23.09.2022 16:25 Uhr

Droht Hertha BSC erneut der Abstiegskampf?

Sandro Schwarz (M.) hat bei Hertha BSC noch einige Arbeit vor sich
Sandro Schwarz (M.) hat bei Hertha BSC noch einige Arbeit vor sich

Nach der Horror-Saison 2021/2022 sollte bei Hertha BSC unter dem neuen Trainer Sandro Schwarz alles besser werden. Erste Fortschritte sind zwar zu erkennen. Dennoch gibt es noch einige große Baustellen bei den Berlinern.

Sechs Punkte aus sieben Bundesliga-Begegnungen - exakt genauso stand Hertha BSC auch in der vergangenen Saison da, die am Ende fast im Abstieg endete.

Trotzdem blieb dieses Mal ein positiver Gesamteindruck vor der Länderspielpause. "Ich finde, dass wir sehr stabil auftreten, dass wir auch gerade in den letzten drei Spielen punktetechnisch etwas mitgenommen haben", sagte Coach Sandro Schwarz nach dem ärgerlichen Last-Minute-Remis in Mainz.

Zugleich sei jedoch "das Gefühl da, es hätte der ein oder andere Punkt mehr sein können", gestand der 43-Jährige, dessen umgebautes Team noch einige Baustellen aufweist.

Ladehemmung im Angriff

Erst sieben mickrige Treffer hat die eigentlich recht prominent besetzte Offensive der Berliner zustande gebracht. Auffällig: Keines der Tore wurde von einem der fünf Mittelstürmer im Kader erzielt.

Während dem verletzten Jessic Ngankam sowie Nachwuchs-Juwel Derry Scherhant in dieser Hinsicht sicher kein Vorwurf gemacht werden kann, ist die bisherige Ausbeute für die übrigen drei Neuner Wilfried Kanga, Davie Selke und Stevan Jovetic sicher kein Ruhmesblatt.

Speziell von Kanga hatten sich die Verantwortlichen mehr Durchschlagskraft im Sechzehner erhofft, der Franko-Ivorer tut sich trotz aller Bemühungen aber noch schwer. Gleichwohl mangelt es auch an geeigneten Zulieferern für den 1,89 Meter großen Neuzugang.

Zu wenig Souveränität nach Führungen

Schon drei Mal mussten sich die Schützlinge von Sandro Schwarz in dieser Saison nach Führungen mit Punkteteilungen begnügen. Gegen Frankfurt, Leverkusen und Mainz wurden so mögliche Dreier verspielt.

Auch der Trainer spürt die Ungeduld im Umfeld auf noch bessere Resultate, "weil du dann direkt schon die Belohnung haben willst für das, was wir produzieren."

Der Mannschaft ist anzumerken, dass sie will und bis hierhin auch alle an einem Strang ziehen, was in der jüngeren Vergangenheit nicht immer so war.

Bei acht Neuzugängen und sieben Verletzten sind Schwankungen jedoch kaum zu vermeiden - auch innerhalb eines Spiels. Nicht zuletzt deshalb schaffen es die Berliner noch nicht, Führungen über die Zeit zu bringen.

Ein letzter Nebenkriegsschauplatz

Im Vergleich zu den chaotischen Vorjahren ist es bei Hertha BSC momentan auffällig ruhig. Einziger Unruheherd der vergangenen Tage war Ex-Keeper Rune Jarstein, der den Verein wegen seiner Kündigung in Folge eines heftigen Disputs mit Torwart-Coach Andreas Menger verklagt hat.

Der Norweger, der 2014 in die Hauptstadt gewechselt war und bei den Fans hohes Ansehen genoss, war nach dem Streit suspendiert worden. Geschäftsführer Fredi Bobic hatte wenige Tage später erklärt, dass der Verein eine Auflösung von Jarsteins Vertrag anstrebe.

Wie es scheint, will der Keeper die Kündigung in dieser Form allerdings nicht akzeptieren. Ein unliebsamer Nebenkriegsschauplatz für den Klub, der mit Hauptdarstellern wie Investor Lars Windhorst und Kurzzeit-Trainer Jürgen Klinsmann die Boulevard-Blätter zu lange mit Nahrung versorgt hat.

Wie die aktuellen Hertha-Profis zur Causa Jarstein stehen und ob es sie in ihrer alltäglichen Arbeit beschäftigt, ist nicht bekannt.

Heiko Lütkehus