21.07.2015 13:08 Uhr

Check: Blau-Weiße Fragezeichen

1860-Coach Torsten Fröhling geht mit nur drei Neuzugängen in die Saison
1860-Coach Torsten Fröhling geht mit nur drei Neuzugängen in die Saison

Vor dem Auftakt der 42. Saison der 2. Bundesliga nimmt weltfussball die 18 Klubs unter die Lupe. Was macht Hoffnung, was bereitet Sorgen? Im ersten Teil dabei: Chaotische Löwen, furiose Arminen und besorgte Zebras.

TSV 1860 München

Die ersten Spiele: 1. FC Heidenheim (A); SC Freiburg (H); 1. FC Nürnberg (A)

Die letzten Ergebnisse: Swansea City (1:2); Werder Bremen (1:3); FK Ufa (2:1)

Das Personal: Die Chaostage an der Grünwalder Straße haben sich auch auf die Kaderplanung ausgewirkt. Gerade einmal drei Neuzugänge vermeldeten die Löwen bislang. Der Brasilianer Rodnei (29/Leipzig) ist mit 57 Bundesliga- und vier Europapokaleinsätzen der erfahrenste aus dem Trio. Miloš Degenek (21/VfB Stuttgart II) und Romuald Lacazette (21/PSG II) werden in der nächsten Saison ihre ersten Schritte bei den Profis machen.

Auf der anderen Seite haben nicht weniger als sieben Spieler den TSV verlassen. Prominentester Abgang ist Julian Weigl (19), der die letzte Spielzeit noch als jüngster Kapitän der Löwen-Geschichte begann und nach Dortmund verkauft wurde. Zudem verließen unter anderem Moritz Volz, Bobby Wood und der erst im Winter verpflichtete Ex-Schalker Anthony Annan den Klub.
>> zur Transferübersicht des TSV 1860 München

Die Vorbereitung: Zumindest der sportliche Teil der Vorbereitung lief fast ohne Nebengeräusche ab. Auch wenn Trainer Torsten Fröhling nach dem verpatzten Test gegen Swansea konstatierte: "Da ist noch viel Luft nach oben." Spielerisch zeigte die Elf oftmals gute Ansätze, präsentierte sich gefestigt und offensiv mit der nötigen Durchschlagskraft. Die Einstellung und der Trainingseifer waren – anders als zum Ende der letzten Saison – ebenfalls überzeugend.

"Wir haben eine gute Mischung aus Belastung, Regeneration und Abwechslung zwischendurch hinbekommen", lobte Fröhling – und warnte gleichzeitig: "Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir hinwollen." Durch die Verletzungen von Guillermo Vallori (Kreuzbandriss) und Jannik Bandowski (Fußwurzelbruch) fehlten in den letzten Wochen zwei wichtige Leute, die dem Team nach ihrer Rückkehr nochmals einen Schub geben können.
>> der Kader des TSV 1860 München in der Übersicht

Prognose: Nominell ist das Team der Löwen ähnlich stark wie in der vergangenen Saison. Anders als im Juli 2014 wird man die Ziele diesmal zurückhaltender formulieren. Fakt ist aber auch: Die Unruhe im Umfeld hat sich schon im letzten Jahr negativ auf das Team ausgewirkt. Auch in dieser Spielzeit drohen Störfeuer aus der Chefetage. Am Ende werden sich die "Sechzger" aufgrund der im Kader vorhandenen Qualität dennoch in der Liga behaupten und im Mittelfeld landen.

Arminia Bielefeld

Die ersten Spiele: FC St. Pauli (A); FSV Frankfurt (H); MSV Duisburg (A)

Die letzten Ergebnisse: SV Meppen (1:0); Hamburger SV (2:0); FC Zbrojovka Brno (1:0)

Das Personal: Trotz des überaus souveränen Aufstiegs hat sich die Arminia in der Sommerpause nicht ausgeruht und ihre Hausaufgaben gemacht. Christopher Nöthe (St. Pauli/137 Zweitligaspiele), Björn Jopek (Union Berlin/55), Michael Görlitz (St. Pauli/94), Brian Behrendt (Rapid Wien/12 Europacupspiele) sowie die beiden erfahrenen Keeper Daniel Davari und Wolfgang Hesl haben den Kader nicht nur ergänzt, sondern auch qualitativ verbessert.

Der Abgang von Alexander Schwolow (SC Freiburg) wurde durch die Verpflichtungen von Hesl und Davari mehr als aufgefangen. Die anderen fünf Abgänge (Bolat, Gurski, Lorenz, Propheter, Testroet) fallen sportlich nicht so sehr ins Gewicht. Unter dem Strich gehen die Ostwestfalen zumindest auf dem Papier mit einem absolut zweitligareifen Kader in die Saison.
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Die Vorbereitung: Sechs Spiele, sechs Siege, 36:0 Tore – auch wenn die Gegner mit Ausnahme des Hamburger SV nicht zu den ganz großen Kalibern zählten, präsentierte sich der DSC in den Testspielen in bestechender Form. Die Offensive um Top-Torjäger Fabian Klos lief schon vor dem Saisonstart auf Hochtouren. Spielwitz, Engagement und Einstellung passten.

Noch offen sind vor dem Saisonauftakt gegen St. Pauli die Fragen nach der Nummer eins im Tor und die Besetzung der Innenverteidigung. Hier hat Norbert Meier die Qual der Wahl. Sowohl Hesl und Davari als auch Hornig, Börner, Salger und Behrendt liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die vakanten Positionen. Eine echte Luxussituation für einen Aufsteiger.
>> der Bielefelder Kader in der Übersicht

Prognose: Nimmt die Arminia die Euphorie aus der Vorsaison mit in die zweite Liga und bestätigt ihre starke Frühform, wird das Team nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Was in Bielefeld möglich ist, hat das Pokalmärchen in der letzten Saison gezeigt. Das Gerüst der Mannschaft ist zusammengeblieben und dürfte keine Probleme haben, drei andere Teams hinter sich zu lassen.

MSV Duisburg

Die ersten Spiele: 1. FC Kaiserslautern (H); VfL Bochum (A); Arminia Bielefeld (H)

Die letzten Ergebnisse: FC Porto (0:2); VfL Bochum (1:2); SK St. Johann (19:1)

Das Personal: Für die Fans der Zebras gibt es vor dem Saisonstart gute und schlechte Nachrichten. Die erste Elf blieb im Sommer weitesgehend unangetastet und steht auch im kommenden Jahr zur Verfügung. Von den Abgängen zählte lediglich Michael Gardawski (26 Einsätze) zum erweiterten Kreis der Stammkräfte. Dass die Mannschaft im Kern zusammengehalten wurde, ist durchaus als Erfolg zu werten und der guten Arbeit des Managements zu verdanken.

Von den erhofften Verstärkungen ist bislang aber nur wenig zu sehen. Der finanziell klamme Klub hat zwar personell nachgerüstet, das allerdings vornehmlich in der Offensive. Das defensive und zentrale Mittelfeld bleibt eine Baustelle. Der Klub schaut sich aktuell nach weiteren Verstärkungen um und hat "zwei drei Optionen", im Blick, wie Sportdirektor Ivica Grlic verrät.

Die Vorbereitung: "Mit dem läuferischen Zustand bin ich absolut zufrieden", erklärte Trainer Gino Lettieri nach den jüngsten Testspielen. Spielerisch und taktisch, weiß der Coach, hat seine Mannschaft an der ein oder anderen Stelle aber noch Nachholbedarf. Leichtfertige individuelle Fehler zogen sich wie ein roter Faden durch die Vorbereitung.

"Entscheidend ist, dass wir länger am Ball bleiben. Wenn uns das nicht gelingt und wir immer die Kugel immer wieder direkt hergeben, wird es zwangsläufig Probleme geben. Der Aufwand ist dann einfach zu hoch", sagte Lettieri nach dem 0:2 gegen den FC Porto und sprach damit die Achillesverse seiner Mannschaft an. Gerät sie unter Druck, häufen sich die Fehler. Diese Schwachstelle muss der Trainer so schnell wir möglich ausmerzen.
>> der Kader des MSV in der Übersicht

Prognose: Die Zebras gehen als Aufsteiger traditionell in eine schwere Saison. Dem Kader fehlt es (noch) an Tiefe, um höhere Ziele als den Klassenerhalt auszurufen. Doch selbst der Ligaverbleib wird für den MSV zu einer echten Mammutaufgabe, da schlicht und ergreifend das Geld fehlt, um weiter auf- bzw. während der Saison nachzurüsten. So werden die Duisburger bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen müssen.

Der weltfussball-Zweitligacheck:
>> Freiburg, Paderborn, Karlsruhe: Alles auf (Neu)Anfang
>> Kaiserslautern, Leipzig, Braunschweig: Nur eine Blickrichtung
>> Nürnberg, Berlin, Heidenheim: Zwischen Hoffen und Bangen
>> Fortuna, Bochum, Sandhausen: Aufbruchstimmung an Rhein und Ruhr
>> Frankfurt, Fürth, St. Pauli : Mund abputzen, weitermachen!

Christian Schenzel