09.06.2019 12:06 Uhr

Teenies Gwinn und Oberdorf mischen DFB-Team auf

Giulia Gwinn schoss die DFB-Frauen zum Auftaktsieg
Giulia Gwinn schoss die DFB-Frauen zum Auftaktsieg

Nach ihrem "Raketenschuss" ins Glück explodierte auch Giulia Gwinns Instagram-Account. Im sozialen Netzwerk hatte sich die Zahl der Menschen, die etwas über die junge WM-Matchwinnerin erfahren wollten, binnen weniger Stunden auf über 42.000 Abonnenten mehr als verdoppelt.

Als erst dritte deutsche Teenagerin nach Birgit Prinz (1995) und Ariane Hingst (1999) erzielte das 19 Jahre alte Toptalent vom Bodensee beim mühsamen 1:0 (0:0) zum Endrunden-Auftakt gegen China ein Tor bei einer Weltmeisterschaft. Bei ihrem WM-Debüt, wohlgemerkt.

Nach einer Ecke zog sie "einfach mal" von der Strafraumgrenze ab. "Ich glaube, das gelingt mir kein zweites Mal", sagte die strahlende Gwinn, "aber es wird mir sicher immer in Erinnerung bleiben." Ebenso ihren Eltern, die im Roazhon Park von Rennes auf der Tribüne vor Freude Tränen in den Augen hatten: "Sie bekommen mein Trikot, weil sie mich immer unterstützen."

Oberdorf überflügelt Prinz-Rekord

Die Tochter, die nach der WM vom SC Freiburg zu Bayern München wechselt und per Fernstudium Sport-Management studiert, überzeugte auch mit ihrer Flexibilität. Hatte Gwinn in der ersten Hälfte auf der rechten Offensivbahn wenig Akzente setzen können, drehte sie als Linksverteidigerin auf. "Das ist kein Problem, wenn man Spielerinnen um sich herum hat, die es einem einfach machen."

Eine davon war noch jünger als sie selbst: Lena Oberdorf kam nach dem Seitenwechsel im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, spielte wie ein alter Hase und löste nebenbei im zarten Alter von 17 Jahren und 171 Tagen Birgit Prinz (17 Jahre und 223 Tage) als jüngste deutsche WM-Spielerin der Geschichte ab.

Als sie davon nach dem Abpfiff erfuhr, machte Oberdorf große Augen. "Echt? Wusste ich gar nicht. Das ist krass...", sagte die Allrounderin der SGS Essen, die zwei Tage zuvor im Teamhotel noch eine Klausur im Leistungsfach Sport (Thema Muskelphysiologie) geschrieben hatte.

Ob die schwieriger gewesen sei als das ruppige Spiel gegen China? "Nö", entgegnete die Elftklässlerin des Gymnasiums Gevelsberg grinsend: "Ich bin ja gut in der Schule..." Außerdem: "Für die Klausur kann man ja einiges lernen, auf dem Platz passieren lauter Sachen, die man nicht erwartet."

Popp-Befehl an Oberdorf: "Hau' alles weg, was kommt"

Mit welcher Präsenz und Ruhe das Küken des DFB-Teams in einem so schwierigen Spiel auf Messers Schneide mitmischte, beeindruckte auch die gestandenen Kolleginnen. "Großes Kompliment an Obi", sagte Alexandra Popp: "Sie hat das wirklich sehr gut gemacht."

Die Kapitänin, die wie Oberdorf aus Gevelsberg im Ruhrgebiet kommt, hatte dem Toptalent für sein viertes Länderspiel noch höchstpersönlich den Auftrag erteilt: "Hau' alles weg, was kommt! Sie meinte nur: 'Okay' - sie hat das wohl sehr wörtlich genommen..."

Auch was mentale Stärke angeht, können die Routiniers ausgerechnet von der Jüngsten lernen. Bei Aufregung und Nervosität, verriet Oberdorf, habe sie ein Heilmittel. "Ich denke dann immer: Es ist das gleiche Spiel, das wir seit Jahren alle spielen." Ganz einfach.