Zorc spricht über "Gefahr" für den BVB und Haaland

Vor dem Duell gegen den FC Bayern hat sich Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc zum Titelkampf in der Bundesliga, zur Transferpolitik des BVB und zur Zukunft von Erling Haaland geäußert.
Das ewige Duell mit den Münchnern bezeichnet Zorc als "ungleiches Rennen".
"Wir haben im letzten Geschäftsjahr 285 Millionen Euro weniger Umsatz gemacht als der FC Bayern. Dieser Unterschied führt dazu, dass sich die Bayern, was die Gehälter angeht, circa zehn Gnabrys mehr leisten können als wir", sagte er den Zeitungen der "Funke Mediengruppe".
Wenn der FC Bayern keine ganz groben Fehler mache, sei er kaum einzuholen. Für Samstag erhofft Zorc sich "ein besseres Spiel und ein besseres Ergebnis zu erleben als in den letzten Jahren. Es wird mal Zeit, dass wir dort eine richtig gute Leistung zeigen und auch was mitnehmen."
Zorc bemängelte die in seinen Teilen überzogene Erwartungshaltung: "Für den zweiten Platz klopft dir keiner mehr auf dem Westenhellweg in Dortmund auf die Schulter", meinte er: "Diese Stimmung ist eine Gefahr für den Klub und seine 800 Mitarbeiter. Wir müssen davon wegkommen, dass man als gescheitert gilt, wenn man nicht Meister wird."
Letzteres werde der "Normalfall" sein, so Zorc weiter: "Und wir müssen dennoch die Möglichkeit haben, Zufriedenheit zu erreichen."
In der aktuellen Saison hatte der BVB oft mit Verletzungsausfällen zu kämpfen. "Wenn ein Erling Haaland in weniger als 50 Prozent der Spiele zur Verfügung steht, hat das Einfluss auf das Abschneiden", sagte Zorc: "Und hier geht es längst nicht nur um Erling, sondern um ganze Mannschaftsteile. So ganz trage ich die Kritik nicht mit. Und das nicht, weil ich etwas schönfärben möchte."
BVB will sich "kritisch hinterfragen"
In dem Interview äußerte sich Zorc auch zur Transferpolitik des BVB. Bei einigen namentlich nicht genannten Neuzugängen der vergangenen Jahre sei es nicht gelungen, die Spieler "auf das nächste Level zu hieven". "Das ist in der Häufung zu oft passiert, dafür müssen wir uns auch kritisch hinterfragen", so der 59-Jährige.
Schritte nach vorn habe der BVB stattdessen mit internationalen Top-Talenten gemacht, "die uns nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich geholfen haben. Ich erinnere an die Tore, die Aubameyang, Dembélé, Sancho oder jetzt Haaland für uns geschossen haben", hob Zorc hervor.
Wie Aubameyang, Dembélé und Sancho wird auch Haaland den BVB aller Voraussicht nach im Sommer verlassen. "Er hat sich bei uns entwickelt, und wir haben von ihm profitiert", fasste Zorc die gemeinsame Zeit zusammen.
Haaland? "Wir sind total ruhig"
"Da kann man jetzt zwar sagen, man hätte ihm keine Ausstiegsklausel geben dürfen. Aber dann hätte man ihn gar nicht bekommen", führte Zorc weiter aus und stellte klar: "Für diese Jungs aus dieser Talentkategorie sind wir der attraktivste Klub in Europa. Deshalb sollte das auch ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells bleiben. Denn die fertigen 1a-Spieler gehen zu Manchester City. Oder zu Bayern München."
Die anhaltenden Gerüchte um Haaland verurteilte Zorc zudem: "Alles, was bei Erling Haaland passiert, passiert auf Vertragsgrundlagen. Wir sind total ruhig. Sie machen den Fehler, dass Sie uns aufgrund der täglichen Medienschlagzeilen eine Unruhe und Genervtheit attestieren, die es de facto gar nicht gibt."