23.04.2024 15:20 Uhr

Rangnick? Bloß nicht, liebe Bayern!

Ralf Rangnick soll Favorit auf die Nachfolge von Thomas Tuchel beim FC Bayern sein
Ralf Rangnick soll Favorit auf die Nachfolge von Thomas Tuchel beim FC Bayern sein

So schnell kann es gehen. Nach der Absage von Julian Nagelsmann ist offenbar plötzlich Österreichs Bundestrainer Ralf Rangnick Favorit auf den Trainerposten beim FC Bayern. Von dem Fußball-Professor sollten die Münchner allerdings die Finger lassen. Ein Kommentar.

Die Schwaben und die Bayern. Das kann passen, siehe Uli Hoeneß. Das kann aber auch fürchterlich in die Hose gehen, siehe Jürgen Klinsmann. Und es wird - sofern Real Madrid im Champions-League-Halbfinale Normalform zeigt - auch mit Thomas Tuchel und den Bayern keine Erfolgsstory mehr werden.

Nun ist Ralf Rangnick anders als Tuchel kein bayrischer Schwabe, sondern Voll-Schwabe aus Backnang, einem Städtle bei Stuttgart, was hier nur kurz angemerkt sein soll, im Folgenden aber keine Rolle spielt. "Schwob isch Schwob", sagt man im Schwarzwald.

Passt Ralf Ragnick zum FC Bayern? Die Antwort lautet: Nein. 

Gewiss, der 65-Jährige ist ein absoluter Fußball-Fachmann, versteht es, einer Mannschaft seine Idee eines klar strukturierten, schnellen Offensivspiels zu vermitteln. Rangnick hat auch bewiesen, dass er fähig ist, ein Team, ja sogar einen ganzen Klub oder ein Land (weiter) zu entwickeln. 

Rangnick ist allerdings auch einer, der dazu ein entsprechendes Umfeld braucht - eines, das ganz auf ihn zugeschnitten ist. Hat er dieses, darf er schalten und walten wie er mag, dann ist er erfolgreich (wie in Hoffenheim, bei RB Leipzig oder zurzeit in Österreich). 

FC Bayern: Rangnick will das Sagen haben - das kann nicht gut gehen

Dass der "Professor" beim FC Bayern eine solch exponierte, über die Trainerbank hinaus reichende Rolle spielen darf - eigentlich nicht vorstellbar. Mit Sportdirektor Christoph Freund hat Rangnick zwar schon in Salzburg zusammengearbeitet, beide sollen ein ausgezeichnetes Verhältnis pflegen.

Aber: Beim FC Bayern gibt es eben nicht nur Freunde, was nicht heißt, dass Sportvorstand Max Eberl sowie die nach wie vor einflussreichen Klub-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zwingend Gegner sein müssten. Nur, ein Wörtchen mitschwätzen wollen sie schon, wenn es um die sportlichen Belange im Mia-san-Mia-Universum geht.

Die Bayern suchen einen Trainer. Rangnick ist ein Teammanager englischer Güte, der auf und neben dem Rasen das Sagen haben will. Nach Informationen von RTL/ntv und sport.de gilt das auch für ein mögliches Engagement in München. Absolute sportliche Entscheidungsgewalt bedingt er sich aus. Erfüllen die Bayern diesen Wunsch nicht, macht es Rangnick nicht.

Darf man Uli Hoeneß glauben, war Jürgen Klinsmann 2008/09 der Trainer "mit der größten Machtfülle", die es an der Säbener Straße je gegeben hat. Rangnick hätte noch mehr Fülle als die Bäuche von Klinsis Buddha-Statuen zusammen. Ein Pulverfass.

Wo immer Rangnick in seiner Karriere auf Widerstand traf, schmiss er hin: SSV Reutlingen, VfB Stuttgart, Schalke 04. Auch in München würde es sicher rasch rappeln. Thomas Tuchel, der ähnlich tickt wie Rangnick, musste die bittere Erfahrung bereits machen, dass ein Bayern-Trainer eben "nur" Trainer ist. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

Eberl und Co. stehen unter Druck, keine Frage. Für sie gilt: Nicht den bestmöglichen Fußball-, sondern den bestmöglichen Bayern-Trainer finden. Muss ja kein Schwabe sein.

Martin Armbruster