Thomas Müllers Formkrise und die Folgen für den FC Bayern

Vor dem bislang wichtigsten Saisonspiel im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Villarreal am Dienstag (21:00 Uhr) befindet sich mit Thomas Müller ausgerechnet der "Mr. Zuverlässig" des FC Bayern in einer Formkrise. Der Nationalspieler leidet unter dem Spiel seiner Mannschaft. Doch es gibt Grund zur Hoffnung.
Beim FC Bayern wird in diesen Tagen wieder viel über diverse Spieler gesprochen. Allen voran über Weltfußballer Robert Lewandowski, dessen Zukunft in München in der Schwebe steht. Oder auch über Serge Gnabry, bei dem die Perspektive ähnlich undurchsichtig ist. Leroy Sané und dessen Unzufriedenheit sind ebenfalls Teil der täglichen Debatten.
Nur ganz selten fällt hingegen der Name von Thomas Müller. Dabei befindet sich ausgerechnet einer der konstantesten Spieler der letzten Jahre in der wichtigsten Phase der Saison in einer veritablen Formkrise.
FC Bayern: Trend bei Thomas Müller zeigt nach unten
In Gänze lesen sich Müllers Zahlen gewohnt beeindruckend: 31 Torbeteiligungen in 40 Pflichtspielen sind ein absoluter Top-Wert - auch für Müller-Verhältnisse. Nicht wegzudiskutieren ist aber, dass der Trend beim 32-Jährigen in die falsche Richtung geht.
In den letzten acht Bundesligaspielen verbuchte der Nationalspieler gerade einmal 13 Torschüsse (ein Tor) und elf Torschussvorlagen (null Assists), auch im Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Villarreal blieb er blass und wirkungslos.
Mit sieben vorzeitigen Auswechslungen strafte ihn Julian Nagelsmann in diesen neun Spielen ab - ein deutlicher Fingerzeig des Trainers, dass er von seinem Führungsspieler mehr erwartet.
Thomas Müller vermisst die Ruhe im Spiel des FC Bayern
Dabei ist womöglich der Trainer selbst ein Teil des Problems, denn gerade bei eigenem Ballbesitz tut sich seine Mannschaft im Moment schwer. Es fehlt die Geduld und die Balance, um sich den Gegner zurechtzulegen, die Abwehr in Feinarbeit zu sezieren und dann eiskalt zuzuschlagen. Diese Ruhe hat Nagelsmann seinem Team noch nicht nachhaltig vermittelt. Thomas Müller ist einer, der besonders darunter leidet.
"Wir haben offensiv nicht diese Power, diese Vielzahl an kreierten Chancen gehabt", stellte er nach dem Spiel in Villarreal treffend fest. Die Wut sei zwar in der zweiten Halbzeit da gewesen, "dann wurde es aber auch ein bisschen wild", legte er den Finger in die Wunde.
Das Problem: Die Zahl der Müller'schen Aktionen in der Gefahrenzone ist seit Wochen rückläufig. Seine unberechenbaren Läufe verpuffen, seine brandgefährlichen Ballaktionen im gegnerischen Strafraum werden immer seltener.
Eine Zahl, die das Dilemma belegt: In der Hinrunde war der 32-Jährige im Schnitt noch 61 Mal pro Partie im Ball, in der Rückrunde sind es nur noch 54 Ballberührungen pro Spiel. Ein kleiner, aber feiner Unterschied für einen Spieler, bei dem jeder Kontakt, jeder Pass eben jenen Unterschied ausmachen kann.
Hat der FC Bayern die Lösung in den eigenen Reihen?
Die Lösung des Problems könnte aus den eigenen Reihen kommen. Pünktlich zum Saisonfinale stehen dem Team wichtige Leistungsträger wie Leon Goretzka oder Alphonso Davies wieder voll zur Verfügung.
Goretzka verleiht dem Team defensive Stabilität, ist nicht nur in Pressing- und Gegenpressing eine wichtige Stütze, sondern auch im Spielaufbau.
Davies hingegen verschafft dem Team mit seinen Flankenläufen Räume, in die nicht nur die Flügelstürmer, sondern auch Thomas Müller stoßen kann.
Müllers Spielanteile in der gefährlichen Zone werden somit zwangsläufig größer - ein Ziel, auf das der FC Bayern hinarbeiten muss, damit aus dem Mitläufer Müller wieder der Antreiber und Spielentscheider Müller wird.
Christian Schenzel