21.06.2014 12:49 Uhr

Italien kämpft gegen erneutes WM-Trauma

Nach dem 0:1 gegen das Sensationsteam aus Costa Rica hat Italien sein erstes Finale: Gegen Uruguay geht es um alles. 

Die Erinnerungen an das WM-Trauma von 2010 schob Cesare Prandelli schnell beiseite. "Wir müssen jetzt positiv sein", appellierte Italiens Trainer nach dem kraftlosen Auftritt seiner Squadra Azzurra gegen das Überraschungsteam Costa Ricas, "wir stehen schließlich vor einem Finale." Gegen Uruguay muss der viermalige Weltmeister mindestens einen Punkt holen, ansonsten droht das erneute Vorrunden-Aus - für den Calcio wäre das eine "Katastrophe".

"Es geht jetzt vor allem darum, unsere Akkus schnell wieder aufzuladen und unsere Probleme in den Griff zu bekommen", sagte Prandelli mit sorgenvoller Miene. Die Mittagshitze von Recife wollte der "Commissario tecnico" zwar nicht als Ausrede für die ernüchternde Vorstellung gelten lassen, den alternden Stars um Keeper Gianluigi Buffon (36) und Spielmacher Andrea Pirlo (35) - das hatte auch Prandelli gesehen - war der hohe Kräfteverschleiß aber deutlich anzumerken. Als es drauf ankam, waren die Azzurri platt.

Pirlo stöhnt

"Die Hitze war schlimmer als in Manaus", stöhnte Pirlo. Und während Stürmerstar Mario Balotelli lieber gar nichts sagen wollte, sah Thiago Motta im Wetter sogar den Grund für die Niederlage. "Das kommt den südamerikanischen Teams natürlich zugute", sagte der Mittelfeldspieler und beschwerte sich im nächsten Atemzug indirekt über die Spiel-Ansetzungen.

"Wir haben einen Tag weniger als Uruguay, um uns auf Dienstag vorzubereiten. Es wird nicht einfach. In Natal spielen wir schließlich wieder um diese Zeit." Zumindest der Vorteil der besseren Tordifferenz liegt bei den Italienern, ihnen würde ein Remis gegen Luis Suarez und Co. zum Einzug ins Achtelfinale reichen.

Doch selbst das dürfte nach dem Gruselkick von Recife schwierig werden. Im Gegensatz zum Auftaktsieg im Klassiker gegen England (2:1) fielen die Italiener in alte Muster zurück und fanden mit ihrem statischen Spiel - meist durch die Mitte, und meist über den mit zunehmender Spieldauer immer ratloser wirkenden Pirlo - einfach keine Mittel, um die Fünferkette der Ticos in Verlegenheit zu bringen. Zudem kreierten sie nach dem Kopfball-Treffer von Bryan Ruiz (44.) keine einzige Chance zum Ausgleich.

Verdiente Niederlage

"Die Niederlage ist vollkommen verdient", analysierte Prandelli treffend, "Costa Rica war sehr gut organisiert. Und wir waren nicht in der Lage, sie auszuspielen." Nicht einmal das vorzeitige Ausscheiden der ungeliebten Engländer, die bei einem italienischen Sieg am letzten Spieltag noch ins Achtelfinale hätten einziehen können, konnte seine Laune aufhellen. "Ich habe England nichts zu sagen. Wir haben unsere eigenen Probleme zu lösen."

In der Heimat hagelte es deshalb auch reichlich Kritik. "Italien war dieses mal eine Katastrophe", titelte die Gazzetta dello Sport. Repubblica nannte das Spiel einen "Knock-out" und der Corriere dello Sport schrieb: "Italien, du Dummkopf"

Dumm auch, dass die Italiener gegen Uruguay schon wieder zur Mittagszeit ran müssen. Und die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes: Auch in Natal dürften es wieder bis zu 30 Grad geben - schlechte Voraussetzungen für ein Finale.

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sid