22.04.2024 19:41 Uhr

Der BVB geht ins Risiko

Lars Ricken wird neuer Sport-Geschäftsführer beim BVB, Sebastian Kehl bleibt Sportdirektor
Lars Ricken wird neuer Sport-Geschäftsführer beim BVB, Sebastian Kehl bleibt Sportdirektor

Borussia Dortmund befördert Klub-Ikone Lars Ricken auf die neu geschaffene Position des Sport-Geschäftsführers. Künftig ist der bisherige Nachwuchschef der Vorgesetzte von Sportdirektor Sebastian Kehl und Rückkehrer Sven Mislintat - eine Konstellation, die für den BVB ein Risiko birgt. Ein Kommentar.

Sportlich ist Borussia Dortmund in den vergangenen Monaten immer wieder für Überraschungen gut - im positiven wie im negativen Sinne.

Auch die Personalentscheidung, die der BVB am Montag verkündete, hatte so sicherlich kein Beobachter auf dem Zettel: Der langjährige Nachwuchsdirektor Lars Ricken klettert die Karriereleiter steil empor. Künftig fungiert der 47-Jährige als oberster Sport-Boss, übernimmt also die Verantwortung in diesem Bereich vom scheidenden Klub-Chef Hans-Joachim Watzke. Ob diese Rochade positiv oder negativ zu bewerten ist, müssen die kommenden Wochen und Monate zeigen.

Einem dürfte sie auf jeden Fall sauer aufstoßen: Sebastian Kehl, der eigentlich als logischer Kandidat für die Watzke-Nachfolge galt und bislang mit Ricken auf einer Hierarchiestufe stand, bleibt Sportdirektor. Er ist dem Champions-League-Helden von 1997 damit zukünftig untergeordnet. Explizit teilte der BVB zudem mit, Ricken werde mit Kehl bald über seine Zukunft im Verein und die Verlängerung des 2025 auslaufenden Vertrags verhandeln.

Droht dem BVB jetzt Gerangel um die Kompetenzen?

Dass gleichzeitig Sven Mislintat - nach Stationen beim FC Arsenal, beim VfB Stuttgart sowie bei Ajax Amsterdam - als Technischer Direktor im Bereich Kaderplanung zum BVB zurückkehrt, macht die Gemengelage nochmals komplizierter.

Künftig tummeln sich drei Alphatiere im sportlichen Bereich. Kann diese Konstellation gutgehen? Oder droht nicht vielmehr ein Gerangel um die Kompetenzen?

Es wird spannend zu beobachten sein, wie Mislintat, der trotz seines krachend gescheiterten Engagements in Amsterdam in der Branche einen exzellenten Ruf genießt, und Kehl, der beim langjährigen Erfolgsmanager Michael Zorc zunächst in die Lehre und dann ab 2022 die alleinige Verantwortung übernahm, sich mit Ricken arrangieren.

Denn klar ist auch: Im Profi-Bereich gearbeitet hat der gebürtige Dortmunder noch nie. Dass er, wie von Präsident Dr. Reinhold Lunow hervorgehoben, "maßgeblichen Anteil" an den Erfolgen der schwarz-gelben Nachwuchsabteilung in den letzten Jahre hatte, lässt sich kaum bestreiten. Aber kann es Ricken auch bei den "Großen"? Das muss abgewartet werden.

Seine Beförderung kann eine Chance sein für den BVB. Sie ist aber ohne Zweifel auch ein Risiko.

Tobias Knoop