22.09.2022 13:04 Uhr

Warum Lewandowskis Raketenstart den FC Bayern schmerzt

Robert Lewandowski zog es vom FC Bayern zum FC Barcelona
Robert Lewandowski zog es vom FC Bayern zum FC Barcelona

Beim FC Barcelona macht Robert Lewandowski genau dort weiter, wo er beim FC Bayern aufgehört hat: mit Toren am Fließband. Der Traumstart des Polen bei den Katalanen trifft den deutschen Rekordmeister angesichts seines holprigen Saisonstarts an einem wunden Punkt.

Eine kleine Spitze gegen seinen langjährigen Arbeitgeber konnte sich Robert Lewandowski dann doch nicht verkneifen.

"Einen Schub" habe ihm der Abgang vom FC Bayern und der Wechsel zum FC Barcelona gegeben, und sein "Selbstwertgefühl gestärkt", sagte der 34 Jahre alte Torjäger zu Wochenbeginn auf einer Pressekonferenz der polnischen Nationalmannschaft. Zudem sei der Weg zum Ballon d'Or "bei Barca kürzer als bei Bayern".

Ob Lewandowski sein lang ersehntes Traumziel tatsächlich erreicht, womöglich schon im ersten Jahr bei seinem neuen Klub, bleibt abzuwarten.

Anlaufschwierigkeiten hat der zweitbeste Torschütze der Bundesliga-Geschichte in Katalonien aber jedenfalls nicht.

Viel Lob, aber torlos gegen den FC Bayern

Achtmal stand Lewandowski für Barca bislang in Pflichtspielen auf dem Platz. Elf Treffer erzielte er.

"Mir fällt bald kein Lob mehr für ihn ein. Er ist ein Anführer, ein Gewinner, einfach ein unglaublich fantastischer Neuzugang", sagte Trainer Xavi nach Lewandowskis Dreierpack in der Champions League gegen Viktoria Pilsen.

Dass Lewandowski ausgerechnet beim 0:2 gegen seinen Ex-Klub in der Königsklasse Ladehemmung hatte und damit in München durchaus für Erstaunen sorgte, schmälert den positiven Gesamteindruck kaum.

Robert Lewandowski beim FC Barcelona "gefeiert wie ein Gott"

Vor allem dank des Angreifers herrscht rund um Barca nach einer Horror-Saison und den anhaltenden Negativschlagzeilen aufgrund der finanziellen Schieflage eine Menge Aufbruchstimmung.

Lewandowski werde in Barcelona "gefeiert wie ein Gott", erklärte der frühere Europameister und Spanien-Experte Bernd Schuster gegenüber "Bild". "Das darf aber keinen wundern. Der wird sein Leben lang treffen und auch dieses Jahr 40 Tore machen."

Sogar 50 waren es in Lewandowskis letzter Saison beim FC Bayern - in 46 Pflichtspielen. Lief es beim Starensemble von der Isar einmal nicht rund, war es häufig der frühere Dortmunder, der mit seinem untrüglichen Torinstinkt den Knoten zerschlug.

FC Bayern fehlt das "Zielwasser"

Dieser "Dosenöffner" fehlt den Münchnern jetzt. Viermal in Folge blieb das Team von Trainer Julian Nagelsmann zuletzt in der Bundesliga sieglos. Ein großes Manko dabei war die mangelhafte Chancenauswertung.

"Wir müssen das Zielwasser trinken und dann diszipliniert, fokussiert und gierig, Tore zu machen, in die Spiele gehen", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach der 0:1-Pleite zuletzt gegen den FC Augsburg, "weil so können wir die Spiele in der Bundesliga nicht gewinnen".

Thomas Müller, lange Jahre kongenialer Nebenmann von Lewandowski, gab zu, die "neue Situation" in der Offensive ohne einen "klaren Zielspieler" biete "eine Angriffsfläche", zumindest so lange die Ergebnisse nicht stimmten.

Umso bitterer, dass sich ausgerechnet Sadio Mané, der Robert Lewandowski als Superstar und Torjäger beim FC Bayern beerben sollte, seit Wochen im Formtief befindet und auch Spieler wie Serge Gnabry nicht oder nicht konstant ihre Top-Leistungen abrufen.

Plant der FC Bayern einen Winter-Transfer?

Lewandowskis Raketenstart bei Barca und Bayerns Schwächeperiode sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die schon vor der Saison davor warnten, den Unterschiedsspieler abzugeben, ohne einen hochkarätigen Neuner als Ersatz zu verpflichten.

Für die laufende Spielzeit scheint dieser Zug abgefahren zu sein. Der Name Harry Kane geistert zwar schon seit Wochen an der Säbener Straße umher. Ein ernsthaftes Thema könnte der Star von Tottenham Hotspur aber erst im kommenden Sommer werden.

Spekulationen über die Verpflichtung eines Stürmers im Winter, wie die Gerüchte um Benficas Goncalo Ramos, verwies "Sky" zudem ins Reich der Fabeln. Salihamidzic und Vorstandschef Oliver Kahn planen im Januar definitiv keinen Transfer für die Offensive, hieß es.

So dürfte zumindest in den nächsten Monaten noch der ein oder andere Spieler und vielleicht auch Verantwortliche aus München neidisch nach Barcelona schauen.

Tobias Knoop