15.01.2020 09:09 Uhr

Enthüllt! Darum scheiterte Klinsmann einst beim FC Bayern

Jürgen Klinsmann (M.) scheiterte 2008/2009 nach nur neun Monaten als Trainer des FC Bayern
Jürgen Klinsmann (M.) scheiterte 2008/2009 nach nur neun Monaten als Trainer des FC Bayern

Jürgen Klinsmann kommt mit seiner Arbeit als Reformer und Ideengeber beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC bisher bestens an. Der Optimismus beim Berliner Klub ist groß, dass unter dem berühmten Cheftrainer die endgültige Trendwende erreicht wird.

Vor elf Jahren sollte Klinsmann auch beim Rekordmeister FC Bayern München mit neuen Ansätzen und einer neuen Philosophie für frischen Wind sorgen. Beim deutschen Branchenprimus scheiterte Klinsmann jedoch krachend und wurde nach nur neun Monaten vorzeitig entlassen. 

Die "Sport Bild" hat nun an die fast schon berühmt berüchtigte Bayern-Saison 2008/2009 erinnert und aufgeführt, was an der Säbener Straße vor elf Jahren alles schief gelaufen ist. 

  • Falsches Personal: In seinen Jahren als Bundestrainer profitierte Klinsmann in taktischer Hinsicht vor allem von der Expertise seines Assistenten Joachim Löw. Als Bayern-Cheftrainer besetzte er diesen Posten mit dem Mexikaner Martín Vásquez. Eine glatte Fehlbesetzung in mehrerer Hinsicht, wie sich herausstellen sollte.
  • Fehlende Disziplin: Der einstige Welt- und Europameister sowie Ex-Bundestrainer sollte den gesamten Klub näher zusammenbringen und für neue Disziplin und besonderen Fokus sorgen. Davon war in zu vielen Situationen allerdings nichts zu sehen. Ein aufgestellter Computer, der als Lernhilfe für neue Fremdsprachen im ersten Stock an der Säbener Straße aufgestellt wurde, wurde von den Profis laut des Sportmagazins "aus Spaß ab und an zum Abspielen von Sexfilmen" zweckentfremdet. Die Aktion, als Franck Ribéry - trotz Klinsmanns Bitte, es zu unterlassen - im Winter-Trainingslager den Mannschaftsbus kaperte und gegen ein Schild fuhr, ist ebenfalls bekannt.
  • Verfehlte Transferpolitik: Zwei Beispiele verdeutlichen die irrtümliche Personalplanung des einstigen Weltklasse-Stürmers als Bayern-Coach. Landon Donovan wurde als vermeintlicher Hochgeschwindigkeitsfußballer verpflichtet, entpuppte sich aber als nicht liga-tauglich. Beim ersten Speed-Test in München war nur Keeper Michael Rensing langsamer. Starstürmer Luca Toni soll im Anschluss gefragt haben, ob er seinen kleinen Bruder Andrea mit zum Training bringen dürfe, "der habe auch das Niveau". Auf der anderen Seite wurde das damalige Top-Talent Toni Kroos in der Winterpause ohne große Widerstände Klinsmanns in Richtung Bayer Leverkusen ziehen gelassen.

  • Taktisches Versagen: Ausgerechnet im wichtigsten Spiel der damaligen Saison, dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona, unterlief Klinsmann ein folgenschwerer taktischer Fehler. Er stellte - auch für die Spieler - überraschend auf ein 4-1-4-1-System um, mit Mark van Bommel als einzigem Sechser. Dieser sollte auf beiden Seiten die Löcher stopfen, gegen Barcas Highspeed-Flügelzange Lionel Messi und Thierry Henry. Eine Marschroute, die in einem Fiasko endete. Das 0:4-Debakel zur Pause soll Bayern-Boss Uli Hoeneß ihm nie verziehen haben.

Der Tiefpunkt! In Barcelona steht es zur Pause 0:4 aus Bayern-Sicht
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  • Anhaltendes Verletzungspech: Wofür der von Beginn an umstrittene Bayern-Cheftrainer in der Saison 2008/2009 nicht unbedingt etwas konnte, waren die permanenten Ausfälle wichtiger Stammspieler. In entscheidenden Phasen der Saison fielen unter anderem Franck Ribéry und Luca Toni wochenlang aus. 
  • Mangelnde Rückendeckung: Mit strategischen Veränderungen im Trainingsalltag wollte Klinsmann das Treiben an der Säbener Straße modernisieren. Dazu gehörten beispielsweise der Ausbau von nicht-öffentlichen Trainingseinheiten. Als das in den Medien und der Öffentlichkeit lautstark kritisiert wurde ("Klinsmann schließt die Fans aus!"), fühlte sich keiner in der Bayern-Chefetage berufen, Klinsmanns Handeln zu verteidigen. Nur eines von mehreren Beispiel für ein gestörtes Vertrauensverhältnis. 

Im April 2009 war Klinsmanns Kredit bei den Fans längst aufgebraucht
Im April 2009 war Klinsmanns Kredit bei den Fans längst aufgebraucht

  • Verpatzte Innovationen I : Die legendären Buddha-Statuen gingen nur zum Teil auf Klinsmanns Kappe, da er sich hier auf die Idee von Dekorateur Jürgen Meißner einließ. Die missratene Aktion konnte noch korrigiert werden. Nicht so der Kabinen-Tausch in der Allianz-Arena. Während die FCB-Stars in die kleinere Gäste-Kabine verfrachtet wurden, die damals eigentlich den Zweitliga-Kickern des TSV 1860 München vorbehalten war, wurde in der großen Heim-Kabine eine Küchenzeile und ein großer Holztisch aufgebaut. Vor allem das Trainerteam soll sich laut "Sport Bild" hier aufgehalten haben. Der Kabinentausch wurde nach der Entlassung Klinsmann schnell wieder rückgängig gemacht. 
  • Verpatzte Innovationen II: Um für besseres Ambiente rund um das Trainingszentrum zu sorgen, durften sich sogar Familien und Freunde der Profis in der Mittagspause auf dem Areal aufhalten. Dem Bericht nach tauchte einmal sogar der Gitarrenlehrer von Flopspieler José Sosa auf und musizierte mit dem Argentinier. Uli Hoeneß wurde es zu bunt. Er schob den Familientagen an der Säbener Straße mit einem Machtwort einen Riegel vor.