Watzke wünscht sich Verkaufsstopp beim BVB

Durch Verkäufe von Top-Stars wie Pierre-Emerick Aubameyang (63,75 Mio. Euro zum FC Arsenal), Osumane Dembélé (bis zu 148 Mio. Euro zum FC Barcelona) oder Christian Pulisic (64 Mio. Euro zum FC Chelsea) hat Borussia Dortmund die noch vor Jahren klaffende Riesen-Lücke zum Umsatz des FC Bayern München beinahe geschlossen. Glücklich ist man darüber beim BVB aber nicht ausschließlich.
"Am liebsten will ich gar keine Verkäufe mehr tätigen. Denn das würde bedeuten, dass wir unsere besten Spieler halten können", zitiert die "Sport Bild" BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der zudem betont: "Der Abstand zu den Bayern ist immer noch so groß, dass sie pro Jahr rund 100 Millionen Euro mehr an Gehältern zahlen können als wir."
Aussagen, die das Dilemma der Borussen untermauern: Zwar muss der FC Bayern für seine vermeintlich neuen Leistungsträger inzwischen tief in die Tasche greifen - für die kommende Saison stehen bereits jetzt die Zugänge Lucas Hernández (80 Mio. Euro von Atlético Madrid) und Benjamin Pavard (35 Mio. Euro vom VfB Stuttgart) fest - namhafte Abgänge zu anderen Spitzenvereinen verzeichnet der Rekordmeister allerdings eigentlich nie. Zumindest sofern sich Präsident Uli Hoeneß und Co. nicht ganz bewusst für eine Trennung entscheiden.
Hoeneß lobt BVB-Transfers
Stimmt das Angebot, verlassen die absoluten Stars den BVB hingegen nicht selten nach wenigen Jahren. Da die ganz großen Namen zudem nur selten den Weg ins Ruhrgebiet finden, ist man bei Schwarzgelb von guten Perspektiv-Transfers abhängig. "Dortmund hat in den vergangenen Jahren gute Transfers gemacht", lobt auch Hoeneß, der weitere Neuzugänge nach der Saison erwartet: "Die Dortmunder haben auch investiert, aber nicht so viel. Sie haben sicher 100 Millionen übrig."
Das Konzept des BVB geht bislang allerdings auf. In den letzten fünf Jahren hat Schwarzgelb die Umsatzfifferenz zu den Bayern von über 250 Millionen Euro auf etwa 120 Millionen Euro reduziert. Mit Jadon Sancho und Manuel Akanji besitzen die Dortmunder derzeit zudem zwei weitere Talente, die künftig wohl eine nicht zu verachtende Ablösesumme generieren werden. Laut "Sport Bild" erwartet Dortmund für Sancho mindesten 150 Millionen Euro, für Akanji werden demnach mindestens 50 Millionen Euro fällig.
"In der Ein- und Verkaufsbilanz ist uns Dortmund voraus, weil sie eine andere Philosophie haben", weiß auch Hoeneß. "Wir wollen die Spieler nicht teuer verkaufen. Wenn ein Spieler wirklich super ist, versuchen wir, ihn zu halten oder eben in große Qualität zu investieren." Vorteile habe der FC Bayern allerdings im Sponsoring und Marketing.
"Bayern München wirtschaftlich einzuholen, wäre eine Aufgabe von vielen Jahrzehnten"
Ein Umstand, den Watzke ganz einfach erklären kann: "Borussia Dortmund stand vor 14 Jahren so nah an der Insolvenz wie bis heute kein anderer Bundesligist. Wir haben anderthalb Jahre unter Gläubigerverwaltung gearbeitet und treiben unsere globale Entwicklung erst seit sieben, acht Jahren intensiv voran. Bayern München wirtschaftlich einzuholen, wäre eine Aufgabe von vielen Jahrzehnten."
Das sieht auch BVB-Marketingboss Carsten Cramer so: "Borussia Dortmunds Wachstum war in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hoch. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, wo wir herkommen. Bayern München besitzt in einer Landeshauptstadt andere geografische und wirtschaftliche Voraussetzungen – und nach wie vor erhebliche Wettbewerbsvorteile, die sich der Klub über Jahrzehnte selbst erarbeitet hat. Wir wollen mit Kreativität und Engagement unser eigenes Rennen fahren."