23.07.2015 16:30 Uhr

Check: Alles auf (Neu)Anfang

Ohne sechs ehemalige Leistungsträger geht Christian Streich mit dem SCF in die Saison
Ohne sechs ehemalige Leistungsträger geht Christian Streich mit dem SCF in die Saison

Vor dem Auftakt der 2. Bundesliga nimmt weltfussball die 18 Klubs unter die Lupe. Was macht Hoffnung, was bereitet Sorgen? Im sechsten Teil dabei: eine Wundertüte, ein angriffslustiger Fast-Aufsteiger und ein spendierfreudiger Absteiger.

SC Freiburg

Die ersten Spiele: FC Nürnberg (H); TSV 1860 München (A); VfL Bochum (H)

Die letzten Ergebnisse: FC Málaga (0:1); FC St. Pauli (0:0); SV Sandhausen (1:2)

Das Personal: Sechs Leistungsträger (Darida, Bürki, Klaus, Mehmedi, Schmid, Sorg) verließen den Sportclub im Sommer. Mit ihnen ging Qualität und die Erfahrung von 423 Bundesliga- und 63 Europacupspielen verloren. Die gute Nachricht: Die Transfers spülten geschätzte 25 Millionen Euro in die Vereinskasse. Geld, das Freiburg in sämtliche Mannschaftsteile investiert hat.

Der albanische Nationalspieler Amir Abrashi (25/Grasshoppers Zürich) ist international erfahren und kann die wichtige Rolle im defensiven Mittelfeld ausfüllen. Offensiv stehen neben dem fest verpflichteten Nils Petersen jetzt Vincenzo Grifo (FSV) und Tim Kleindienst (Cottbus) zur Verfügung. Im Tor streiten sich Patric Klandt (FSV) und Alexander Schwolow (Bielefeld) um die Nachfolge von Roman Bürki. Die vakanten Positionen in der Viererkette können Vegar Hedenstad (Braunschweig) und Lukas Kübler (Sandhausen) übernehmen.
>> zur Transferübersicht des SC Freiburg

Die Vorbereitung: Das Toreschießen war in der letzten Saison ein großes Manko im Spiel des SC. Deshalb legte Christian Streich den Fokus in den Testspielen auf die Offensive. Die schwierigste Aufgabe dabei hat der Trainer erkannt: "In nicht wenigen Partien werden wir auf enorm organisierte Gegner treffen." Gegner, die weitaus defensiver als noch in der ersten Liga stehen. 

Die Lösung: "Wir brauchen ein enorm gutes Umschalten von Angriff auf Abwehr, damit wir so offensiv spielen können, wie wir es wollen." Selber agieren, das Spiel bestimmen und in jeder Partie "die letzten Körner aus sich herausholen" lautet das Motto des Sportclubs, der nach sechs Jahren Bundesliga das Unternehmen Neuanfang in Liga zwei startet.
>> zum Kader des SC Freiburg

Prognose: Das ruhige Umfeld, der erfahrene Trainer sowie das Potenzial, das trotz der namhaften Abgänge vorhanden ist, werden ausreichen, um die Saison ohne Ängste und Sorgen zu überstehen. Gewöhnt sich das Team schnell an die raue Zweitligaluft, spielt Freiburg bis zum Ende um den Aufstieg mit.

SC Paderborn

Die ersten Spiele: VfL Bochum (H); Fortuna Düsseldorf (A); SV Sandhausen (H)

Die letzten Ergebnisse: Watford FC (0:2); Bolton Wanderers (4:1); Linzer ASK (1:4)

Das Personal: Trotz zwölf Abgängen (Ligaspitze) und elf Neuzugängen bleibt dem SCP der ganz große Umbruch erspart. Mit Elias Kachunga, Albert Meha, Lukas Rupp und Jens Wemmer gingen einige wichtige Stützen, die meisten Leistungsträger wurden jedoch gehalten. Gleichzeitig haben sich die Ostwestfalen mit erfahrenen und talentierten Spielern verstärkt.

Nick Proschwitz (Coventry), Niklas Hoheneder (RB Leipzig), Marcel Ndjeng (Hertha BSC) und Dominik Wydra (Rapid Wien) sind die Neuzugänge, die sich Hoffnungen auf einen Platz in der ersten Elf machen. Der wichtigste Rolle aber nimmt ein anderer Neuer ein: Trainer Markus Gellhaus. Der 45-Jährige übernimmt zum ersten Mal in seiner Karriere eine Profimannschaft und steht besonders auf dem Prüfstand.
>> zur Transferübersicht des SC Paderborn

Die Vorbereitung: Ergebnistechnisch waren die Testspiele ein Desaster. Nur ein einziges Mal blieb man ohne Gegentor, in neun Spielen gab es sechsmal keinen Sieg. Dabei gehörten die Gegner BV Bad Lippspringe (3:3), SV Rödinghausen (1:1), KSV Hessen Kassel (1:1), Mlada Boleslav (1:3) und Linzer ASK (1:4) nicht unbedingt zur allerersten Garde.

Dennoch ist Markus Gellhaus "zuversichtlich, dass wir gut in die Saison starten." Die gute Arbeit im Trainingslager und die Leistungen in den Testspielen stimmen ihn positiv, "auch wenn die Resultate das nicht immer ganz widergespiegelt haben." Offensiv und attraktiv soll sein Team spielen. Dass dieser Plan nicht immer aufgeht, weiß auch der Trainer: "Es ist kein Wunschkonzert und es wird nicht immer ein Fußballfest werden, aber zumindest sollte die Zielsetzung dahin gehen."
>> zum Kader des SC Paderborn

Prognose: Der SCP geht als echte Wundertüte in die Saison. Das Gros der Erstligamannschaft ist geblieben und wurde sinnvoll ergänzt. Allerdings scheint der Saisonstart ein paar Wochen zu früh zu kommen. Im 4-3-3 fühlt sich das Team offensichtlich noch nicht wohl. Dazu bleibt die Frage, wie sich Markus Gellhaus bei seinem Cheftrainer-Debüt schlägt. Läuft es gut, kann der SCP im Mai vielleicht die Rolle des lachenden Dritten einnehmen. Aktuell spricht jedoch mehr für eine Saison im gesicherten Mittelfeld.

Karlsruher SC

Die ersten Spiele: SpVgg Greuther Fürth (A); FC St. Pauli (H); FSV Frankfurt (A)

Die letzten Ergebnisse: FC Málaga (3:1); FC Aarau (2:0); Rubin Kasan (2:2)

Das Personal: Nach dem dramatischen Nicht-Aufstieg hat sich beim KSC erstaunlich wenig getan. Lediglich drei Spieler wurden abgegeben: zwei Reservisten (Varnhagen, Klingmann) und Reinhold Yabo (RB Salzburg). Ein Abgang, der dafür besonders schmerzt. Der vielseitige Mittelfeldspieler war neben Hiroki Yamada der Denker und Lenker im Spiel der Badener und ist kaum zu ersetzen.

Gekommen sind mit Erwin Hoffer, Pascal Köpke und Vadim Manzon drei neue Stürmer, sowie die Abwehrspieler Bjarne Thoelke (Wolfsburg II) und Matthias Bader (eigene Jugend). Dabei wird es aber nicht bleiben. Vor allem die Yabo-Nachfolge soll so schnell es geht geklärt werden. Dazu gesellt sich ein akutes Problem: Durch zahlreiche Verletzungen gehen Markus Kauczinski die Rechtsverteidiger aus. Nicht ausgeschlossen, dass auf dieser Position zu Saisonbeginn improvisiert werden muss.
>> zur Transferübersicht des Karlsruher SC

Die Vorbereitung: Das Relegationsdrama hat Markus Kauczinski nach eigener Aussage bis in den Urlaub verfolgt, ist jetzt aber endgültig abgehakt. "Diese Relegation hat uns gekitzelt, gibt uns den Antrieb, noch mehr herauszuholen", gibt sich der Trainer kämpferisch. Wie das aussehen kann, hat das Team zuletzt gegen Málaga (3:1) und Aarau (2:0) gezeigt.

"Der Mannschaft traue ich es absolut zu, erneut positiv zu überraschen. Wir haben dies zweimal in Folge getan und können dies auch ein drittes Mal schaffen", ist auch Sportdirektor Jens Todt überzeugt. An Euphorie mangelt es im Wildpark nicht. "Der eine oder andere glaubt, wir seien eine Eintagsfliege. Ich habe total Lust darauf, den Leuten zu beweisen, dass wir noch mehr können", schickt Kauczinski die erste Ansage noch vor dem ersten Anpfiff an die Konkurrenz.
>> der Kader des Karlsruher SC

Prognose: Der KSC geht mit einem erfahrenen, eingespielten und qualitativ hochwertigen Kader in die Saison. Im Gegensatz zum Vorjahr agieren die Badener allerdings nicht mehr aus der komfortablen Außenseiterrolle heraus. Zudem fehlt nach dem Yabo-Abgang ein Allrounder im Mittelfeld, offensiv hängt erneut viel an Top-Torjäger Rouwen Hennings. Als unbequem zu spielender Gegner wird Karlsruhe wieder zu seinen Punkten kommen, mehr als Platz fünf ist angesichts der starken Konkurrenz aber nicht drin.

Der weltfussball-Zweitligacheck:
>> Fortuna, Bochum, Sandhausen: Aufbruchstimmung an Rhein und Ruhr
>> 1860, Bielefeld, Duisburg: Blau-Weiße Fragezeichen
>> Frankfurt, Fürth, St. Pauli : Mund abputzen, weitermachen!
>> Nürnberg, Berlin, Heidenheim: Zwischen Hoffen und Bangen
>> Kaiserslautern, Leipzig, Braunschweig: Nur eine Blickrichtung

Christian Schenzel