24.03.2024 19:37 Uhr

"Dilemma" im Nagelsmann-Poker? Rettig mahnt zu "Geduld"

Bleibt Nagelsmann (li.) beim DFB? Rettig (re.) mahnt zur Geduld
Bleibt Nagelsmann (li.) beim DFB? Rettig (re.) mahnt zur Geduld

Sportlich darf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach dem vielbeachteten Sieg gegen Frankreich erstmal durchatmen, abseits des Platzes gibt es aber anhaltende Diskussionen um die Zukunft von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Laut einer Experten-Runde steckt der DFB in diesem Fall in einem "Dilemma", gleichzeitig wird Kritik an Nagelsmanns Worten laut, der die aktuellen Spekulationen erst ausgelöst hat.

Die große Frage, wie es mit Julian Nagelsmann nach der Heim-EM im Sommer weitergeht, beschäftigt die Medien- und Fan-Welt. Dass dieses Thema rund um das DFB-Team wabert, gefällt nicht jedem Beobachter.

Im "Doppelpass" von "Sport1" äußerte Ex-Bundesliga-Trainer Ewald Lienen sein Unverständnis. "Mich hat es gestört, dass [Nagelsmann] dieses Thema aufgemacht hat. Wenn es jetzt in Frankreich nicht so gut gelaufen wäre, dann hätten wir jetzt ganz andere Dinge zu diskutieren. Das war nicht glücklich", sagte Lienen einen Tag nach dem 2:0-Erfolg über den EM-Favoriten.

Klar, Nagelsmann sei "angesprochen worden [in einer Pressekonferenz, d.Red.], aber dann hätte er sagen können: Das ist jetzt kein Thema."

Doch genau das habe Nagelsmann versäumt. "Damit hing der Fokus dann plötzlich auf einer Person, die mit der Mannschaft zusammen für neue Hoffnung sorgen soll", so Lienen.

Dass Nagelsmann nun - sportlicher Erfolgslauf hin oder her - wegen der Zukunftsfragen möglicherweise noch mehr unter Druck stehe, habe er sich selbst zuzuschreiben, befand Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg.

"Er hat die Diskussion ja selbst eröffnet, hat gesagt, er kann sich nicht vorstellen, nach der EM eine Auszeit zu nehmen. Entweder will er im Klub oder in der Nationalmannschaft weitermachen", erinnerte Effenberg an Nagelsmanns Worte. Der zugeschaltete DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig betonte hingegen, der DFB stoße sich nicht daran, dass der Bundestrainer offen mit seiner Zukunft umgeht.

Lienen sieht "Dilemma" beim DFB

"Uns hat es nicht gestört, um das nochmal deutlich zu sagen. Julian ist ein Trainer, der selbstbewusst auftritt, der das sagt, was ihn bewegt. Das hat mich nicht überrascht und nicht gestört", so Rettig, der auf Nachfrage nicht bestätigte, dass Nagelsmann in Kürze ein Angebot bekommen könnte.

"Sie können noch mehrfach diese Fragen stellen. Wichtig ist, dass wir eine gute Europameisterschaft spielen und dass alle Parteien zufrieden sind. Das Wichtigste ist jetzt: Geduld!", mahnte Rettig. 

 

An dieser Stelle jedoch schoss Lienen dazwischen und hob hervor, wie schwierig die Situation nun für den DFB sei. 

"Das ist nun eine diffizile Situation. Es gibt gleich zwei [mögliche] Szenarien, die unglücklich wären: Man verlängert, und die EM geht in die Hose. Oder aber man verlängert nicht, spielt eine super EM, und Nagelsmann hat dann aber bei einem Top-Klub unterschreiben", sagte Lienen.

Das Ganze sei "ein Dilemma, in dem der DFB sich befindet". 

Nagelsmann selbst ruderte nach dem Spiel gegen Frankreich ein wenig zurück. "Ich wollte gar keinen Druck aufbauen", sagte er auf der Pressekonferenz. Er habe den DFB-Verantwortlichen gesagt, "dass meine Äußerungen den DFB nicht irgendwie unter Druck oder Zugzwang bringen sollen. Wir haben den Vertrag bis nach der EM bei vollem Bewusstsein unterschrieben."