23.09.2024 16:21 Uhr

Dieser seltsame Auftritt muss den BVB wachrütteln

Der BVB erlebte in Stuttgart einen bitteren Abend
Der BVB erlebte in Stuttgart einen bitteren Abend

Borussia Dortmund erlebt in Stuttgart ein Debakel, das dem Klub schmerzhaft die Grenzen aufzeigt. Die Partie erinnert an die Auftritte aus der Vorsaison, die der BVB eigentlich hinter sich lassen wollte. Es wartet Arbeit auf Nuri Sahin und Co.

Die Auswärtsfans von Borussia Dortmund waren sprachlos. Als sich die Dortmunder Spieler nach dem 1:5 beim VfB Stuttgart in die Ecke der Gästeanhänger aufmachten, gab es zwar kein großes Pfeifkonzert, aber naturgemäß auch keinen Applaus. Sondern lange Gesichter nach einem Auftritt, der einen ratlos zurücklässt.

Denn in dieser Saison will der BVB unbedingt wieder als Top-3-Team der Liga auftreten. Die Zeiten aus der grauen Vorsaison sollten der Vergangenheit angehören. Dafür läuteten die BVB-Bosse im Sommer den großen Umbruch ein, holten einen neuen Trainer (Nuri Sahin) und etablierte Leistungsträger der direkten Konkurrenz (Guirassy, Anton). Dazu Mentalitätsspieler wie Pascal Groß aus England.

Und dann das!

Der VfB Stuttgart spielte den BVB am Sonntag phasenweise her. All das erinnerte fatal an die drei Auftritte der Schwarzgelben gegen Stuttgart in der Vorsaison. Vor allem in den beiden Auswärtsspielen in Bad Cannstatt (Liga und Pokal) trat der BVB unter Edin Terzic harm- und weitgehend chancenlos auf. Das hatte den BVB durchaus gekitzelt, der Stachel saß noch. Erwartete wurde also eine Reaktion. Doch aus den Fehlern hatte das neu zusammengestellte Team von Sahin an diesem Abend nicht gelernt.

BVB-Abwehr wackelt, Experimente wirken ratlos

Besonders in der Defensive zeigte der BVB eklatante Schwächen. Auch nach einer Systemumstellung Sahins blieb der BVB gegen den offensivstarken VfB anfällig und wackelig. Nach vorne gelangen nur wenige wirklich gefährliche Angriffe. Auch Guirassy blieb trotz seines Ehrentreffers blass. Ohnehin wirkte der BVB nur dann ebenbürtig, wenn er zum Beispiel über Jamie Gittens ins Tempo kam. Und das viel zu selten.

Trainer Sahin, Sportdirektor Sebastian Kehl und Waldemar Anton fanden nach der Partie klare Worte, auch wenn sie keine Erklärung für das Debakel fanden. Sahin sprach von einer "Nicht-Leistung".

Klar ist: Ein solcher Auftritt darf dem BVB so schnell nicht wieder passieren, wenn er wirklich wieder oben mitmischen will. Die Bayern, Titelverteidiger Leverkusen und Leipzig sind gut aus den Startlöchern gekommen. Auch Frankfurt und Stuttgart rollen inzwischen.

Für den "neuen BVB" war das Spiel in Stuttgart die erste richtige Prüfung. Sie zeigte: Der Klub ist noch nicht da, wo er eigentlich sein will. Es liegt noch viel Arbeit vor dem Trainerteam um Sahin, der auch personelle Fragen beantworten muss.

Zugang Maximilian Beier spielte weder in Brügge noch in Stuttgart auch nur eine Minute. Mittelfeldspieler Marcel Sabitzer kommt auf der neuen Position noch nicht zurecht, äußerte bereits seinen Unmut, dass er nun außen und nicht im Zentrum auf der sechs spielen muss. Kapitän Emre Can wurde nur eingewechselt. Die Experimente wirken etwas ratlos.

Stresstest in Stuttgart geht schief

In den ersten Bundesligaspielen gegen Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, Heidenheim und in der Champions League gegen den FC Brügge war Dortmund bisher ohne Niederlage geblieben, sogar gänzlich ohne Rückstand. Vor allem gegen Heidenheim entfaltete der BVB sein volles Potential. Doch schon das karge 0:0 gegen Werder und die erste Halbzeit gegen Brügge deuteten an, dass die BVB-Systeme noch nicht reibungslos funktionieren.

Der missratene Stresstest in Stuttgart deckte auf, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch eine Lücke klafft. Der erste Gegner, der den BVB wirklich forderte, führte gleich zu einer massiven Überforderung. Mit der offensiven Gegenwehr der Schwaben kamen die Gäste überhaupt nicht zurecht. Zu wenig für ein Spitzenteam.

Und so ist diese bittere Auswärtsniederlage vielleicht ein Schuss vor den Bug zur genau richtigen Zeit. Nach dem vierten Spieltag muss zwar noch keiner den Panikknopf in der Strobelallee drücken. Auch in der Königsklasse und Pokal steht dem BVB weiter alles offen. Und trotzdem ist schon Vorsicht geboten. Im Revierderby gegen Bochum am Freitag ist Dortmund eigentlich schon zum Siegen verdammt, um die Stimmung wieder zu drehen – und den Rückstand auf die Bayern nicht zu groß werden zu lassen.