16.08.2022 13:10 Uhr

Diese neuen Konfliktherde drohen dem FC Bayern

Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui (v.l.) und Leroy Sané (r.) spielten bisher noch kein Bundesliga-Spiel von Beginn an für den FC Bayern
Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui (v.l.) und Leroy Sané (r.) spielten bisher noch kein Bundesliga-Spiel von Beginn an für den FC Bayern

Benjamin Pavard, Dayot Upamecano, Marcel Sabitzer und allen voran Jamal Musiala sind die großen Gewinner beim FC Bayern in der bislang gespielten Saison 2022/2023. Statt im zweiten Nagelsmann-Jahr aus der Startelf oder gar in Gänze aus dem Kader zu fliegen, hat sich das Quartett in den ersten Wochen in der Stammformation der Münchner festgespielt und überzeugte mit zum Teil herausragenden Leistungen. Doch wo es Gewinner gibt, sind auch Verlierer nicht weit. Dem FC Bayern drohen plötzlich ganz neue Konfliktherde.

Trotz der starken Offensivleistungen der Bayern bei den Siegen gegen RB Leipzig im deutschen Supercup sowie gegen Frankfurt und Wolfsburg in der Bundesliga waren die größten Leistungsexplosionen wohl in der Hintermannschaft des Rekordmeisters zu beobachten.

  • Dayot Upamecano vs. Matthijs de Ligt

Upamecano war im letzten Jahr ein Wunschspieler von Cheftrainer Julian Nagelsmann, wurde er doch zur gleichen Saison wie der Übungsleiter von RB Leipzig nach München transferiert. Nach einem ordentlichen ersten Bayern-Jahr galt der französische Innenverteidiger trotzdem als möglicher Verkaufskandidat, nachdem Matthijs de Ligt als vermeintlicher neuer Abwehrchef von Juventus Turin verpflichtet wurde.

Doch seit dem 67-Millionen-Transfer von Juve wartet de Ligt noch immer auf sein Startelf-Debüt. Zunächst wurden ihm Fitnessdefizite nachgesagt, der 23-Jährige sollte sich erst einmal in München akklimatisieren. 

Konkurrent Upamecano nutzte diese Zeit für sich, machte mit blitzsauberen Abwehrleistungen in Training und Bundesliga-Spielen auf sich aufmerksam. Er liefert neben Landsmann Lucas Hernández in der Bayern-Innenverteidigung derzeit keinen Anlass für Julian Nagelsmann, zu reagieren und anders aufzustellen.

Das könnte zwangsläufig für Zoff mit de Ligt sorgen, dem die Rolle des neuen Abwehrchefs in Aussicht gestellt wurde. "Die Atmosphäre, in der hart gearbeitet und nicht gejammert wird, gefällt mir", hatte er zuletzt noch im "Telegraaf" die Stimmung im Team gelobt. Als Edel-Reservist hinter Hernández und Upamecano ist der Niederländer zweifelsohne trotzdem nicht nach München gekommen.

  • Benjamin Pavard vs. Noussair Mazraoui

Fast noch unerwarteter war die jüngste Leistungsexplosion von Benjamin Pavard auf der rechten Außenbahn. In der Sommerpause wurde der Weltmeister von 2018 nicht müde zu betonen, dass er eigentlich viel lieber in der Innenverteidigung spielen und sich dort bei den Bayern einbringen würde.

Ziemlich schnell wurde in der Sommervorbereitung klar, dass das auch in seinem vierten Bayern-Jahr nichts werden würde. Die Konkurrenz im Abwehrzentrum ist einfach zu groß und zu stark. 

Um überhaupt auf seine Spielanteile zu kommen, wich Pavard erneut auf hinten rechts aus und macht das, was er am besten kann: Sicher stehen, mit starken Lauf- und Zweikampfwerten punkten und sich unaufgeregt in der Viererkette festspielen. Sogar als zweimaliger Torschütze trat der 26-Jährige in dieser Saison schon in Erscheinung. 

Da geht es unter, dass sich die Münchner mit Noussair Mazraoui eigentlich ganz neu für die Rechtsverteidiger-Position aufgestellt haben. Der Marokkaner sollte für mehr Tempo als Schienenspieler sorgen, gilt zudem als der offensiver ausgerichtete Part im Vergleich zu Pavard.

Dieser rechtfertigt das bisherige Vertrauen seines Cheftrainers derweil mit starken Leistungen. Aber auch Mazraoui hat keinesfalls als Bankspieler für vier Jahre in München unterschrieben. Derzeit bleibt ihm nicht viel mehr übrig, als auf seine Chance zu warten. 

  • Marcel Sabitzer vs. Leon Goretzka

Sabitzer galt nach einem verkorksten ersten Bayern-Jahr schon als großes Transfer-Missverständnis. Der österreichische Mittelfeldspieler war in seiner ersten Saison in München nicht wiederzuerkennen, spielte nach seinen starken Leipziger Jahren viel zu unsicher, fehlerbehaftet und fahrig auf. Die Folge: Lediglich zwei Bundesliga-Spiele bestritt Sabitzer in 2021/2022 über die vollen 90 Minuten, war ansonsten mehr Ergänzungsspieler denn gefragte Stammkraft.

Im zweiten Jahr könnte sich das nun ändern. In den drei Bayern-Pflichtspielen der noch jungen Saison durfte der Grazer jeweils von Beginn an ran, spielte endlich mit Präsenz und Selbstsicherheit im FCB-Mittelfeld auf, wie es von ihm gefordert wird.

Für einen könnte die neue Stärke Sabitzers zum ernsthaften Problem werden: Leon Goretzka verpasste die bisherige Saison nach seiner Knie-Operation verletzt, musste von außen jeweils zuschauen. Dass er nach erfolgreichem Reha-Programm, welches wohl am Monatsende abgeschlossen sein dürfte, direkt in die Startformation des Serienmeisters zurückkehren wird, ist mittlerweile längst nicht mehr gesichert. 

Sollte Sabitzer seinen deutlich verbesserten Eindruck auch in den kommenden Partien gegen Bochum und Gladbach weiter bestätigen, gehen Goretzka vorerst die Argumente aus, die ihn zurück in die Bayern-Formation spülen könnten. Mit Vorstandsboss Oliver Kahn hat Marcel Sabitzer derzeit außerdem einen wichtigen Fürsprecher, der ihn jüngst "zu seinen soliden Leistung nur beglückwünschen" konnte.

  • Jamal Musiala vs. Leroy Sané

Mit seinen drei Toren und zwei insgesamt überragenden Offensivleistungen ist Jamal Musiala der herausragende Akteur der bisherigen Bundesliga-Saison. Taktisch flexibel, einsatzfreudig, dribbelstark, treffsicher: Der Youngster verzückte die Bayern-Anhänger mit zwei starken Auftritten zum Liga-Start und liefert seinem Coach bisher keinen Grund, ihn mal herauszunehmen.

Eigentlich wollte sich neben den derzeit vermeintlich gesetzten Sadio Mané, Thomas Müller und Serge Gnabry auch Leroy Sané in der Offensiv-Abteilung der Bayern festspielen. Der 26-Jährige muss sich bislang aber mit der Rolle des Jokers begnügen, wartet noch auf sein Startelf-Debüt in der neuen Bundesliga-Spielzeit. 

Bis zuletzt zeigte sich Sané diszipliniert, nahm seine Aufgaben als Einwechselspieler gut an und. Es fällt allerdings fast schwer daran zu glauben, dass der launische Starspieler weiter die Füße stillhält, sollte es auch in der Champions League mit einem Platz auf der Ersatzbank weitergehen.

Mats-Yannick Roth