23.03.2024 10:22 Uhr

VfB Deutschland: Die Chancen für das Stuttgart-Quartett

Vier VfB-Profis stehen im aktuellen DFB-Aufgebot
Vier VfB-Profis stehen im aktuellen DFB-Aufgebot

Das Überfliegerteam VfB Stuttgart stellt vier Profis für die kommenden Testspiele der deutschen Nationalmannschaft. Die formstarken Schwaben sollen das Spiel im DFB-Team beleben. Die Chancen auf EM-Einsätze stehen gar nicht so schlecht. 

Zum ersten Mal seit 2010 stehen wieder vier Profis aus Reihen des VfB Stuttgart im DFB-Kader. Bundestrainer Julian Nagelsmann belohnt damit die Top-Form von Maximilian Mittelstädt, Chris Führich, Deniz Undav und Waldemar Anton. 

Schaffe, schaffe, EM-Euphorie aufbauen? Die VfB-Profis könnten zumindest einige Probleme im DFB-Spiel lösen. 

  • Maximilian Mittelstädt: Durchstarter der Saison

Der Linksverteidiger hat die besten Chancen, schon am Samstag gegen Frankreich in der Startelf zu stehen. 

Nach der Statistik-Lobeshymne von Bundestrainer Julian Nagelsmann hat der 27-Jährige ein hohes Standing im Trainerteam.

Das liegt zum einen an der brutalen Form, die er zurzeit hat und zum anderen an der Konkurrenz auf der Position. Es läuft wohl auf einen Kampf mit den Leipzigern David Raum und Benjamin Henrichs heraus. Zumal Jan-Niklas Beste (Heidenheim), der auch als Linksverteidiger spielen kann, abgereist ist. Ex-Stammspieler Robin Gosens wurde diesmal gar nicht mehr nominiert.

"Man sieht ihm man an, mit breitem Grinsen, dass er als glücklicher Mensch angekommen ist. Er hat den Rückenwind vom Bundestrainer, dass er in den Datenbanken so weit oben gerankt ist", berichtet RTL-Nationalmannschaftsreporter Felix Görner.

Mittelstädt wirke "frisch und unbekümmert" und wirbt in den Einheiten für sich. "Man sieht im Training: Er geht in die Zweikämpfe rein. Er ist ein Spielertyp, wie ihn Nagelsmann haben möchte. Er könnte schon gegen Frankreich eine Startoption sein."

Der 27-Jährige ist ein Vollprofi, der mit harter Arbeit und Einsatz abliefert. Also genau das, was sich Nagelsmann gemäß seines "Worker"-Mottos wünscht. Mittelstädt selbst stellte schon bei seiner Ankunft im DFB-Team klar, dass er sich "alles zutraue, der Mannschaft in der Startelf zu helfen oder sie von der Bank zu pushen".

  • Chris Führich: Der spiegelverkehrte Robben

Der kongeniale Partner von Mittelstädt ist Linksaußen Chris Führich. 35 der 60 Tore des VfB Stuttgart fielen über die linke oder halblinke Seite. Oft waren dabei Mittelstädt und Führich am Werk. Schon jetzt hat Führich seinen eigenen Scorer-Rekord gebrochen. In der laufenden Saison erzielte er bereits sieben Tore und spielte genauso viele Assists.

Markenzeichen: Tempodribbling, Zug nach innen - Abschluss. In unzähligen Extra-Trainingseinheiten hat Führich seine Torschusstechnik verbessert und verfeinert und überraschte mit der Leistungsexplosion 2023/24 auch viele VfB-Fans. 

"Das kann ein Dosenöffner sein, wenn wir mal ein Tor brauchen. Solche Spieler brauchen wir, die Mut haben, die ins Risiko gehen – das macht er herausragend gut", lobte Nagelsmann die Dribbelmaschine. 

Nach der USA-Reise im Oktober ist der 26-Jährige zum zweiten Mal dabei, bisher reichte es für einen Kurzeinsatz. Problem für Führich: Die Konkurrenz in der deutschen Offensive ist immens. Neben den gesetzten Toni Kroos und İlkay Gündoğan rangeln Florian Wirtz, Leroy Sane, Jamal Musiala und Kai Havertz aussichtsreich um Einsatzzeiten. 

Führich wäre wohl eine perfekte Option, um als Joker ins Spiel zu kommen und durch Einzelaktionen sofort Akzente setzen zu können. Vorteil: Falls Mittelstädt ebenfalls spielen sollte, hätte Nagelsmann sofort eine extrem eingespielte Achse auf dieser Seite. 

  • Deniz Undav: Der neue Spaßvogel und Raumdeuter

Schon vor Monaten hatte sich Bundestrainer Nagelsmann als Undav-Fan bekannt. An dem 27-Jährigen ist derzeit auch fast kein Vorbeikommen. Undav ist mit 14 Treffern der beste deutsche Stürmer in der Bundesliga. Hinzu kommen sieben Vorlagen. Jüngst legte er beim 3:0 in Hoffenheim gleich zwei Treffer sehenswert auf. 

Undav spielt unkonventionell und ist variabel. Er kann nicht nur als Sturmspitze oder Wandspieler eingesetzt werden, was ihn etwas von Niclas Füllkrug oder Maximilian Beier unterscheidet. Hinzu kommt, dass der Leihspieler von Brighton als absoluter Mannschaftsspieler und Gute-Laune-Mann gilt und die DFB-Kabine als Spaßvogel bereichern wird. Undav hat das Potenzial, ein "Lukas Podolski light" zu werden. Die Liebe zum Döner verbindet die beiden schon mal. 

Auch Undav ist ein heißer Kandidat, als Edeljkoker bei der EM aufzusteigen. Ärger über Startelf- oder Einsatzzeit ist von dem quirligen Angreifer, der sich den Aufstieg in die Profiwelt über einige Umwege hart erarbeitet hat, nicht zu erwarten. "Es juckt mich nicht, gegen wen wir spielen. Ich hoffe einfach, dass ich reinkomme und dann gut spiele. Dann bin ich glücklich", sagte er auf der DFB-PK. Er wird wohl als erster Herausforderer von Füllkrug ins Rennen gehen. Die beiden harmonieren schon im Training. "Deniz und ich, wir sind zwei Quatschköpfe und bringen gute Stimmung rein. Ich glaube, das ist wichtig, dass es so etwas in der Mannschaft gibt", so Füllkrug. 

  • Waldemar Anton: "Worker" und Abwehrkante 

Der VfB-Kapitän soll frischen Wind in die DFB-Abwehr bringen, die in den vergangenen Jahren stets ein Brandherd war. 

Von dem VfB-Quartett hat er wohl die schlechtesten Chancen auf einen Startelf-Einsatz. Antonio Rüdiger und Jonathan Tah dürften in der Innenverteidigung von Nagelsmann gesetzt sein. 

Bei einer möglichen EM-Nominierung sieht ihn der Bundestrainer als Backup in der Defensive, der zudem im Training viel Power reinbringt und eine Leaderfigur ist.

Zu dieser ist er spätestens in dieser Saison in Stuttgart gereift. Als Kapitän hält er die Abwehr des Bundesligadritten mit präzisen Grätschen und Tacklings sauber und gilt als Anführer des Teams auf dem Rasen und der Kabine. Auch er passt wie die Faust aufs Auge in das von Nagelsmann ausgerufene Profil der Fußball-"Arbeiter". 

Hinter Tah und Rüdiger wird er sich mit Robin Koch, Mats Hummels, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle um den Platz im Kader messen. Behält er seine Form, dürfte er das Ticket zur Heim-EM lösen.

Emmanuel Schneider