26.06.2015 12:40 Uhr

Les Bleues: Graue Maus war gestern!

Frankreichs Damen greifen nach dem ersten großen Titel
Frankreichs Damen greifen nach dem ersten großen Titel

Frankreich eine "harte Nuss", Deutschland "eine Dampfwalze" - vor dem Viertelfinale der DFB-Frauen gegen die Grande Nation hagelt es Lob aus allen Lagern. Kein Wunder, immerhin treffen mit dem Weltranglistenersten aus Deutschland und der Nummer drei des Rankings zwei Topfavoriten aufeinander. Bis das Duell den Status eines echten Gassenfegers einnehmen konnte, war es jedoch ein langer Weg.

Klar, die deutschen Ladies gehören seit eh und je zu den absoluten Größen des Frauenfußballs, was nicht zuletzt acht Europameister- und zwei WM-Titel mehr als eindrucksvoll belegen. Im Trophäenschrank der Französinnen herrscht jedoch noch gähnende Leere. Warum Les Bleues dennoch alles andere als Außenseiter sind, offenbart die Entwicklung der letzten Jahre.

Aus dem Niemandsland in die Weltspitze

Als Ende der 80er Jahre beziehungsweise Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends die ersten offiziellen Europa- und Weltmeisterschaften des Frauenfußballs aus der Taufe gehoben wurden, spielten die Französinnen eine untergeordnete Rolle: Zwischen 1987 bis 1996 verpasste man acht große Turniere in Folge, ehe man 1997 erstmals den Sprung zur EM-Endrunde, jedoch schon nach der Vorrunde die Segel streichen musste.

Ein Bild, das sich auch bei den EM-Endrunden 2001 und 2005 sowie den Welttitelkämpfen 2007 nicht ändern sollte. Dennoch, man spielte inzwischen immerhin regelmäßig im Konzert der Großen mit. Erst die EM 2009 brachte den Durchbruch: Frankreich erreichte erstmals eine K.o.-Runde und setzte sich in der Folge immer mehr in der Weltspitze fest. Vorläufiger Höhepunkt: Platz vier bei der WM 2011.

Blockbildung als Trumpf

Der Aufschwung ist dabei untrennbar mit der aktuellen Spielerinnengeneration verbunden: Das Grundgerüst des Teams kickt nicht nur im Nationalteam, sondern auch im Verein seit Jahren Seite an Seite und kennt die Spielweise der Nebenfrau in- und auswendig. Zur Verdeutlichung: Mit Sarah Bouhaddi, Camille Abily, Élodie Thomis, Louisa Nécib, Amandine Henry, Wendie Renard und Eugénie Le Sommer standen beim 3:0-Achtelfinalerfolg über Südkorea sieben Spielerinnen auf dem Feld, die seit Jahren das Trikot Olympique Lyons tragen und es zusammen auf 720 Länderspieleinsätze bringen. Hinzu kommt ein ebenso eingespieltes PSG-Quartett um Topstürmerin Marie-Laure Delie.

Auch beim DFB bekam man diese Entwicklung in der letzten Jahren vermehrt zu spüren. Gewannen die deutschen Damen vor der Jahrtausendwende noch alle fünf Aufeinandertreffen mit insgesamt 18:1 Toren, konnte man keine der letzten drei Begegnungen mit Les Bleues für sich entscheiden. Unrühmlicher Höhepunkt: Eine 0:2-Pleite im Rahmen des Algarve Cups 2014.

Anders sieht die Situation bislang noch bei Großereignissen aus. Dreimal traf Deutschland auf Frankreich, dreimal behielten die Rekordeuropameisterinnen recht deutlich die Oberhand. Frankreich wird jedoch alles daran setzen, diese Serie zu beenden. Oder um es mit den Worten von Bundestrainerin Silvia Neid zu sagen: "Sie glauben, dass sie endlich dran sind, mal einen großen Titel zu gewinnen. Aber das wollen wir auch." Wer diesem Ziel ein Stückchen näher kommt, erfahrt ihr ab 22:00 Uhr im weltfussball-Liveticker.

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wfb