Van Gaal erklärt "riesigen Streit" mit Uli Hoeneß

Ex-Cheftrainer Louis van Gaal hat sich mit klaren Worten über sein differenziertes Verhältnis zu Klubpräsident Uli Hoeneß beim Fußball-Bundesligisten FC Bayern München geäußert.
Im Gespräch mit der "Sport Bild" stellte der Fußballlehrer klar: "Solange Uli Hoeneß im Klub ist, würde ich nicht dort arbeiten."
Einen Grund für seinen Zoff mit Hoeneß lieferte van Gaal direkt nach: "Philipp Lahm spielte damals Linksverteidiger, erst ich habe ihn auf rechts gestellt. Daraufhin hatte ich einen riesigen Streit mit Hoeneß, der Lahm weiter links haben wollte. Die Geschichte gab mir recht: Lahm wurde als rechter Außenverteidiger Champions-League-Sieger und Weltmeister."
Ganz ähnlich sei es mit Thomas Müller gewesen. Als er dem Eigengewächs Spielzeit in wichtigen Partien ermöglichte, habe sich Hoeneß sogar bei seiner Frau Truus van Gaal beschwert: "Als ich das Talent anfangs aufstellte, musste sich meine Frau Truus in der Vorstands-Loge von Hoeneß sagen lassen: 'Ihr Mann hat wieder falsch aufgestellt.' Bei Alaba war es genauso. Sein Fehler in der Schlussminute, der zum 1:1 gegen Nürnberg führte, leitete meine Entlassung ein. Dabei ist Alaba noch heute eines der größten Talente, das Bayern hat."
"So wie er am Frühstückstisch herumlungerte, war das respektlos"
Van Gaal warf Hoeneß zudem vor, dass der Bayern-Macher dem Vereinskredo "mia san mia" in der gemeinsamen Zeit nicht immer gefolgt sei. Ganz im Gegensatz zum "Tulpengeneral", der unter an Stürmer Luca Toni eine Exempel statuierte.
"So wie er am Frühstückstisch herumlungerte, war das respektlos den Mitspielern und auch mir gegenüber. So etwas geht in einer Mannschaft nicht. Für mich gibt es eine unumstößliche Regel: Das Team ist wichtiger als das Individuum", rechtfertigte van Gaal einen Vorfall, bei dem er Luca Toni an den Ohren zog.
Van Gaal: "Dafür liebe ich den FC Bayern"
Seine Jahre in der bayrischen Landeshauptstadt habe van Gaal aber beileibe nicht nur in schlechter Erinnerung, wie der 66-Jährige betonte. Auch seinem Gegenspieler Hoeneß zollte er Respekt für seine jahrzehntelange geleistete Arbeit. Nach van Gaals Befinden sei der heutige Klubpräsident "ein sympathischer Mann, wenn er mit dir am Tisch sitzt. Aber er kann auch knallhart sein. Vielleicht ist das sogar seine große Qualität für das Amt".
Die größte Qualität des FC Bayern München sei nach wie vor das auf den sportlichen Erfolg getrimmte, dennoch familiär belassene Umfeld im Verein. Van Gaal verdeutlichte das mit einem Vergleich: "Manchester United ist ein kommerzieller Klub. Ganz anders als die Bayern. Für Rummenigge und Hoeneß ist Fußball das Wichtigste, nicht das Geld. Dafür liebe ich den FC Bayern."
Schweinsteiger "war am Ende"
Nach seinen Bayern-Jahren war van Gaal erst niederländischer Nationaltrainer, bevor er zwischen 2014 und 2016 zwei Spielzeiten bei ManUnited hauptverantwortlicher Teammanager war.
Dort sorgte er unter anderem dafür, dass Bastian Schweinsteiger auf die Insel wechselte - allerdings nur wenig Erfolg hatte. "Schweinsteiger war natürlich älter, aber nicht zu alt. Sein Körper konnte dennoch nicht mehr mit den hohen Anforderungen in der Premier League mithalten. Bayern verkaufte ihn uns als fitten Spieler, tatsächlich war er körperlich aber am Ende. Wie Mourinho nach mir mit ihm umging, hatte Schweini dennoch nicht verdient", erklärte der Niederländer.