fans extrem beliebte Alonso, wissen die Verantwortlichen beim FC Bayern inzwischen zur Genüge.

Genervt habe der akribische und meinungsstarke Coach sie im Sommer mit seinen Forderungen nach Neuzugängen, hieß es in Medienberichten. Uli Hoeneß übte im Interview mit RTL/ntv und sport.de sogar öffentlich Kritik. Beide mussten sich anschließend hinter verschlossenen Türen aussprechen.

Tuchel habe zu Beginn seiner Amtszeit auch "mit der Mannschaft gefremdelt", gab Rummenigge zu, inzwischen aber "einen sehr guten Fit mit ihr gebildet".

Der Burgfrieden mit dem Patron und eine wohl eher von Professionalität als von Zuneigung geprägte Beziehung zu den Profis dürften Tuchel nur so lange seinen Job garantieren, wie die Ergebnisse stimmen.

Nur noch zwei Titelchancen für den FC Bayern

Eine Titelchance ist durch das blamable Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal bei Drittligist 1. FC Saarbrücken bereits futsch. In der Liga muss der FC Bayern vorerst auf Ausrutscher von Bayer Leverkusen hoffen.

In der Champions League steht vor dem Spiel beim FC Kopenhagen am Mittwoch (21.00 Uhr) zwar bereits das Weiterkommen als Gruppensieger fest. Traditionell beginnt dieser Wettbewerb für den deutschen Rekordmeister aber immer erst nach der Winterpause, wenn es in der K.o.-Phase zur Sache geht.

Ob sich die Mannschaft dann besser präsentiert als im vergangenen Jahr, als schon im Viertelfinale Endstation gegen den späteren Sieger Manchester City war, wird man in der Chefetage genau beobachten.

Irgendwann in den kommenden Monaten wird sich dann entscheiden, ob aus den wilden Alonso-Gerüchten mehr wird.

Tobias Knoop