01.09.2022 08:30 Uhr

S04-Keeper verrät Kabinendetails zu irrem 5:5 gegen Bayern

5:5 hieß am Ende zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Bayern
5:5 hieß am Ende zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Bayern

Der frühere Schalke-Torwart Helmut Pabst hat sich an das legendäre 5:5 seines Klubs gegen den FC Bayern erinnert, als die Königsblauen gegen Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Co. erst überraschten, dann zitterten, und Einblicke in die damalige Stimmung in der Kabine gegeben.

Mitte der Sechziger bis Mitte der der Siebziger war eigentlich Norbert Nigbur der unumstrittene Mann zwischen den Pfosten beim FC Schalke 04. Doch weil Nigbur zu Beginn der Saison 1973/1974 ausfiel, kam Helmut Pabst zu der Ehre, ins Schalker Tor zu rücken. Damit stand der heute 71-Jährige ausgerechnet beim torreichsten Spiel zwischen S04 und dem FC Bayern auf dem Feld und durfte das damalige 5:5 am eigenen Leib erfahren.

"Es war eine ganz schöne Nummer, natürlich eines der spannendsten Spiele, die ich miterleben durfte", blickte Pabst im "kicker" zurück. Im frisch eingeweihten Parkstadion mit zum damaligen Zeitpunkt futuristischer Ausstattung sollte die Partie stattfinden. "Es gab da ja diese einzigartige Rolltreppe, mit der wir Spieler von unserer Umkleide in der ersten Etage abwärts Richtung Innenraum gefahren sind. Da stieg das Adrenalin automatisch in die Höhe", sagte der ehemalige Keeper und verriet: "Franz Beckenbauer musterte unsere Spieler und schaute, als wolle er sagen: Heute gibt’s für euch mal richtig Haue."

Doch das Gegenteil war der Fall, jedenfalls in Durchgang eins. "Wir haben durch Erwin Kremers und einen Doppelpack von Rainer Budde nach 18 Minuten schon 3:0 geführt, zur Pause sogar mit 5:2", sagte der 71-Jährige. "Ich glaube, mein Münchner Kollege Sepp Maier hat sechs Bälle aufs Tor bekommen, fünf waren drin. Bei uns passte 45 Minuten lang alles. Wir haben ziemlich gezaubert."

Helmut Pabst auf der Rolltreppe im Parkstadion
Helmut Pabst auf der Rolltreppe im Parkstadion

In der Halbzeit hätten Trainer Ivica Horvat und auch Co-Trainer Friedel Rausch dann versucht, ein paar Worte an die Mannschaft zu richten. Die meisten Spieler hätten diese aber vor lauter Aufregung über das Spiel gar nicht mitbekommen, erinnerte sich Pabst. "Mehreren war so übel, dass sie sich übergeben mussten", gab der Torwart einen Einblick in die Kabine, "[...] sie hatten Probleme, den Zwischenstand zu verarbeiten."

Pabst: Plötzlich führte Schalke gegen Beckenbauer, Hoeneß und Co.

Kein Wunder. Nur eine Woche zuvor war das Schalker Team mit 0:6 in Gladbach untergegangen, ebenfalls mit Pabst im Tor. "Nun führten wir zur Pause gegen Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Gerd Müller, Paul Breitner und Co. plötzlich mit 5:2. Das war für den einen oder anderen wohl zu viel", verriet der Schlussmann.

Er selbst sei aber mit seinen damals 22 Jahren "eine coole Socke" gewesen und ruhig geblieben. Dass er am Ende noch drei Gegentore kassierte und Schalke nur mit Mühe das Remis über die Runden rettete, fühlte sich für Pabst und Co. nach Durchgang zwei trotzdem gut an.

"Die zweite Hälfte war die Hölle. Es war nur noch ein Spiel auf ein Tor – unseres", erinnerte sich Pabst. "Ab und zu hat der Franz dem Sepp einen Ball zurückgespielt, damit der nicht einschläft, ansonsten hat sich alles vor meiner Nase abgespielt." Sein Team sei - anders als in den ersten 45 Minuten - "wie blockiert" gewesen.

Nach dem legendären 5:5 stand Pabst in der besagten Saison noch vier weitere Partien im Tor, von denen Schalke zwei gewann, eine verlor und ein Unentschieden holte. Danach kehrte Stammkeeper Nigbur zurück.