03.07.2018 13:15 Uhr

Kriminalfall Mamic: Kroatien-Stars unter Druck

Luka Modric steht unter Druck
Luka Modric steht unter Druck

Der Kriminalfall um Zdravko Mamic hält den kroatischen Fußball in Atem. In den Prozess verstrickt sind auch die WM-Stars Luka Modric und Dejan Lovren.

Als die Spannung in den Schlussminuten des WM-Achtelfinals ihren Höhepunkt erreichte, vergaßen die Fans in der Heimat für wenige Momente sogar den spektakulären Kriminalfall, der den kroatischen Fußball in Atem hält. Endlich ging es wieder nur um den Sport, um Elfmeterheld Danijel Subasic und Siegtorschütze Ivan Rakitic. Doch die Finsternis kehrte bald nach dem Sieg über Dänemark zurück, sie wird nicht verschwinden, solange die Prozesse gegen den Fußballpaten Zdravko Mamic kein Ende gefunden haben.

Ein Schatten liegt auf der Nationalmannschaft, die sich vor dem Duell mit Gastgeber Russland am Samstag in Sotschi (20:00 Uhr MESZ) große Chancen auf das Halbfinale ausrechnet. Luka Modric, zentrale Figur des Teams, und Abwehrchef Dejan Lovren sind in den Fall Mamic verstrickt, mit mindestens einem Auge müssen sie darauf achten, wie es dem einstigen Strippenzieher auf dem Balkan ergeht.

Die Lage ist diffus: Bekannt ist, dass Mamic Anfang Juni in erster Instanz von einem Gericht in Osijek zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt worden ist. Ihm wird vorgeworfen, gemeinsam mit Komplizen mehr als 15 Millionen Euro bei Spielertransfers unterschlagen und rund 1,6 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben.

Das Berufungsverfahren bestreitet der ehemalige Vizepräsident des kroatischen Verbandes und Boss von Dinamo Zagreb aus Bosnien-Herzegowina. Dorthin war Mamic geflüchtet - und kurzfristig festgenommen worden. Ob er an Kroatien übergeben wird? Unwahrscheinlich!

Modrid und Lovren drohen Haftstrafen

Schon Monate vor dem Auftakt des Prozesses hatte Mamic die Staatsbürgerschaft von Bosnien-Herzegowina beantragt, das Heimatland seiner Eltern liefert Staatsangehörige nicht an den Nachbarn aus. "Die Staatsanwaltschaft in Kroatien hat alle existierenden Gesetze gebrochen", sagte Mamic. Er werde nicht lebendig in ein kroatisches Gefängnis gehen: "Ich vertraue den kroatischen Institutionen nicht."

Eben diese Institutionen haben längst auch Modric und Lovren ins Visier genommen. Beide waren einst für viel Geld aus Zagreb ins Ausland gewechselt: Der heutige Real-Star Modric ging für 21 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur, Lovren, heute bei Jürgen Klopp in Liverpool angestellt, für acht Millionen zu Olympique Lyon. Das Gericht in Osijek war überzeugt davon, dass Mamic persönlich von den Transfers profitiert habe. Zwei weitere Verfahren warten noch: Darin geht es um Betrug, Untreue und Geldwäsche.

Modric und Lovren traten im ersten Prozess als Zeugen auf, Modric wird nun Meineid vorgeworfen, auch gegen Lovren wird ermittelt. Beiden drohen Haftstrafen. Der kroatische Verband stellte sich weit vor WM-Beginn demonstrativ hinter seine Stars, die sich die Ablöse gemeinsam mit Mamic aufgeteilt haben sollen. Zu den Komplizen gehört auch Mamics Bruder Zoran, einst in der Bundesliga aktiv und heute Trainer in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er wurde zu vier Jahren und elf Monaten verurteilt.

In Russland werden die Kroaten immer wieder mit dem Krimi konfrontiert. Mamic sagte in Bosnien: "Wie sollen Modric und Lovren ihre Stärke bei der WM zeigen, wenn sie sehen, was der Staat mit mir gemacht hat?" Bislang gelingt es ihnen ganz gut, gerade Modric brilliert. Seinen verschossenen Strafstoß in der Verlängerung gegen Dänemark, machte er im Elfmeterschießen wieder gut.