22.01.2022 10:34 Uhr

Was will Eintracht Frankfurt mit Ansgar Knauff?

Wechselte vom BVB zu Eintracht Frankfurt: Ansgar Knauff
Wechselte vom BVB zu Eintracht Frankfurt: Ansgar Knauff

In der letzten Saison entbrannte bei Borussia Dortmund ein regelrechter Hype um Ansgar Knauff. Doch zuletzt war der U21-Nationalspieler beim BVB nur noch Ergänzungsspieler. Bei Eintracht Frankfurt nimmt Knauff nun einen neuen Anlauf - und muss sofort liefern.

Für sein Startelf-Debüt bei den Profis von Borussia Dortmund nutzte Ansgar Knauff im April 2021 gleich die ganz große Bühne: im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals, bei Pep Guardiola und seinem Star-Ensemble von Manchester City.

63 Minuten Spielzeit bekam Knauff bei der 1:2-Niederlage im Emirates Stadium unter dem damaligen BVB-Interimstrainer Edin Terzic und verzückte nicht nur diesen mit einigen gelungenen Aktionen.

Der Flügelflitzer habe gezeigt, "dass er Leuten weglaufen kann", schwärmte Terzic nach der Partie. Knauff sei längst "kein Gast mehr, sondern schon seit langer Zeit Teil unseres Teams".

Knauff könne ein "X-Faktor" im Dortmunder Spiel sein, schrieb "Sky". Die "Sportschau" bescheinigte dem gebürtigen Göttinger, der im Anschluss an das City-Spiel gegen den VfB Stuttgart direkt seinen ersten Bundesligatreffer nachlegte, eine "unglaubliche Woche". "Aus dem Schatten ins Ram­pen­licht", titelte das Magazin "11Freunde" über Knauff.

Kehrtwende des BVB bei Ansgar Knauff

Ein Leihgeschäft zur neuen Saison, um dem Eigengewächs mehr Spielpraxis zu verschaffen, schloss Sportdirektor Michael Zorc damals kategorisch aus. "Geplant ist, dass Ansgar dabei bleibt und richtiges, vollwertiges Kadermitglied wird", betonte das BVB-Urgestein.

Ein gutes halbes Jahr später lässt sich anhand der Causa Knauff belegen, wie schnelllebig das Fußball-Geschäft tatsächlich ist: Am Donnerstag verlieh der BVB den 20-Jährigen an Eintracht Frankfurt - einen der Klubs, die sich schon im letzten Sommer um eine Ausleihe Knauffs bemüht, von der Borussia jedoch eine Absage kassiert hatten.

Als "hin und wieder schwierig für einen jungen Spieler" bezeichnete Knauff seine Situation beim BVB bereits im vergangenen November in einem Interview mit "dfb.de". Besserung war unter Terzics Nachfolger Marco Rose nicht in Sicht.

BVB: Ansage von Marco Rose für Ansgar Knauff

Enttäuschende neun Pflichtspiele ohne Torbeteiligung für die Dortmunder Profis stehen in Knauffs Statistik für 2021/2022, zudem acht Partien (ein Treffer) für die U23 des BVB in der 3. Liga. Das Versprechen, das er selbst mit seinen aufsehenerregenden Leistungen der Vorsaison gab, erfüllte sich nicht.

Er und Knauff seien "im regelmäßigen Austausch", sagte Rose vor dem Spiel gegen Mainz 05. "Wir alle kennen seine Stärken. Wir alle wissen aber auch, an was er arbeiten muss", ergänzte der BVB-Coach. "Natürlich" wolle er "junge Spieler fördern", so Rose. "Aber man muss sich jeden Einsatz hart erarbeiten."

Beim BVB sah Knauff die Chance dazu offensichtlich nicht mehr. "Er ist mit dem Wunsch auf uns zugekommen, im Rahmen einer Leihe mehr Spielpraxis sammeln zu können. Diese Chance möchten wir ihm bieten, um sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln", kommentierte Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl den vorübergehenden Abgang des einstigen Hoffnungsträgers in Richtung Frankfurt.

Immerhin: Eine Kaufoption oder -verpflichtung ist in Knauffs Leihvertrag nicht enthalten. Stand jetzt darf er also ab 2023 beim BVB einen neuen Anlauf nehmen.

Ansgar Knauff soll Eintracht Frankfurt "sofort helfen"

Zunächst aber muss Knauff bei seinem neuen Klub liefern - und das nach dem Willen der Eintracht nicht erst perspektivisch. Der Neuzugang sei "in der Lage, uns auf den Außenbahnen sofort zu helfen", erklärte SGE-Sportvorstand Markus Krösche und lobte dessen "Tempo und Spielverständnis".

Tatsächlich kann Knauff im Offensivspiel eine echte Waffe sein. In der vergangenen Saison gelangen ihm im 90-Minuten-Durchschnitt mehr Dribblings als dem ehemaligen BVB-Star Jadon Sancho. Zudem bereitete Knauff mehr Torschüsse vor als der inzwischen an Manchester United verkaufte Engländer - Fähigkeiten, von denen nun auch die Eintracht profitieren könnte, zumal die fußballerische Qualität auf den Flügeln abgesehen vom unantastbaren Filip Kostic überschaubar ist.

Arbeiten muss Eintrachts Trainerteam um Chefcoach Oliver Glasner mit Knauff an dessen mangelhaften Defensivverhalten, das einer der Hauptgründe für seinen verhinderten Durchbruch beim BVB gewesen sein dürfte.

Viele Ballverluste sowie ein oftmals wenig zielgerichtetes Arbeiten im Rückwärtsgang prägen Knauffs Spiel auf höchstem Niveau noch. Bekommt er diese Schwächen in den Griff, könnte er in Glasners bevorzugtem 4-2-3-1-System, das bei der Eintracht bisher noch nicht wie gewünscht funktionierte, wichtig werden.

"Ich freue mich, dass ich ein Teil des Ganzen sein darf und hoffe, dass ich mich bestmöglich einbringen kann", sagte der Neu-Frankfurter in seinem Antrittsinterview mit dem vereinseigenen TV-Sender. Damit sollte Knauff schon möglichst bald anfangen.

Tobias Knoop