09.06.2022 10:51 Uhr

Passt Sadio Mané überhaupt zum FC Bayern?

Sadio Mané steht vor einem Wechsel zum FC Bayern München.
Sadio Mané steht vor einem Wechsel zum FC Bayern München.

Sadio Mané soll der Königstransfer des FC Bayern werden. Die Einigung mit dem FC Liverpool soll kurz bevorstehen. Es stellt sich nur die Frage: Welche Position soll Mané in München eigentlich spielen?

Liest man dieser Tage in den beliebten Transfer-Foren einen Thread wie "Sadio Mané zum FC Bayern München?", ist die Meinung ziemlich eindeutig.

"Zu alt und viel zu teuer" - selbst eingefleischte Bayern-Fans sehen wenig Sinn in einer Verpflichtung des inzwischen 30-jährigen Senegalesen, der in der abgelaufenen Saison 23 Tore in 51 Pflichtspielen für das Klopp-Team erzielte. Vor allem nicht als potenziellen Nachfolger des abwanderungswilligen Robert Lewandowski. 

Die Bayern-Bosse sehen das anders: Mané soll der Königstransfer des Sommers werden. Nachdem der FC Liverpool ein erstes Angebot der Bayern über 25 Millionen Euro angeblich als "lächerlich" abgelehnt hatte, legte der Rekordmeister nach.

Einigung zwischen Sadio Mané und dem FC Bayern?

Laut Transfer-Insidern solle man sich näher kommen, manche sprechen sogar von einer mündlichen Einigung.

Um den Deal noch in dieser Woche einzutüten, reisen Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn nun höchstpersönlich nach Liverpool. So berichtet es zumindest "Sport Bild".

Klar ist: Der FC Bayern will Mané und der Senegalese will nach München. 

Es stellen sich jedoch mehrere Fragen: Könnte der 30-Jährige den alles überragenden Torjäger Lewandowski - falls dieser tatsächlich den Verein verlassen sollte - überhaupt ersetzen? Wenn der Pole bleiben sollte: Ist Mané als Ersatz für den unzufriedenen Serge Gnabry eingeplant? Und: Befindet sich Mané noch auf dem Zenit seiner Karriere? 

Sadio Mané ist kein Lewandowski-Ersatz

Die erste Frage lässt sich relativ leicht beantworten. Eins zu eins ersetzen kann Mané den polnischen Torjäger nicht.

Zwar wurde Mané beim FC Liverpool als Mittelstürmer eingesetzt - die eindeutig bevorzugte Position unter Jürgen Klopp ist allerdings die des linken Außenstürmers.

In 195 von 269 Pflichtspielen für die Reds lief Mané über links auf. Auf dieser Position schockte er im Frühjahr 2019 auch den FC Bayern, als er mit Liverpool im Achtelfinal-Rückspiel 3:1 in der Allianz Arena gewann und einen Doppelpack zum Bayern-K.o. beisteuerte.

Dass Manés Qualitäten schwer vergleichbar mit denen von Lewandowski sind, zeigen auch die Daten: Der Liverpool-Star hatte in der vergangenen Ligasaison mehr Ballkontakte (53 gegenüber 40, auf 90 Minuten umgerechnet) und schlug im Schnitt fast doppelt so viele Flanken wie Lewandowski.

Im Abschluss konnte er Lewandowski (35 Tore, knapp 5 Schüsse pro Partie) allerdings nicht das Wasser reichen - 16 Treffer und im Schnitt knapp 3 Abschlüsse stehen für Mané zu Buche.   

FC Bayern: Serge Gnabry vs. Sadio Mané

Der Senegalese ist also kein Lewandowski-Ersatz. Vielmehr wäre er eine echte Verstärkung für die linke Außenbahn, sollte der sichtlich unzufriedene Serge Gnabry den FC Bayern verlassen wollen.

Der 26-Jährige schlug laut "Bild" ein Angebot mit einem Jahresgehalt von 17 bis 19 Millionen Euro pro Jahr vorerst aus.

Es ist wohl kein Zufall, dass diese Personalien zeitgleich in den Medien auftauchen, schließlich haben Gnabry und Mané mit "ROOF" dieselbe Berateragentur.

Ein Tauschgeschäft zwischen den Bayern und dem FC Liverpool wäre eine denkbare Variante. Für den FC Bayern würde sich die Frage stellen: Lässt man mit Gnabry einen Spieler im besten Fußballeralter ziehen und holt einen, der dieses langsam aber sicher hinter sich lässt? 

Legt man die Statistiken der Vorsaison zugrunde, bewegen sich Gnabry (14 Tore, 5 Vorlagen in der Liga) und Mané (16 Tore, 2 Assists) auf einem ähnlichen Niveau.

Der deutsche Nationalspieler machte dabei deutlich mehr aus seinen Möglichkeiten, denn laut den Expected Goals wären nur neun Saisontreffer "erwartbar" gewesen, der Liverpool-Stürmer lag zwei Tore unter seinem Expected-Goals-Wert.

In den großen Spielen der Champions League sprechen die Werte allerdings deutlich für Mané, der 15 seiner insgesamt 24 Tore in der Königsklasse in den K.o.-Spielen erzielte. 

Sadio Mané spricht Deutsch

Eine Investition in die Zukunft wäre Mané sicher nicht. Aber eine, bei der man weiß, was man bekommt.

Oder wie es Jürgen Klopp vor dem Champions-League-Finale 2022 formulierte: "Ganz gleich, wo er nächste Saison spielen wird – er wird definitiv ein großartiger Spieler sein."

Mané ist pfeilschnell, variabel einsetzbar und torgefährlich: In jeder seiner acht Premier-League-Spielzeiten (sechs davon für Liverpool) hat er zweistellig getroffen.

Dass Mané mittlerweile 30 Jahre alt ist, merkt man ihm kaum an. In seiner Karriere blieb er, ähnlich wie Robert Lewandowski, von größeren Verletzungen verschont.

Falls Lewandowski doch noch eine Saison bleiben sollte - was aktuell äußerst unwahrscheinlich scheint - hätte der FC Bayern seine ohnehin starke Offensive um eine weitere Waffe ergänzt. 

Und, nicht zu unterschätzen: Für Mané ist die deutsche Sprache kein Neuland, denn von 2012 bis 2014 spielte er für RB Salzburg in Österreich. Übrigens ebenfalls als linker Außenstürmer.

Lars Wiedemann